Bei den beiden Vorrundenturnieren der Nations League in Stuttgart und Ludwigsburg fährt der DVV ein dickes Minus ein. Offenbar auch, weil zu wenig geworben worden ist.

Stuttgart - Die Fußball-Profis in Dortmund werden von der gelben Wand unterstützt, auch die Fans auf den Tribünen anderer Stadien bekunden ihre Vereinstreue gerne in Farbe – wahlweise in blau, rot, weiß oder grün. Die deutschen Volleyballerinnen spielen aktuell in der Nations League in Stuttgart vor der schwarzen Wand, mit stimmungsvoller Anfeuerung aber hat das nichts zu tun. Im Gegenteil. Die Organisatoren haben in der Porsche Arena vier große, dunkle Vorhänge vor einen Teil der Sitzplätze gezogen, damit bei der TV-Übertragung nicht ganz so deutlich wird, wie leer es in der Halle ist. Nur 1338 Zuschauer wollten zum Auftakt das 2:3 im Duell gegen Olympiasieger und Vize-Weltmeister China sehen. Das ist schade für die Volleyballerinnen. Und ein großes Problem für den deutschen Verband.

 

Der ohnehin notorisch klamme DVV (Jahresetat: vier Millionen Euro) macht in Stuttgart und Ludwigsburg, wo von Freitag bis Sonntag die deutschen Männer ihr vorletztes Vierer-Vorrundenturnier austragen, ein Minus zwischen 200 000 und 300 000 Euro. „Sportlich ist die Teilnahme an der Nations League alternativlos“, sagt der für Hallenvolleyball zuständige DVV-Vizepräsident Heinz Wübbena, „aber dieses Defizit tut uns schon sehr weh.“

Ein Defizit wie in Stuttgart kann sich der DVV nicht öfter leisten

In der Nations League spielen jeweils 16 der weltbesten Teams nach dem Modus jeder gegen jeden, Deutschland ist sieben Jahre lang gesetzt. Sportlich ist es enorm reizvoll, sich mit den Stärksten zu messen, erst recht, wenn man den Anspruch hat, sich in der erweiterten Weltspitze zu etablieren. Finanziell aber ist das Risiko hoch. Denn jedes Jahr muss der DVV in Hallen, die laut Vorgabe des Weltverbandes mindestens 5000 Zuschauer fassen, zwei Vorrunden-Turniere ausrichten, eines bei den Frauen, eines bei den Männern. Und klar ist für Wübbena: „Ein Defizit wie nun in Stuttgart und Ludwigsburg können und wollen wir uns keinesfalls siebenmal nacheinander leisten.“

Rund eine Million Euro kosten den DVV die sechs Spieltage in der Porsche-Arena und der MHP-Arena. Neben den (zu wenigen) Zuschauern und den Sponsoren tragen auch die deutschen Mannschaften zur Finanzierung bei: Wie immer erhalten die Aktiven für ihre Einsätze zwischen Mai und Oktober im Nationaltrikot keinen Cent, zudem landen ihre in der Nations League erspielten Prämien (zwischen 100 000 und 130 000 Euro) komplett auf dem leeren Konto des Verbandes. „Das macht mich betroffen“, sagt Wübbena, „aber anders würde es nicht gehen.“ Wirklich nicht? Zumindest was die Resonanz des Publikums angeht, zweifelt Martin Walter an dieser Aussage.

Die württembergischen Bundesligisten ziehen mehr Zuschauer an

Auch der Präsident des Landesverbandes Württemberg ist angesichts der leeren Tribünen in der Porsche-Arena enttäuscht. Aber nicht überrascht. Klar war, dass Spieltage unter der Woche und spät am Abend schwer zu verkaufen sein würden. Umso wichtiger wäre es nach Meinung von Walter gewesen, seinen Landesverband und die Bundesligisten in Württemberg viel mehr in die Veranstaltung einzubinden. Und diese auch sonst wesentlich intensiver zu bewerben, zum Beispiel mit Plakaten. „Da hat der klamme Verband an der falschen Stelle gespart“, sagt Walter, „das kann man viel besser machen, wie unsere Bundesligisten Woche für Woche beweisen, indem sie mehr als 1300 Leute anziehen. Der DVV hat eine große Chance verpasst, Volleyball erfolgreich zu präsentieren. Das ist schade.“ Und bleibt zugleich eine Aufgabe für die Zukunft.

Der DVV bereut sein Ja zur Nations League nicht. Und weiß doch, dass er das neue Konstrukt besser vermarkten muss. „Länderspiele auf diesem hohen sportlichen Niveau müssen in einer deutschen Großstadt wie Stuttgart einfach mehr Zuschauer anlocken, zumal wir auch nicht weniger geworben haben als für vergleichbare Veranstaltungen“, sagt Heinz Wübbena, der dennoch für die Zukunft zuversichtlich ist: „Für die Vorrundenspiele, die wir 2019 ausrichten, kennen wir die Gegner schon jetzt, spielen zum Beispiel bei den Männern gegen Polen. Das sind bessere Voraussetzungen für die anstehenden Verhandlungen mit Sponsoren und möglichen Ausrichterstädten.“

Ziel ist, in einem Jahr nicht mehr vor einer schwarzen Wand zu spielen. Sondern vor einem schwarz-rot-goldenen Fanblock.