Der TV Rottenburg kann im Kampf gegen das Aus in den Play-offs mit einer großen Kulisse rechnen. Der Volleyball-Bundesligist empfängt am Samstag (19.30 Uhr) den TV Düren in der Tübinger Paul-Horn-Arena.

Rottenburg - An der Abendkasse dürften die Menschenschlangen lang werden. Die Brauerei aus dem Nachbarort hat Freibier versprochen, und die Zuschauer bekommen als Dreingabe freien Eintritt in Tübingens größte Disco. Wenn der Volleyball-Bundesligist TV Rottenburg am Samstag (19.30 Uhr, Paul-Horn-Arena Tübingen) den TV Düren zum zweiten Spiel des Play-off-Viertelfinales empfängt, dann hört sich das nach Saisonhöhepunkt an. Oder Saisonausklang. Immerhin benötigen die Rottenburger nach der 0:3-Auftaktniederlage einen Sieg, um ein drittes Spiel für die Entscheidung zu erzwingen.

 

Hans Peter Müller-Angstenberger indes wird den Samstagabend weder als Höhepunkt noch als Ausklang verbuchen. Der Trainer des Volleyballclubs aus der Bischofsstadt hat seine eigene Sichtweise auf das Duell mit Düren. „Für uns ist das ein Zwischenspiel“, sagt der 42-Jährige. Soll heißen: entweder geht es nach der Partie am Wochenende weiter in das Entscheidungsspiel um den Halbfinaleinzug – oder der Blick richtet sich ganz schnell auf die Weiterentwicklung in der nächsten Spielzeit. „Wir haben mit diesem Team noch etwas vor“, sagt Müller-Angstenberger.

Die Play-offs werden als Zugabe gewertet

Zunächst soll aber mit einem Sieg am Samstag die Tür zu einer weiteren Partie am nächsten Mittwoch in Düren aufgestoßen werden. Und dann sei der erste Halbfinaleinzug in der achtjährigen Bundesligageschichte des TVR erstmals realistisch. Diese Möglichkeit haben sich die Rottenburger mit Tabellenplatz sechs in der Hauptrunde erarbeitet und konnten so bei ihrem sechsten Viertelfinaleinzug erstmals die Pre-Play-offs umgehen. Dabei haben sie im entscheidenden Spiel um die Endplatzierung bereits einen Saisonhöhepunkt erlebt, als sie ihr Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten CV Mitteldeutschland nach einem 0:2-Satzrückstand noch mit 3:2 gewannen. „Hätten wir da verloren, wäre über dieser Saison ein anderer Geist gestanden“, sagt Müller-Angstenberger.

So aber werden die Play-offs als Zugabe gewertet. „Wir sind mit der Saison sehr zufrieden“, sagt Daniel Mey. Der neue Geschäftsführer erlebte in seiner ersten Spielzeit einen Anstieg der Zuschauerzahlen auf durchschnittlich mehr als 2000, was ihm bei der Suche nach einem neuen Hauptsponsor Argumente liefert. Mey blickt auch zufrieden auf die positive Entwicklung der Mannschaft, die nach einem Umbruch mit sechs neuen Spielern „den besten Saisonstart aller Zeiten“ hatte. Sechs Siege zum Auftakt bescherten dem TVR zwischenzeitlich sogar die Tabellenführung.

Team mit viel Potenzial und guten Perspektiven

Dann kam der Einbruch. In den nächsten 14 Spielen holten die Rottenburger nur noch fünf Siege. Verletzungen der Zuspieler Federico Cipollone und Philipp Jankowski spielten ebenso eine Rolle wie die durch den Start entstandene Erwartungshaltung. Die hat auch der Trainer etwas befeuert, als er zum Jahreswechsel mit Platz fünf erstmals ein konkretes Saisonziel ausgab. „Da bin ich ein bisschen vorgeprescht“, sagt Hans Peter Müller-Angstenberger, von dem Druck abgefallen ist, als sein junges Team mit dem Sieg gegen Mitteldeutschland „in einem einzigen Spiel die Saison zu einer unserer besten“ gemacht habe.

Und es kann noch besser werden, wenn das „Zwischenspiel“ am Samstag den Weg ins Halbfinale eröffnen sollte. Bereits in Düren waren die Rottenburger auf Augenhöhe, verloren zwei Sätze nur denkbar knapp 23:25. Und wenn es nicht klappen sollte, dann blickt man beim TVR dennoch mit Vorfreude in die etwas weiter entfernte Zukunft. Viel Potenzial und gute Perspektiven bescheinigt Müller-Angstenberger dem Team mit einigen Routiniers und zahlreichen Talenten – auch weil bei vielen die Neuorientierung mit Studium oder Beruf neben dem Leistungssport dann abgeschlossen sei. Der Trainer hofft, dass alle in Rottenburg bleiben und den Weg weiter mitgehen: „Den Spielern ist ja auch nicht entgangen, dass da etwas zurückkommt.“