Vom hauseigenen Talent zur Integrationsfigur für die Jüngeren: Patrick Köder führt die Zweitliga-Mannschaft des SV Fellbach seit Jahren als Zuspieler an – und darüber hinaus seit Saisonbeginn als Kapitän.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Oben, immer am selben Stützpfeiler, steht der Vater, im Zweifel allein so stimmgewaltig wie ein ganzer Fanblock. Daneben bangt die Mama mit dem Filius und dessen Teamgefährten. Beide, Brigitte und Alfred Köder, waren mal ziemlich gut in ihrer Sportart in ihrer Stadt. Unten, auf dem Spielfeld in der Gäuäckerhalle I, geht der Sohn voran. Ihre Sportart ist auch seine. Patrick Köder führt die Zweitliga-Volleyballer des SV Fellbach seit Jahren als Zuspieler an – und darüber hinaus seit Saisonbeginn als Kapitän. Der 27-Jährige ist in seiner Stadt vom hauseigenen Talent zur Integrationsfigur gereift.

 

Patrick Köder wohnt noch im Elternhaus zentral in Oeffingen. Hier ist er zu Hause. Hier hat er als Dreikäsehoch angefangen, Volleybällen nachzujagen. Tennis hatte er beim TV Oeffingen vorher schon gespielt, aber Tennis hatte keine Chance. „Es hat sich früh abgezeichnet, in welche Richtung es geht“, sagt er. Bald schenkte er den kleineren Bällen weniger Beachtung. Mit den größeren schlug er sich nach dem Erstkontakt beim TVOe im Trikot des TSV Schmiden und in jenem des SV Fellbach herum. Der Junior Patrick, die ganze Familie Köder ist in dieser Stadt in allen drei großen Sportvereinen zu Hause.

Der Junior Patrick war Stammgast in der Gäuäckerhalle I

Schon als kleiner Kerl war der lange Kerl, 1,98 Meter groß, Stammgast in der Gäuäckerhalle I. Zu Erstliga-Zeiten rund um die Jahrtausendwende war er Ballkind, sah Simon Tischer (zu)spielen: später Champions-League-Sieger mit dem VfB Friedrichshafen, zweimaliger Olympia-Teilnehmer und mittlerweile, als Kapitän, zurück beim Erstliga-Topteam am Bodensee. Vor Simon Tischer war Michael Dornheim der prägende Passgeber des SV Fellbach. Viele Jahre nach Simon Tischers Abschied im Frühling 2002 verteilt nun Patrick Köder auf ziemlich hohem, dem zweithöchstem Niveau weithin erfolgreich Bälle.

Der Spielmacher war beim Zweitliga-Aufstieg 2012 bereits Teil des ersten Fellbacher Teams. Danach trug er an wesentlicher Stelle mit dazu bei, dass der SVF in den Jahren 2015 und 2016 die Meisterschaft in der zweithöchsten Spielklasse eroberte. Unter jenen Akteuren, die gerade das Aufgebot des Tabellensiebten bilden, hat außer Patrick Köder bloß noch Valentino Nadale alle drei Titel in dieser Dekade gewonnen. Ein paar der Erfahrenen haben aufgehört. Auch Marvin Klass, der hoch geschätzte Vorgänger im Kapitänsamt. Patrick Köder beeindruckte dessen Umsicht, dessen Gefühl für die Balance im Gefüge. „Im Nachhinein hätte ich mir nur gewünscht, mehr darauf geachtet zu haben“, sagt der Oeffinger und grinst. Denn er ist dem Gefährten nicht bloß in beruflicher Hinsicht nachgefolgt: Patrick Köder absolviert seit 2016 – das war auch der Weg von Marvin Klass – bei einem Sponsor ein duales Studium im Fachgebiet Dienstleistungsmanagement. Nun ist der Spielmacher einer der Erfahrensten: der Klassensprecher nach Klass, der Kapitän.

„Mir macht das Amt Megaspaß“, sagt Patrick Köder. Jetzt ist es an ihm, mit dem Trainer zu reden, wenn es etwas zu besprechen gibt. Mit den jungen Spielern. „Ich muss auf sie zugehen“, sagt er. Diese Aufgabe gefällt ihm, passt eh zu seinem Naturell. Dass den Zweitliga-Verbund des SV Fellbach „ein gewachsener Kern und extrem gute Stimmung“ (Köder) auszeichnet, ist nicht zuletzt eben auf den Spieler zurückzuführen, der seit seinen ersten Tagen als Erdenbewohner in der Stadt wohnt. „Ich bin ein bissle ein Quatschkopf, verbreite gern gute Laune“, sagt Patrick Köder.

Der große Blonde als integrativer Anführer

Fehlt er mal an einem Übungsabend, fehlt dem Vernehmen nach mehr als nur der Sportler. Der gesamte Ablauf profitiert von seiner Präsenz – das gesamte Team. „Wir sind sehr zufrieden mit ihm in seiner Rolle als Kapitän. Er ist zuverlässig und gilt mit seiner Motivation und seinem Engagement neben Valentino als großes Vorbild“, sagt Thiago Welter, der Trainer. Der Brasilianer hat mit mehr jungen Kräften einen Umbruch im Kader zu bewältigen. Ohne Marvin Klass oder Yannick Harms, „zwei Raketen“ (Köder). Dass der Verbund auch nach diesem Umbruch in der zweiten Liga noch gut dasteht, hat viel mit den integrativen Anführern zu tun. „Wir haben hier die Fähigkeit, neue Spieler richtig gut und schnell aufzunehmen“, sagt Patrick Köder.

Manchmal denkt der große Blonde, über Jahre hinweg einer der versiertesten Zweitliga-Zuspieler, darüber nach, was wohl passiert wäre, hätte er – wie einst Marvin Klass – eine Chance in der höchsten Spielklasse erhalten. Eine Anfrage hätte ihm schon zugesagt; vermutlich hätte er aber trotzdem abgesagt. „Ich glaube nicht, dass ich gegangen wäre“, schätzt Patrick Köder, dessen Freundin Alicia Eisele ebenfalls beim SV Fellbach Volleyball spielt: „Ich hänge schon sehr an der Heimat.“