Michaela Mlejnkova ist zurück bei Allianz MTV Stuttgart. Das freut die tschechische Außenangreiferin, aber auch die Verantwortlichen des Volleyball-Bundesligisten – weil ihr Team nun neben Krystal Rivers eine weitere verlässliche Punktesammlerin hat.

Stuttgart - Es ist ja keineswegs so, dass Allianz MTV Stuttgart in den vergangenen beiden Jahren nicht genügend Qualität im Kader gehabt hätte. Immerhin holten die Volleyballerinnen 2019 die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Zugleich war die Taktik des Teams allerdings auch ziemlich berechenbar: Fast immer wenn es eng, kritisch, wichtig wurde, landete der Ball bei Krystal Rivers. Die beste Angreiferin der Bundesliga richtete es zumeist, aber eben auch nicht immer. Vor allem im Pokalfinale 2020 gegen den Dresdner SC, als fünf Matchbälle nicht zum Sieg reichten, hätte die US-Amerikanerin, die zudem aus einer mehrwöchigen Verletzungspause kam, mehr Unterstützung benötigt. Diese wird sie nächste Saison erhalten – von einer Rückkehrerin.

 

Ein Witz wurde Wirklichkeit

Schon als Michaela Mlejnkova Stuttgart vor zwei Jahren verlassen hat, war sie stark. Nun ist sie noch stärker. Sagt Giannis Athanasopoulos. „Ihre Entwicklung ging natürlich voran“, erklärt der Trainer von Allianz MTV Stuttgart und des tschechischen Nationalteams. „Sie ist weiter gewachsen – auf und neben dem Feld.“ Insofern waren alle überrascht, als aus einem Witz tatsächlich Realität wurde.

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Zuletzt schlug Mlejnkova in Polen auf, mit Developres SkyRes Rzeszów stand sie zweimal im Pokalfinale, holte Bronze und Silber in der Meisterschaft. Normalerweise sind Spielerinnen ihrer Klasse für einen Bundesligisten nicht mehr finanzierbar. Insofern hat es MTV-Sportchefin Kim Renkema eher als Spaß verstanden, als sie Mlejnkova bei einem zufälligen Treffen auf dem Flughafen in Bergamo im Frühjahr 2019 zuraunte, es sei an der Zeit für eine Rückkehr. Auch die tschechische Nationalspielerin nahm diese Bemerkung nicht weiter ernst. Doch dann infizierte das Coronavirus die Gesellschaft. Und den Sport.

Mlejnkova (24) hatte einige Offerten vorliegen, selbst Asien war eine Option. Entschieden hat sie sich aber für Stuttgart. Und die Sicherheit. „Das Gesundheitssystem hier ist perfekt. Zudem ist viel wert, wenn man weiß, dass das Gehalt jeden Monat in voller Höhe überwiesen wird“, sagt die Außenangreiferin, „und auch sonst passt in Stuttgart alles: Mannschaft, Umfeld, Stadt – es fühlt sich an, als sei ich nur eine Woche weg gewesen. Es ist großartig.“ Das findet auch Giannis Athanasopoulos.

Mlejnkova soll Verantwortung übernehmen

Der Meister-Trainer hat nun einen enorm starken Kader beisammen, vor allem was die Schlagkraft angeht. Krystal Rivers geht in ihr drittes Jahr in Stuttgart, dazu kommen vier Außenangreiferinnen von Format. Mit Michaela Mlejnkova als Führungsfigur. „Sie wird bei uns eine sehr wichtige Rolle spielen“, sagt Athanasopoulos, „vor allem in schwierigen Situation sind wir nun wesentlich flexibler.“ Das war das Ziel von Kim Renkema. „Michaela soll bei uns Verantwortung übernehmen“, sagt die Sportchefin des Bundesligisten, „wir haben jetzt zwei Punktemacherinnen im Team.“ Entsprechend hoch sind die Ziele.

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Zunächst wollen die MTV-Volleyballerinnen die kleine Chance nutzen, in die Gruppenphase der Champions League einzuziehen. Das Pokalfinale steht jedes Jahr auf dem Zettel. Und natürlich die Meisterschaft – die Michaela Mlejnkova besonders wichtig ist. Weil sie mit dem Play-off-Format eine Rechnung offen hat. 2016, 2017 und 2018 stand sie mit dem Stuttgarter Team in der Finalserie, dreimal musste sie sich mit der Silbermedaille begnügen: „Der DM-Titel fehlt mir noch“, sagt sie, „auch deshalb bin ich nun wieder hier.“ Wobei offen ist, ob sie zurückgekommen ist, um zu bleiben.

Neue Saison startet am 4. Oktober

Unterschrieben hat Mlejnkova einen Ein-Jahres-Vertrag, in der internen Gehaltstabelle liegt sie angeblich knapp hinter Krystal Rivers. Weil auch der Kontrakt der US-Amerikanerin, der ihr rund 50 000 Euro netto pro Saison einbringen soll, im Mai 2021 ausläuft, ist die neue Runde, die am 4. Oktober mit einem Heimspiel gegen die Roten Raben Vilsbiburg beginnt, enorm wichtig für den MTV. Es gilt, sportlich möglichst viel abzuräumen. Und auch dadurch den Wohlfühlfaktor so hochzuschrauben, dass die Chance besteht, die Stars, die im Ausland ein Vielfaches verdienen könnten, ein weiteres Jahr zu halten. „Wenn es nur um die Finanzen ginge, hätten wir keine Chance“, sagt Kim Renkema, „aber jetzt müssen wir die Saison erst mal spielen – zumal die Corona-Krise längst noch nicht ausgestanden ist.“

Oder anders ausgedrückt: Es ist ziemlich sinnlos, schon heute über die Qualität von morgen nachzudenken.