Der Sportverein will mit seinem Frauen-Team im Profi-Volleyball starten – ein wichtiger Schritt ist gemacht: Der Club hat einen namhaften Hauptsponsor gefunden.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Vielleicht müssen sie in Volleyball-Deutschland bald eine neue Übersichtskarte basteln, mit der visualisiert wird, wo die Proficlubs beheimatet sind. Wo Stuttgart, Dresden, Wiesbaden und Potsdam aus den Frauen-Ligen liegen, ist allgemein bekannt, schwieriger wird es bei Suhl und Vilsbiburg – und womöglich kommt bald ein Örtchen dazu, das als Antwort auf die 250 000-Euro-Frage bei der Show „Wer wird Millionär?“ dienen könnte. Was ist Flacht?

 

Die Antwort dürften nur die Eingeweihten der Volleyball-Szene kennen: Flacht ist Ortsteil der Gemeinde Weissach im Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg. „Wir haben einen Meilenstein auf dem Weg in die zweite Liga Pro erreicht“, sagt Michael Kaiser nicht ohne leisen Stolz, „wir sind unserem Ziel deutlich nähergekommen, dort per Wildcard einen Startplatz zu erhalten.“ Die eingleisige Liga soll aus zwölf Teams bestehen, plus zwei, die ein Sonderspielrecht erhalten. Der Meister steigt auf, die zwei Letztplatzierten müssen runter in die zweigleisige zweite Liga. Derzeit spielen die TSV-Frauen in der Bezirksliga.

Schmuck-Hersteller ins neuer Hauptsponsor

Der Manager des Projektes Zweite Bundesliga Pro beim TSV Flacht hat seine Vision ein ordentliches Stück weit in die Realität transferiert, denn mit süßen Träumen wurde noch nie Profisport realisiert, dazu ist seit jeher harte Währung vonnöten. Am Donnerstag verkündeten Kaiser und Matthias Heimberg den Schluss einer Sponsoring-Partnerschaft. Das internationale Schmuck-Unternehmen Binder aus Mönsheim wird die Abteilung des Sportvereins mindestens zwei Jahre lang unterstützen.

„Für uns ist das Timing gerade sehr gut“, sagte Heimberg, der Geschäftsführer des weltweit agierenden und 1910 gegründeten Unternehmens, „die Werte, die wir vertreten, sind nahezu deckungsgleich.“ Und Nick Binder, der Managing Director Binder GmbH, fügte hinzu: „Die Blaubären Flacht wollen sich langfristig in der Zweiten Bundesliga Pro etablieren – wir streben an, mit dem Verein gemeinsam zu wachsen und sowohl unsere Marke als auch die Mannschaft weiterzuentwickeln.“

Einen der wichtigsten Verträge auf dem Weg in die Welt des Profitums hat der TSV Flacht damit sicher im Safe liegen. Der Mindestetat für die Erteilung einer Wildcard, die für einen unterklassigen Club nötig ist, liegt bei etwa 70 000 Euro pro Saison, für eine wettbewerbsfähige Mannschaft sollte das Budget aber besser zwischen 120 000 und 150 000 Euro liegen – und das streben die eifrigen Macher um Kaiser an. „Wir wollen nicht zur Lachnummer der Liga werden und auch kein Kanonenfutter sein“, betont der TSV-Manager.

Zwei Teams, die diese neue Liga als Sprungbrett für den Aufstieg in Liga eins nutzen wollen, kalkulieren bereits mit einem Etat von 250 000 Euro. Ganz so ambitioniert sind sie im Heckengäu freilich nicht. Wie groß das Scherflein ist, das das Schmuck-Unternehmen aus Mönsheim zur finanziellen Prosperität der Flachter Volleyball-Abteilung der Frauen beiträgt, bleibt vorerst ein Geheimnis; aber zweifellos sollte es sich um eine ordentliche fünfstellige Summe handeln.

Zwischen Club und Sponsor bestanden Verbindungen

Der kleine TSV Flacht schmückt sich auf seinem Weg nach oben. Für ihr Engagement erhält das Unternehmen zwei besonders prominente Sponsorenrechte. Auf der Trikot-Vorderseite wird der Namenszug der Schmuck-Manufaktur zu sehen sein, darüber hinaus taucht er im Namen der Zweitliga-Mannschaft auf. Sie wird als Binder Blaubären Flacht bei der Volleyball-Bundesliga (VBL) geführt werden. „Es wird ein Mehrwert für beide Partner sein“, betont Michael Kaiser, „sowohl für uns als Verein als auch für das Unternehmen.“

Nun war es nicht so, dass sie in der Chefetage der Binder GmbH ungeduldig wie ein Sechsjähriger aufs Christkind gewartet hätten, dass ein Sportverein um einen Termin für ein Sponsorengespräch bittet, völlig überraschend wie die Jungfrau zum Kinde sind die beiden Partner aber auch nicht zusammengekommen. Zwischen TSV und dem Schmuckhersteller gab es bereits Berührungspunkte, einige Personen des Flachter Clubs besaßen persönliche Kontakte zu der Firma im benachbarten Mönsheim. Die Basis war vorhanden.

Ende Januar müssen die Zahlen vorliegen

Mit dieser Partnerschaft können Kaiser und Konsorten (zu denen auch Volleyball-Tausendsassa Jan Lindenmair zählt) einen „Erledigt“-Haken hinter eine wichtige Aufgabe setzen. Doch damit ist das Sponsorenportfolio noch längst nicht so dick, dass es keinen Platz mehr in der Kartei hätte. „Wir haben bereits einige mündliche Zusagen“, verrät Kaiser, „und wir haben auch schon einige Termin im kommenden Jahr, bei denen wir über Partnerschaften reden.“ Mehr aber verrät der Flachter nicht, die Namen von zwei weiteren potenziellen Hauptsponsoren will er erst nennen, wenn die Unterschriften final unters Vertragswerk gesetzt sind.

Bis Ende Januar müssen die Zahlen bei der VBL vorliegen, ein Viertel des anvisierten Jahresetats müssen die Clubs mit geschlossenen Verträgen belegen. Michael Kaiser ist überzeugt, dass diese Hürde vom TSV Flacht übersprungen wird. „Wir haben unseren Mindestetat im Grunde zusammen“, versichert er, „aber wir wollen natürlich noch was draufsatteln.“ Es hat ganz den Anschein, dass der Verein und die Binder Blaubären Flacht gerüstet sind für die Herausforderung Zweite Bundesliga Pro – und dann weiß zumindest Volleyball-Deutschland, wo das Örtchen Flacht liegt.