Ende der siebziger Jahre brachte Apple seinen ersten Computer heraus. Schon damals dachte das Unternehmen an die Kunden - und nicht nur an die Technik.

Stuttgart - So etwas traut sich nur Apple. Und das vor einem Millionenpublikum. Bei einem seiner letzten Auftritte auf der Entwicklerkonferenz WWDC präsentierte Steve Jobs im Juni das neue Betriebsystem fürs iPhone – und dessen „fantastische neue Funktionen“. Zu denen zählt die Möglichkeit, das Smartphone künftig auch ganz ohne Anschluss an einen Computer nutzen zu können. Bei den Geräten der Konkurrenz längst eine Selbstverständlichkeit. Ein Jahr zuvor hatte Jobs eine neue Version der Software vorgestellt, die mehrere Programme gleichzeitig ausführen konnte. Bei den Geräten der Konkurrenz längst eine Selbstverständlichkeit. 2009 hatte Apple den Versand von Multimedia-Nachrichten und eine „Copy und Paste“-Funktion als sensationelle Neuerungen angekündigt. Auch dies längst eine Selbstverständlichkeit – bei Billighandys schon um die Jahrtausendwende.

 

Apple ist wirklich frech. Nein, das Unternehmen ist nicht vor allem deshalb so erfolgreich, weil das Unternehmen aus Cupertino nie da gewesene Produkte und Funktionen auf den Markt bringt. Auch wenn die Werbestrategen des Konzerns das die Kunden gerne glauben machen. Die Firma Palm verkaufte Smartphones mit berührungsempfindlichen Displays lange vor dem iPhone – trotzdem ist sie vom Markt verschwunden, während Apple heute finanziell besser dasteht als je zuvor.

Das Erfolgsgeheimnis ist schnell auf den Punkt gebracht: Apple-Produkte sind sexy, einfach zu bedienen – und sie funktionieren – meistens. Letzteres ist einfach zu erklären: Anders als in der Windows-Welt, wo Microsoft das Betriebssystem liefert, der Computer aber von ganz unterschiedlichen Hersteller kommt, gibt es bei Apple Soft- und Hardware immer nur im Paket – beide sind damit viel einfacher aufeinander abzustimmen. So war das schon 1977, als Steve Jobs und Steve Wozniak den legendären Apple II auf den Markt brachten – vielleicht der erfolgreichste Microcomputer der frühen PC-Ära: das Gerät wurde bis 1993 mehr als zwei Millionen Mal verkauft.

Grafische Benutzeroberfläche

Apples Macintosh brachte 1984 als erster Rechner eine grafische Benutzeroberfläche mit. Während die User von IBMs Personal Computer kryptische Kommandozeilenbefehle eintippen mussten, lies sich der erste „Mac“ komfortabel mit der Maus bedienen – ein Konzept, das sich die Apple-Gründer von dem renommierten Forschungsinstitut Xerox Parc abgeschaut hatten. Der Mac verkaufte sich zwar ganz gut – allerdings waren die billigeren und von einer weit größeren Zahl an Herstellern angebotenen IBM-kompatiblen Personal Computer, die mit MS-Dos betrieben werden, noch erfolgreicher.

1985 kehrte Steve Jobs Apple den Rücken, 1997 kam er zu dem notleidenden Unternehmen zurück – und feiert seine ersten Erfolge just mit einer Baureihe, die dem Ur-Mac gar nicht so unähnlich ist: dem iMac. Bei beiden handelt es sich um All-in-one-Computer, bei denen Monitor und PC in einem Gehäuse verschmelzen. Bis heute ist der iMac einer der erfolgreichsten Computer im Apple-Portfolio. Das Design hat sich über die Jahre dramatisch verändert, gleich geblieben ist dabei eines: es ist außergewöhnlich. Die aktuelle Modellreihe, ganz mit Aluminiumgehäuse, sieht aus wie ein schicker Monitor – beherbergt aber einen kompletten PC.

Apple steckte in der Nische fest

Trotzdem steckte Apple in der Nische fest – als Hersteller von hochpreisigen Computern für Grafikdesigner und Multimedia-Spezialisten. Der Durchbruch gelingt dem Unternehmen erst mit einem Gerät, das wenig mit dem Kerngeschäft zu tun hat: dem iPod. Anders als die sehr technischen, oft kompliziert zu bedienenden MP3-Player der Konkurrenz verbindet Apple seinen formschönen Musikspieler mit einer Software, die das Übertragen von Musik kinderleicht macht: iTunes. Zwei Jahre später integriert Apple einen der ersten Musikläden im Netz. Das Gerät wird praktisch über Nacht ein Verkaufserfolg – seine Besitzer sind an den typischen weißen Kopfhörern erkennbar. Steve Jobs streicht das „Computers“ aus dem Firmennamen und verschreibt das Unternehmen dem Digital Lifestyle: der Verschmelzung oder Verknüpfung aller digitalen Geräte. Der nächste Schritt folgt 2007 mit dem iPhone: ein Telefon, in dem ein bisschen Computer und ein iPod stecken. Die Bedienung über den Touchscreen ist genial einfach. Die Funktionen sind im Vergleich zur Konkurrenz eher begrenzt, aber leicht zugänglich, aber das Gerät ist nicht länger ein Spielzeug für Freaks, sondern weckt die Begehrlichkeit der ganz normalen Konsumenten.

Apple liefert zu seinen iPods und iPhones einen ganzen Medienkosmos, den der Kunde nicht mehr verlassen muss: ob Software, Musik, Bücher, Filme – alles aus einer Hand. Das beschert dem Unternehmen eine immense Marktmacht. 2010 stellt Jobs das iPad vor: bei Weitem nicht der erste Tablet-PC, aber der erste, der Erfolg hat. Bis Jahresende sollen in Deutschland zwischen 500.000 und eine Million Geräte verkauft werden. Bald, da sind sich viele Experten einig, wird Apple ins Geschäft mit Fernsehern einsteigen. Selbstbewusste Ankündigungen sind so gut wie sicher.