Die Stuttgarter Volleyballerinnen kämpfen derzeit um die deutsche Meisterschaft. Doch selbst wenn das MTV-Team erstmals den Titel holt, würde der Verein wohl auf die Teilnahme an der Champions League verzichten. Denn dort droht ein finanzielles Verlustgeschäft.

Stuttgart - Nach der ebenso bitteren wie unglücklichen 2:3-Heimpleite im ersten Play-off-Spiel um die Meisterschaft gegen den SSC Palmberg Schwerin waren die Stuttgarter Volleyballerinnen auch deshalb so enttäuscht, frustriert und wütend auf den Schiedsrichter, weil sie genau wussten: Nun wird es enorm schwer, doch noch den ersten DM-Titel zu holen – schließlich müssen sie neben den beiden restlichen Heimspielen zumindest einmal in Schwerin gewinnen. Da half es auch nichts, dass Felix Koslowski vor dem zweiten Duell an diesem Mittwoch (18.10 Uhr/Sport 1) von einer Vorentscheidung nichts wissen wollte. „Stuttgart spielt eine überragende Saison“, erklärte der SSC-Trainer, „so ein qualitativ gutes Team hatte der MTV noch nie.“

 

Und wenn der Traum der vom Titel trotzdem platzt? Können sich die Stuttgarterinnen wohl nicht mal mit der Teilnahme an der Champions League trösten. Weil ihr Verein, Stand heute, für die Königsklasse erneut nicht melden wird. „Wir können uns die Champions League nur leisten, wenn wir einen Sponsor finden, der dies finanziert“, sagt Geschäftsführer Aurel Irion. Und ein solcher Geldgeber ist aktuell nicht in Sicht.

Überschüsse werden zur Schuldentilgung verwendet

Der Verzicht auf die Königsklasse bedeutet nicht, dass in Stuttgart schlecht gewirtschaftet wird. Im Gegenteil. Erstmals schließt der Bundesligist eine Saison mit einem „deutlichen Plus“ (Irion) ab. Allerdings steht das Geld nicht zur Verfügung, um es in das Abenteuer Champions League zu stecken. Mit dem Überschuss werden laut Irion Schulden getilgt.

Weil auf die Vereine in der Königsklasse nicht nur hohe Reisekosten zukommen, sondern sie auch für die TV-Übertragungen, den Videobeweis oder die Reisespesen der Schiedsrichter und Offiziellen bezahlen müssen, kalkuliert Irion mit Ausgaben zwischen 100 000 und 150 000 Euro. Auf der anderen Seite stehen Einnahmen von maximal 50 000 Euro, so wie zuletzt im zweitklassigen CEV-Cup, in dem die Stuttgarterinnen im Halbfinale standen und eine schwarze Null schrieben. In diesem Wettbewerb würde der MTV gerne wieder mitmischen. „Wir haben Deutschland dort gut vertreten“, meint Irion, „ich hoffe, dass wir erneut im CEV-Cup spielen dürfen.“

Königsklasse ohne die beiden besten deutschen Teams?

Auch der SSC Schwerin überlegt noch, ob er (anders als vor einem Jahr) den Startplatz in der Champions League wahrnimmt. „Wir versuchen alles, schließlich bedeutet Stagnation Rückschritt“, sagt Geschäftsführer Andreas Burkard, der den Kostenunterschied zwischen Königsklasse und CEV-Cup auf einen Betrag zwischen 75 000 und 125 000 Euro beziffert: „Mehrerlöse, die diese Summe rechtfertigen würden, gibt es allerdings nicht. Bei uns müsste die Gesamtheit der Sponsoren diese Ausgaben tragen, sonst können wir nicht in der Champions League spielen.“

Die Königsklasse ohne die beiden besten deutschen Teams? Das würde die Volleyball-Bundesliga enorm bedauern. „Es wäre ein großer Imageverlust für den deutschen Volleyball“, sagt VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung, der allerdings keine Möglichkeit sieht, die Clubs zu unterstützen – außer mit einer klaren Forderung an den europäischen Verband: „Die Champions League muss endlich so vermarktet werden, dass die Vereine an den Einnahmen partizipieren können und nicht noch drauflegen müssen.“