Deine Freunde haben das Genre der Kindermusik revolutioniert. Jetzt werden sie Coaches bei „The Voice Kids“. Ein Gespräch mit Flo über seine Zeit bei Echt, Rolf Zuckowski und rücksichtslose Eltern.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Florian Sump (38), Vater von zwei Kindern, ist ein Drittel von Deine Freunde, die jetzt das neue Album „Helikopter“ veröffentlicht haben. Deine Freunde gehen 2020 auf Tour und gastieren am 15. März in der Stuttgarter Porsche-Arena. Zum Teil kommen heute seine ehemaligen Bandmitglieder von Echt mit ihren Kindern zu den Konzerten. Mit Lukas Nimscheck von Deine Freunde wird Flo 2020 Coach bei der TV-Sendung „The Voice Kids“.

 

Florian Sump, sind Kinder das kritischste oder das beste Publikum?

Sie sind vielleicht beides.

Inwiefern?

Wenn Kritik kommt, ist die ungefiltert. Kinder überlegen sich vorher nicht, wie sie das in möglichst freundliche Worte verpacken. Wir bekommen meistens dann Kritik, wenn wir Lieder nicht spielen. Bei mittlerweile fünf Alben können wir aber leider nicht alles spielen.

Warum sind Kinder das beste Publikum?

Kinder sind nicht besser als Eltern, es haben beide Parteien Spaß bei den Konzerten. Ich glaube, dass die Erlebnisse von Familien, bei denen wirklich alle Spaß haben, beschränkt sind. Kinder dürfen bei uns im eigenen Bereich vorne vor der Bühne stehen. Das heißt, dass wir die auch am lautesten hören und sie uns beflügeln.

„Wir haben festgestellt, dass es nicht ganz so rücksichtsvolle Erwachsene gibt

Warum haben Sie einen extra Kinderbereich?

Bei unserer ersten Tour 2012 haben wir festgestellt, dass es drei, vier nicht ganz so rücksichtsvolle Erwachsene gibt, die sich dann mit ihrem Kind auf den Schultern in Reihe 3 stellen, damit sie die beste Sicht haben. Das sorgt bei allen anderen für schlechte Laune. Deshalb haben wir diesen Kinderbereich eingeführt. Das war eine richtige Entscheidung: Kinder singen und feiern viel gelöster mit, wenn sie nicht neben ihren Eltern stehen und vorne Teil von einer Crowd sind. Das ist dann nicht so peinlich, wie vor Mama und Papa doll abzugehen.

Und Eltern müssen sich keine Sorgen machen, dass jemand verloren geht, weil jedes Kind ein Armband mit Handynummern der Erziehungsberechtigten bekommt.

Wir wissen um die Sensibilität dieses Themas. Das ist für viele ein Schritt, ihr Kind in größeren Hallen 90 Minuten vorne in den springenden Pulk reinzulassen. Da gehen wir sorgsam mit um. Das Sicherheitspersonal vor Ort besteht meist aus harten Jungs. Denen erklären wir, worauf sie achten sollen. Es geht ja nicht darum, irgendwelche Besoffenen rauszuziehen. Die müssen schauen, dass es den Kindern gut geht.

„Wir haben Rolf Zuckowski auch das neue Album vorgespielt“

Sie sind als Deine Freunde nicht nur die Nachfolger von Rolf Zuckowski, sondern auch mit ihm befreundet.

Wir haben ihm auch das neue Album vorgespielt und ein Bier zusammen getrunken. Das macht er immer, obwohl wir jetzt unsere eigene kleine Plattenfirma gegründet haben und nicht mehr bei seiner Firma erscheinen. Es hätte bestimmt Geschäftspartner gegeben, die dann die Beziehung beendet hätten. Rolf ist da anders. Wir eifern ihm insofern nach, dass wir auch immer mehr selbst machen. Wie er auch.

Wie hat sich Kindermusik verändert?

Wir haben das Genre eigentlich noch nie mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, wir haben einfach angefangen. Mittlerweile gibt es aber tolle neue Sachen, die einen ähnlichen Ansatz wie wir haben. Die trauen Kindern etwas zu.

Eigentlich ist Ihr Publikum sogar jünger geworden. Sie waren elf Jahre alt, als Sie Schlagzeuger bei der Teenieband Echt wurden.

Es ist schön, dass Teile aus der alten Crew dabei sind, wenn wir auf Tour sind. Aber das ist das Einzige, was aus meinem alten Leben übrig geblieben ist. Ich fühle mich heute nicht mehr so eingesperrt. Wir lebten als Echt sehr isoliert in unserer eigenen kleinen Blase. Mit Deine Freunde ist das Gegenteil der Fall. Alles ist auf Austausch ausgelegt. Es bringt einfach immer Spaß. Die Echt-Fans haben uns auf ein Podest gehoben, waren zum Teil hysterisch. Da fühlst du dich dann auch anders, obwohl ich am Ende doch auch nur eine Wurst bin. So etwas machen Kinder nicht. Wenn die mich auf der Straße sehen, freuen die sich. Das war’s schon.

„Ich musste schlichtweg arbeiten und Geld verdienen“

Nach Ihrer Zeit bei Echt sind Sie irgendwann in einer Kita gelandet.

Erst mal hing ich eineinhalb Jahre rum – und habe Sachen gemacht, die ich davor nicht machen konnte: Freunde treffen, abhängen, Filme glotzen und Pizza bestellen. Und, zack, waren eineinhalb Jahre vorbei. Ich musste schlichtweg arbeiten und Geld verdienen, weil ich ja nicht ausgesorgt hatte. Musik war das Einzige, was ich konnte. Ohne Abitur und Studium stand mir nach dem Ende von Echt nicht gerade die Welt offen. Ich konnte meinen Zivildienst ums Eck bei mir in einer Kita machen. Das ist anstrengend, aber spannend, dass man jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt wird. Ich habe gelernt, wie Kinder oft unterschätzt werden und wie krass sie es honorieren, wenn man ihnen anders begegnet. Irgendwann habe ich angefangen, mit denen Musik zu machen. Wir haben Beats laufen lassen, sie haben getanzt und Spaß gehabt. Musik muss man nicht verstehen, sondern einfach nur fühlen. So ist übrigens der erste Song „Schokolade“ entstanden.