Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart stehen vor einer spannenden Saison: Weil die Mannschaft gut besetzt ist – aber trotzdem niemand weiß, wohin die Reise geht. Doch ist das nur eine von mehreren ungeklärten Fragen.

Stuttgart - Die erste Pflichtaufgabe ist abgehakt. Durch zwei 3:0-Siege gegen Sliedrecht Sport haben die Stuttgarter Volleyballerinnen den Sprung in die dritte und letzte Runde der Champions-League-Qualifikation geschafft. Das Problem: die Duelle gegen die überforderten Niederländerinnen taugen nicht als Standortbestimmung. Vor dem Pokal-Knüller an diesem Samstag (19.30 Uhr, Scharrena) gegen den Dresdner SC gibt es viele offene Fragen.

 

Wie stark ist Allianz MTV Stuttgart?

Die Verantwortlichen sind überzeugt, mehr individuelle Qualität im Kader zu haben als in der Vorsaison. Weil es gelungen ist, Molly McCage und Paige Tapp zu halten – für Sportchefin Kim Renkema „der beste Mittelblock der Liga“. Weil in Krystal Rivers eine Diagonalangreiferin verpflichtet wurde, die laut Trainer Giannis Athanasopoulos „den Unterschied ausmachen kann“. Und weil die Mischung aus Erfahrung und Talent stimme. Doch Renkema weiß auch: „Individuelle Qualität ist wichtig – aber nicht das Wichtigste.“

Es geht nun darum, ein Team zu finden und zu formen. Bisher fehlt es noch an der Abstimmung, im Angriff wie in der Abwehr – auch weil die WM-Teilnehmerinnen Pia Kästner, Jana Franziska Poll und Sarah Wilhite (USA) erst seit ein paar Tagen in Stuttgart sind. Der Coach fordert Zeit – und weiß zugleich, dass er keine hat. Weil die Ziele hoch sind. „Wir wollen in der Meisterschaft und im Pokal ins Finale“, sagt Geschäftsführer Aurel Irion, und Kim Renkema erklärt: „Wir wollen beide Titel angreifen.“ Dass ihr Team dafür stark genug ist, daran hat sie keine Zweifel. „Ich bin sicher, dass wir unsere Qualität aufs Feld bringen werden“, sagt die Sportchefin, „ich glaube zu 100 Prozent an diese Mannschaft.“

Wie gut ist die Konkurrenz?

Die Prognose ist klar: Der SSC Schwerin, der Dresdner SC und Allianz MTV Stuttgart machen die Titel unter sich aus. Meister Schwerin gewann den Supercup gegen Pokalsieger Dresden 3:1 – und überzeugte dabei voll. Der SSC hat in Denise Hanke die beste Zuspielerin der Liga, dank Neuzugang McKenzie Adams (aus Aachen), mit der auch Renkema intensiv verhandelt hat, den stärksten Außenangriff. Dazu einen in der Breite bestens besetzten Kader. „Schwerin ist der große Favorit“, sagt die MTV-Sportchefin. Und Irion erklärt: „Der SSC bleibt das Maß der Dinge.“

Das wäre auch der Dresdner SC gerne. Trainer Alexander Waibl hat das Double als Ziel ausgegeben. Der DSC hat sein Team enorm verstärkt, trotzdem wundert man sich in Stuttgart, dass der Konkurrent sich selbst derart unter Druck setzt. „Die Dresdner Mannschaft ist gut“, meint Irion, „aber das ist schon eine mutige und sehr selbstbewusste Aussage.“

Wie läuft der Pokal-Wettbewerb?

Schon im Achtelfinale kommt es zum Duell zwischen Vizemeister und Pokalsieger. Für Allianz MTV Stuttgart und den Dresdner SC steht an diesem Samstag enorm viel auf dem Spiel. „Wer verliert, für den ist das erste Ziel futsch“, sagt Kim Renkema, „deshalb ist dieses Spiel enorm wichtig. Es kann die Richtung für eine ganze Saison vorgeben – und dafür kommt es sehr früh.“ Zu früh, wie die MTV-Sportchefin findet. Deshalb fordert sie, eine Setzliste einzuführen. Damit die Topteams frühestens im Viertelfinale aufeinander treffen können. „Ich glaube nicht, dass es für den Pokal gut ist, wenn entweder Stuttgart oder Dresden schon in der ersten Runde rausfliegt“, sagt sie, „so ein Wettbewerb lebt doch davon, dass am Ende die stärksten Mannschaften um den Einzug ins Finale kämpfen.“

Wie geht die Champions League weiter?

In der dritten Runde der Qualifikation treffen die Stuttgarterinnen auf CSM Volei Alba Blaj. Das Hinspiel in Rumänien findet am Mittwoch statt, das Rückspiel in der Scharrena am 13. November. Der Sieger steht in der Gruppenphase, in der sich die 20 besten europäischen Teams tummeln werden. „Dort wollen wir hin“, sagt Kim Renkema, „doch Blaj ist ein starker Gegner. Das werden spannende Duelle.“ Gegen wen es in der Gruppenphase ginge, steht schon vorher fest: Die Auslosung ist bereits an diesem Freitag.

Ist die Saison finanziell gesichert?

Die Konkurrenten SSC Schwerin und Dresdner SC verfügen über einen Etat von jeweils 1,8 Millionen Euro, wobei der DSC einräumt, dass sein Etat noch nicht gänzlich gedeckt ist. „Das würde ich nicht wollen“, sagt MTV-Geschäftsführer Irion, der 600 Dauerkarten verkauft hat (150 mehr als vor einem Jahr): „Wenn ich in eine Saison gehe, möchte ich Sicherheit haben.“ Allianz MTV Stuttgart plant mit einem Etat von 1,4 Millionen Euro, auf der Einnahmeseite gibt es laut Irion kein Risiko. Allerdings auch keinen Puffer. „Stand heute“, sagt er, „gibt es keinen Raum für Nachverpflichtungen.“