Der ehemalige Nationalspieler, zum Abschluss seiner Profikarriere einst vier Jahre lang Erstliga-Passgeber am Kappelberg, verbringt wieder Zeit in der Gäuäckerhalle I und leitet die zweite Mannschaft in der dritten Liga an.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Paul Duerden war später, im Jahr 2001, mit Paris Volley Champions-League-Sieger. Dabei der emsigste Punktesammler der Endrunde, de facto einer der hochkarätigsten Schmetterstars weltweit. „The Kid“, wie ihn die Fans in seiner kanadischen Heimat nannten, hätte allerdings keine Chance bei der Wahl zum besten aller Volleyballer im Trikot des SV Fellbach. Zu wechselhaft war noch, mit 21 und 22 Jahren, seine Saison beim Erstligisten im Schwabenland, von dem er sich 1997 wieder verabschiedete. Kandidaten wären andere, allesamt deutsche Vizemeister 1998. Der Australier Benjamin Hardy, später ebenfalls ein Weltklasse-Volleyballer. Dirk Oldenburg, damals der vortrefflichste Diagonalangreifer im Land. Christian Metzger vielleicht. Stjepan Masic oder Holger Werner, die Männer der Mitte mit der Qualitätsballannahme. Und vorneweg wohl: Michael Dornheim, der Zuspieler mit dem so gut wie perfekten Zuspiel. Jetzt, ein halbes Berufsleben später, ist er zurück beim SV Fellbach – als Trainer. Michael Dornheim zeichnet fortan – nach hartnäckigem Anklopfen der Abteilungsleiterin Alexandra Berger – für die zweite Vertretung des Vereins verantwortlich, die im Frühjahr in die dritte Liga aufgestiegen ist.

 

Michael Dornheim hat zuletzt die höchste Trainerlizenz erworben

Die ersten Trainingseinheiten hat der Familienvater an der immer noch vertrauten Wirkungsstätte bereits hinter sich. „Mir hat es Spaß gemacht, ich hoffe, den Jungs hat es auch Spaß gemacht“, sagt der 49-Jährige. Michael Dornheim hat zuletzt die höchste Trainerlizenz erworben, aber nun ist er kein Profi mehr in der Gäuäckerhalle I wie vor 20 Jahren, sondern einer, der, wenn auch auf bekanntem Terrain, neue Pfade betritt. „Ich lerne jetzt mal die andere Seite kennen“, sagt Michael Dornheim, der Trainer: „Ich muss genau überlegen, was ich mache und wie ich es mache.“

Seine Spieler sollen ja was davon haben, vorwärtskommen beim regelmäßigen Zusammenkommen. Spieler, die am Netz ihre Freizeit verbringen – wie ihr Trainer, der seit 1998 bei einem großen Stuttgarter Autobauer arbeitet. Der beruflichen Anforderungen wegen wird Michael Dornheim nicht jedes Training leiten und seiner Mannschaft von Ende September an auch nicht bei jedem Spiel zur Seite stehen können. Deshalb soll sich in den nächsten Wochen noch kompetente Unterstützung finden für den A-Lizenz-Inhaber. Aber Michael Dornheim will selbst oft präsent sein, so oft wie möglich. „Ich freue mich total auf die Aufgabe. Das Thema hat mich gereizt, ich möchte dem SV Fellbach auch etwas zurückgeben“, sagt der Trainerneuling mit dem Höchstmaß an Volleyball-Kompetenz.

Insgesamt hat Michael Dornheim 192 Länderspiele absolviert

Michael Dornheim war schon mit 20, im Trikot des Hamburger SV, deutscher Meister. Zweimal, 1989 mit dem Hamburger SV und 1990 mit dem TSV Milbertshofen, feierte er den Pokalsieg. Danach verteilte der Passgeber beim VfB Friedrichshafen die Bälle, war zweimal Dritter und 1994 Zweiter mit seinem Team hinter dem SV Bayer Wuppertal. Während seiner Zeit am Bodensee, im Jahr 1993, gewann er auch die Wahl zum Volleyballer des Jahres in dieser Republik. Vierte Plätze bei den Europameisterschaften 1991 und 1993 garnierten diese Schaffensperiode des immer noch jungen Zuspielers. Insgesamt hat Michael Dornheim 192 Länderspiele absolviert, die letzten davon während seiner abschließenden Profistation beim SV Fellbach. Am Kappelberg war der Mann fürs Feine vier Jahre lang, von 1995 bis 1999, die zentrale Kreativkraft, erlebte „Höhen und Tiefen“ am vierten Domizil seiner Profibemühungen, sportlichen Aufbruch und finanziellen Einbruch, Vizemeisterschaft und Finanzdesaster, schöne und unschöne Momente. Anschließend hat er noch ein wenig für den TSV Schmiden Volleyball gespielt, zuletzt auch zu den insgesamt sieben deutschen Senioren-Titeln des Nachbarn beigetragen.

Nun steht Michael Dornheim wie vor bald 20 Jahren wieder in der Gäuäckerhalle I. „Da, wo wir einst Volleyball-Schlachten geschlagen haben“, ist er jetzt tatsächlich Trainer: der Zuspieler mit dem so gut wie perfekten Zuspiel, der trotz Paul Duerden, Dirk Oldenburg, Stjepan Masic oder Holger Werner wohl beste Volleyballer überhaupt beim SV Fellbach.