Ute Busch spielte in ihrer Jugend für eine australische Volleyball-Mannschaft und nun hebt die Kapitänin nicht nur mit den TSF Ditzingen in der Regionalliga zu Höhenflügen ab.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Im Grunde hatte Ute Busch keine Chance, dem Volleyball zu entkommen. Als kleines Mädchen begleitete sie in ihrer Heimatstadt Hagen ihre Mutter regelmäßig in die Halle, um ihr beim Spiel zuzuschauen. In der Schule besuchte sie natürlich die Volleyball-AG und schloss sich schließlich einem Verein an, wo sie bereits als Teenager in der Frauen-Mannschaft des Letmarther TV in Iserlohn aufs Feld marschierte. „Ich bin eben an die falschen Leute gekommen“, beschreibt sie die frühe Emanzipation heute scherzhaft mit einem Augenzwinkern.

 

Ute Busch verdingte sich mit 16 Jahren auch als Volleyball-Exportschlager made in Germany, in Australien wurde sie gar für ein Auswahlteam des Bundesstaates Queensland nominiert, spielte im Miniturnier gegen New South Wales sowie die neuseeländische Nord- und Südinsel. „Das war eine klasse Erfahrung, auch wenn Volleyball dort nicht den Stellenwert besitzt wie in Deutschland“, erzählt die 29-Jährige.

Und dann landete sie nach dem Abitur 2013 in Stuttgart. Erst als Praktikantin, „weil sich das Angebot zum Girls-Day so spannend las“, wie sie meint, „sonst wäre ich kaum hierher gekommen“; aus der Praktikantin wurde eine duale Studentin – und eine Volleyballspielerin, die für den TSV Georgii Allianz Stuttgart am Netz blockte und die Bälle schmetterte. Fünf Jahre in der Regionalliga und zwei sogar in der dritten Liga – nun spielt Ute Busch seit drei Jahren für die TSF Ditzingen, die in der Regionalliga an diesem Sonntag (15 Uhr) die VSG Mannheim zum Duell erwarten. „Wir peilen einen Sieg an“, sagt die Kapitänin.

Als Neuzugang war sie zum Oberliga-Team gestoßen, das in der vergangenen Saison aufgestiegen ist. Und nun befindet sich die Mannschaft von Trainer Lothar Benz erneut auf einem kleinen Höhenflug, der Neuling mischt oben mit und könnte womöglich in die dritte Liga klettern. Für Ute Busch keine unbekannte Situation – erstens besitzt sie Drittliga-Erfahrung und zweitens kennt sie sich mit Fliegen hervorragend aus. Die Wirtschaftsingenieurin besitzt einen Gleitschirm, die nötigen Scheine wie Lizenzen und sie fährt deshalb immer wieder an den Alpenrand, um abzuheben, zu schweben und abzuschalten vom hektischen Treiben auf dem Planeten – mal startet sie vom Nebelhorn bei Oberstdorf, mal vom Tegelberg beim Schloss Neuschwanstein.

Fliegen als Ausgleich für Sport und Beruf

„Ein Schnupperkurs auf der Schwäbischen Alb hat mich angefixt“, verrät sie, aus dem Interesse wurde erst eine Lust und schließlich eine Gier, die selbst die Liebe zum Volleyball nicht bremsen konnte. Denn nur Fliegen ist schöner, oder auf jeden Fall mindestens so schön. Höherklassige Engagements kommen für Ute Busch daher nicht infrage, mehr als zweimal pro Woche trainieren plus eine Partie am Wochenende will sie für den Ballsport nicht aufbringen. „Den Ausgleich in der Luft zu schweben, benötige ich“, betont sie und erinnert daran, dass ja auch das Berufsleben noch einige Zeit fordert.

Ein Dilemma droht der Spielführerin

Das könnte die TSF-Akteurin jedoch in ein Dilemma stürzen, sollte Ditzingen sich tatsächlich für die dritte Liga qualifizieren. Womöglich würde Trainer Benz einen dritten Trainingsabend einfordern, um die Mannschaft aufs nächsthöhere Niveau zu heben – schließlich will das Team nicht Niederlage um Niederlage einfahren und in der Liga als willfähriger Punktelieferant firmieren. Die Grundlagen, dem entgegenzuwirken, sind vorhanden, im Pokal haben die TSF-Frauen kürzlich Drittligist VfB Ulm aus dem Weg geräumt. Ute Busch ist hin- und hergerissen, was ihre sportliche Zukunft betrifft. Die dritte Liga ist ebenso reizvoll wie das Gleitschirmfliegen, und sie würde alles versuchen, um „beides unter einen Hut zu bekommen“. Nach dem, was die Frau bislang alles gemeistert hat, sollte ihr auch das gelingen.