Der Kader von Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart für die nächste Saison ist so gut wie komplett. Die Verantwortlichen des Vizemeisters sind sich sicher, dass ihr Team nicht schlechter aufgestellt ist als bisher.

Stuttgart - Die Volleyball-Bundesliga macht Pause bis Ende Oktober – da ist jede Nachricht wichtig, um im Gespräch zu bleiben. Die jüngste Geschichte spielt in Brasilien, dort schlägt die deutsche Nationalmannschaft derzeit in der neu gegründeten Nations League auf. Beim sensationellen 3:1-Erfolg über das Team des Gastgebers mischten auch zwei Stuttgarterinnen mit: Zuspielerin Pia Kästner (19) stand lange auf dem Feld, Neuzugang Jana Franziska Poll (30) immerhin ein paar Minuten. „Darauf sind wir schon stolz“, sagt MTV-Sportchefin Kim Renkema, die sich vor allem über die Entwicklung von Kästner freut: „Sie macht ihre Sache super gut.“

 

Was nicht ganz unwichtig ist, schließlich soll die talentierte Zuspielerin nächste Saison ihre Kolleginnen vermehrt in Szene setzen. Zu diesen gehört dann auch Sarah Wilhite (22). Die Außenangreiferin kommt von UYBA Volley Busto Arsizio aus Italien, und Renkema erwartet viel von ihr: „Sie ist physisch sehr stark, soll möglichst viele Punkte machen und uns in der Annahme stabilisieren.“ Wilhite ist nach Krystal Rivers und Madison Bugg die dritte neue US-Amerikanerin. Was zum einen daran liegt, dass es in den USA ein großes Reservoir an guten Spielerinnen gibt. Und zum anderen an Tamari Miyashiro. Sie ist nicht nur Co-Trainerin bei Allianz MTV Stuttgart, sondern auch im US-Nationalteam. Sie kennt den Markt in Übersee, ihre Kontakte helfen Kim Renkema – die aber auch selbst gute Argumente hat. „Bei uns kann man um Titel spielen“, sagt die Stuttgarter Sportchefin, „und die Bundesliga ist mittlerweile so stark, dass sie interessant ist für gute Spielerinnen, die sich weiterentwickeln wollen.“ Diese Aussicht hat auch Sarah Wilhite gefallen.

Nur eine Libera und eine Mittelblockerin fehlen noch

Bis auf eine Libera als Ergänzung zu Eigengewächs Annie Cesar und eine Mittelblockerin ist der Kader für die nächste Saison komplett. Zwar spricht niemand in Stuttgart davon, nach vier Finalteilnahmen in Folge nun endlich die Meisterschaft holen zu wollen, überzeugt von ihren Neuzugängen aber sind die Verantwortlichen allemal. „Wir haben gut eingekauft, doch das tun der SSC Schwerin und der Dresdner SC auch“, meint Renkema, „für uns ist deshalb vor allem wichtig, dass wir uns von der individuellen Qualität her ganz sicher nicht verschlechtert haben.“ Das Problem: Im Volleyball kommt es nicht nur auf die Stärke des Einzelnen an. Die Mannschaft muss funktionieren. „Ziel ist, dass sich das Team möglichst schnell findet“, sagt die MTV-Sportchefin, „wenn das gelingt, werden wir wieder um die Top-Plätze spielen.“ Davon ist auch Aurel Irion überzeugt: „Wir sind so gut besetzt wie vergangene Saison.“

Diese endete zwar ohne Titelgewinn, dafür aber mit reichlich Lob für die geleistete Arbeit. Und einem Angebot. Geschäftsführer Irion hätte Sprecher der Frauen-Bundesliga werden können. Er selbst sah diese Offerte auch als Wertschätzung für das, was in Stuttgart geleistet wird. Abgelehnt hat er trotzdem. „Wenn wir im Verein strukturell weiter wären, hätte ich es mir überlegt“, sagt er, „doch aktuell haben wir in Stuttgart noch genügend Baustellen, auf die wir uns konzentrieren müssen.“

Organisatorisch gibt es noch einiges zu optimieren, und wenn Allianz MTV Stuttgart sich nicht nur sportlich, sondern auch finanziell auf Augenhöhe mit der Konkurrenz aus Dresden und Schwerin bewegen und Titel holen will, muss der Etat (derzeit 1,4 Millionen Euro) laut Aurel Irion um mindestens 30 Prozent erhöht werden. Das genießt Vorrang, zumal der MTV-Geschäftsführer nicht das Gefühl hat, die Stimme Stuttgarts würde innerhalb der Liga nicht zählen. „Wir werden gehört, wenn auch nicht immer gerne, weil wir kritisch sind“, sagt er, „diese Haltung zu bewahren, das geht auch ohne Amt.“