Um Pfingsten herum wird auf der Hohenheimer Straße nichts mehr gehen. Dann will die SSB AG abgenutzte Gleise erneuern. Der Verkehr soll durch anliegende Tempo-30-Zonen umgeleitet werden. Das Chaos scheint programmiert.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Stuttgart - So oder so: Uwe Schäfers wird Frust verursachen. Ohne Ärger zu erregen, kann der Planer der Stuttgarter Straßenbahnen AG diese Baustelle nicht beginnen. Die Stadtbahn-Gleise zwischen den Haltestellen Olgaeck und Bopser müssen erneuert werden. Sechs Tage sind für die Bauarbeiten um Pfingsten herum veranschlagt. Dafür wird die Hohenheimer Straße in Richtung des Stadtzentrums teilweise und in Richtung Degerloch komplett gesperrt. Der Betrieb der Stadtbahnlinien U 5, 6 und 7 wird ebenfalls eingestellt.

 

„Vor neun Jahren haben wir das schon einmal gemacht“, sagt Schäfers – damals jedoch anders. Die Stadtbahn fuhr, die Straße war grundsätzlich nur teilweise gesperrt. Weil aber Arbeiter samt Baugerät immer die Gleise räumen mussten, wenn eine Bahn kam, „gab es trotzdem Stau bis zum Neckartor“, sagt Schäfers. „Jetzt ziehen wir das mit einem Mal durch.“

In Untertürkheim ging es nur im Schritttempo voran

Der Grund für die Arbeiten sind Beschwerden über Vibrationen, die der Stadtbahnverkehr auf abgenutzten Gleisen verursacht. Die Erschütterungen sollen mittels eines Spezialverfahrens beseitigt werden, das den Stadtbahnbetrieb während der Bauzeit grundsätzlich verbietet.

Was die Autofahrer erwartet, war in den vergangenen Wochen in Untertürkheim zu besichtigen. Dort erneuerte die SSB mit eben jenem Verfahren und gleichen Beschränkungen die Gleise am Karl-Benz-Platz vor dem Inselbad, der für Busse und Bahnen wie für den Autoverkehr im Bezirk ebenfalls von zentraler Bedeutung ist. Autofahrer auf dem Weg aus Untertürkheim heraus kamen nicht einmal im Schritttempo voran.

Der Unmut der motorisierten Verkehrsteilnehmer ist allerdings nicht die größte Sorge des Bezirksbeirats Mitte, sondern das, was die Anwohner entlang der Umleitungsstrecken erwartet. Die Bauarbeiten sind zwar für die Tage rund um das Pfingstwochenende geplant, also erst in knapp vier Wochen, aber die Lokalpolitiker hatten sich die Erklärung der Pläne in aller Eile auf der Tagesordnung für ihre Sitzung am vergangenen Montag ergänzen lassen – als „Punkt null“. Zwar bereiten die Straßenbahner die Baustelle schon seit zwei Jahren vor. Mehrere städtische Ämter und die Polizei sind an den Plänen beteiligt, aber die Botschaft erreichte die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle erst Ende vergangener Woche. Schon wenn sie sich verbreitet, „wird Unbill entstehen“, sagt sie. „Da bin ich mir sicher.“ Und zwar in den umliegenden Wohnvierteln, insbesondere dem Stitzenburgviertel.

Anwohner sollen per Flugblatt informiert werden

Der Autoverkehr der Hohenheimer Straße soll auf die Alexander- und die Danneckerstraße umgeleitet werden, mithin auf Anliegerstraßen mit Engpässen, die Raser ausbremsen sollen. Auf der gesamten Umleitungsstrecke gilt Tempo 30. Die Fahrspuren in stadteinwärtiger und –auswärtiger Richtung trennt nicht einmal ein Mittelstreifen. Auf diese Sträßchen „eine Hauptverkehrsader umzuleiten, ist abenteuerlich“, sagt Kienzle. „Dort gibt es drei Kindergärten und einen Abenteuerspielplatz.“

Ungeachtet dessen seien die Wege „alternativlos“, sagt Schäfers. Abgesehen davon, dass diese Vokabel bei den Lokalpolitikern im Stadtzentrum ungeliebt ist, hält nicht nur Kienzle die Umleitungspläne keineswegs für alternativlos. „Zur Vollsperrung gibt es keine Alternative“, sagt der Sozialdemokrat Andreas Hofmann. „Aber eine alternative Umleitung über die Olgastraße wäre sicher sehr hilfreich.“ Die mehr oder minder geradlinige Verbindung zwischen Olgaeck und der Neuen Weinsteige scheinen die Planer schlicht vergessen zu haben. Der Bezirksbeirat fordert, sie zu ergänzen.

In den nächsten Tagen wollen die Straßenbahner zunächst die Anwohner mittels Flugblättern über das informieren, was auf sie zurollt. Allerdings hält der Bezirksbeirat die geplante Auflage von 3500 Stück für deutlich zu gering, überdies die Information für mangelhaft. Bei den Anliegern hofft das Verkehrsunternehmen auf Nachsicht, bei den Autofahrern auf Weitsicht. Schon einige Tage vor Baubeginn sollen am Charlottenplatz Hinweisschilder auf das Bevorstehende montiert werden – in der Hoffnung, dass Autofahrer die Strecke von sich aus weiträumig umfahren.