Im vor einem Jahr gegründeten Wirtschaftsclub Stuttgart treffen sich Unternehmer zum internen Gedankenaustausch. Jetzt öffnet sich der Club ein bisschen – und präsentiert die beeindruckenden Fotos von Konrad Rufus Müller.

Stuttgart - Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel reicht die Reihe der Bundeskanzler. Und sie haben zumindest zwei Gemeinsamkeiten: Alle acht sind und waren Verfechter der sozialen Marktwirtschaft – und alle wurden von dem Fotokünstler Konrad Rufus Müller porträtiert. Den 50. Todestag von Konrad Adenauer, der am 19. April 1967 starb, nimmt der neu gegründete Wirtschaftsclub Stuttgart zum Anlass für eine Veranstaltungstrilogie, die vor einigen Tagen mit der Vernissage einer Ausstellung der Kanzlerporträts begann. Sie wird am 29. Juni mit einem Vortrag des früheren Leiters des ifo-Instituts Hans-Werner Sinn fortgesetzt und endet mit einer Finissage der Ausstellung. „Der Wirtschaftsclub tritt erstmals an die Öffentlichkeit“, sagt der Präsident Siegbert Lapp, Aufsichtsratschef der Lapp Holding AG.

 

Eigener Clubraum im Hotel Graf Zeppelin

Der vor einem Jahr gegründete Club, in dem sich mittelständische Unternehmer treffen, setzt ansonsten auf Diskretion: Zu seinen Veranstaltungen sind nur Mitglieder oder deren Gäste eingeladen. „Gleichgesinnte sollen auf Augenhöhe verschiedene Themen besprechen können“, sagt Lapp: „Das geht von der Suche nach Nachfolgern über praxisnahe Fragen in den Betrieben bis hin zum Gedankenaustausch über unternehmerische Werte.“ Wichtig dabei: die Treffen – zwei Veranstaltungen pro Monat und wöchentliche Stammtische – finden in einem „diskreten, vertrauensvollen Rahmen“ statt, wie Lapp sagt. Konkret: Im Steigenberger Hotel Graf Zeppelin am Hauptbahnhof befindet sich ein Clubraum, in dem sich die Mitglieder treffen und der von ihnen aber auch jederzeit für andere Zwecke genutzt werden kann. „Wir sind alle selbstständige Unternehmer, die mit eigenem Geld wirtschaften“, sagt Lapp, der die 200 Mitglieder-Marke anstrebt.

Während die meisten Treffen – wie zuletzt die Ausstellungseröffnung – intern bleiben, bietet der Wirtschaftsclub an, dass sich Interessierte eine Auswahl der Kanzlerporträts in seinem Clubraum im Rahmen einer Führung ansehen können. Treffpunkt dafür ist immer dienstags und freitags um 19 Uhr im Foyer des Hotels Graf Zeppelin. Zudem kann die komplette Ausstellung von anderen interessierten Institutionen ausgeliehen und gezeigt werden.

Fotografien in Schwarz-Weiß

Sehenswert ist die Ausstellung allemal. Müllers Kanzlerporträts hängen im Haus der Geschichte, im Historischen Museum, im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt. Der Fotokünstler mag es aber nicht, von Journalisten „in die Kiste Kanzlerfotograf“ gesteckt zu werden, weil „das nur 20 Prozent meiner Arbeit ist“. Der 77-Jährige fotografierte zuerst mit einer alten Rolleiflex seines Vaters, seitdem mit einem Nachfolgemodell. Er arbeitet nur Schwarz-Weiß und ohne künstliches Licht, vollendet die Fotografien schließlich in der Dunkelkammer. Das Ergebnis sind Porträts mit einem ganz eigenen Charakter. Für Müller ist die Ausstellung eine kleine Bestätigung seiner Arbeit. Ansonsten stellt er erbost und frustriert fest, dass sich in Deutschland im Gegensatz zu Frankreich, wo er zuletzt mit dem Orden der Republik und einer Ausstellung seiner Mitterandporträts geehrt wurde, „niemand für mein Werk interessiert“. Zumindest der Wirtschaftsclub Stuttgart versucht den Beweis des Gegenteils – und die Porträts haben ein großes Interesse mehr als verdient.