Die WM-Qualifikation der deutschen Volleyballer ist gelungen. In Ludwigsburg ließen die Deutschen die Konkurrenz hinter sich. Nun will der Bundestrainer Vital Heynen seinen Spielern das nötige Selbstvertrauen vermitteln.

Ludwigsburg - Das Tattoo auf Georg Grozers rechter Wade verrät, um was es ihm in seinem Sport geht. Der derzeit bekannteste deutsche Volleyball-Nationalspieler mag die ganz großen Spiele, die ganz großen Turniere. „Olympia 2012“ ist auf der Wade zu lesen, darüber die fünf Ringe Olympias. Dort war er schon, in London ging für die breite Öffentlichkeit sein Stern am deutschen Volleyballhimmel auf. Dort will er wieder hin, 2016 nach Rio de Janeiro.

 

Der erste Schritt ist der Nationalmannschaft mit dem stark aufspielenden Georg Grozer in Ludwigsburg bei der gelungenen Qualifikation für die WM in Polen gelungen. „Es ist sehr wichtig für uns, bei der Weltmeisterschaft dabei zu sein. Dadurch können wir wichtige Punkte für die Weltrangliste sammeln, die uns dann später in der Olympiaqualifikation einfachere Gegner bringen“, sagte der Bundestrainer Vital Heynen mit Weitsicht.

Deutschland setzt sich gegen die Konkurrenz durch

Es war ein Turnier ganz nach dem Geschmack des Diagonalangreifers Grozer und seines Trainers Heynen. Ohne auch nur einen Satz zu verlieren, setzten sich die Deutschen gegen Estland, Kroatien und die Türkei durch und holten sich souverän den ersten Platz, der zur Teilnahme an der WM im September berechtigt. Es waren sportliche Statements der Deutschen, die im letzten Spiel gegen die als gut eingeschätzten Türken die mit 3650 Zuschauern ausverkaufte MHP-Arena zum Kochen brachten – und Vital Heynen an Zuversicht gewinnen ließen, dass 2014 das Jahr des Erfolges für den deutschen Volleyball werden könnte.

Es gab viele beeindruckende Momente beim abschließenden 3:0 (25:17, 25:19, 25:19) gegen die Türkei – beispielsweise der Aufschlag beim Spielstand von 24:19 im zweiten Satz für die deutsche Mannschaft: Georg „Hammer-Schorsch“ Grozer nahm sich den Ball und machte seinem Spitznamen alle Ehre, indem er die Kugel mit einem Ass zur 2:0-Satzführung über das Netz drosch, so dass kein Türke auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte. „Das sind Situationen, die zeigen, dass wir uns weiterentwickelt haben. Wir sind da, wenn wir wichtige Punkte brauchen“, sagte Heynen am Ende des Turniers.

Nur knapp eine Stunde nach der erfolgreichen WM-Qualifikation berief er seine Mannschaft bereits zur ersten Teamsitzung für die kommende Weltmeisterschaft ein. „Um Weltmeister zu werden, musst du 15 Spiele gewinnen, drei davon haben wir schon hinter uns“, sagte Heynen zuversichtlich. „2013 haben wir versucht, eine Mannschaft zu formen, aber jetzt haben wir das Jahr 2014 – und da zählen nur Erfolge. Es wird keine Ausreden mehr geben, es ist mir egal, wer verletzt ist oder war, es ist das Jahr, in dem wir gewinnen wollen.“ Seine Mannschaft müsse noch begreifen, wie gut sie eigentlich ist, nur wenige Spieler wie Grozer wüssten ihre Stärke einzuschätzen, sagte der Bundestrainer.

Die Spieler können das Topniveau mithalten

„Das ist ein deutsches Problem“, sagte Vital Heynen, der aus Belgien kommt, „daran werden wir arbeiten müssen. Jeder unserer Spieler kann auf einem absoluten Topniveau mithalten.“ Und der Bundestrainer weiß auch schon, wie das funktionieren soll: mit dem Modewort „YOLO“. Ausgeschrieben bedeutet die englische Abkürzung „You only live once“, übersetzt also „du lebst nur einmal“. Das, so Heynen, müssten seine Spieler begreifen. „Vielleicht ist es die einzige Chance in deinem Leben, an einer WM teilzunehmen. Also fahre dort hin und gebe alles, was du hast. Wenn du dann scheitern solltest, hast du dir nichts vorzuwerfen, und wenn alles klappt, hast du Geschichte geschrieben. So einfach ist das“, sagte der Bundestrainer.

„Es ist schwer zu sagen, wo wir stehen. Jetzt kommt erst mal eine längere Pause mit der Nationalmannschaft – aber für die WM sehe ich uns in einer guten Position“, erklärte der deutsche Außenangreifer Denis Kaliberda und unterstützte damit die Theorie Heynens. Kaliberda war neben Georg Grozer einer der entscheidenden Faktoren in den drei Qualifikationsspielen in Ludwigsburg. In der Partie gegen Estland, bei dem Grozer und der Mittelblocker Tim Broshog geschont wurden, war aber auch die Breite der Mannschaft sehr gut erkennbar. Auch dieses Spiel wurde souverän gewonnen, „auch mit Hilfe des überragenden Publikums, das wie eine Wand hinter uns stand“, sagte Kaliberda. Er war nicht der Einzige, der immer wieder den Beitrag der Fans herausstellte.