Kinder haben manchmal einen verdammt schlechten Geschmack. Zehn Spielzeuge, Bücher und Fernsehsendungen, die Erwachsene irre und Kinder irre glücklich machen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart - Ginge es nach den meisten Eltern, würde das Regal im Kinderzimmer so aussehen: Neben der Holzkugelbahn tummelt sich der Ostheimer-Holztier-Streichelzoo und an den Erich-Kästner-Klassikern lehnt die Astrid-Lindgren-Gesamtausgabe. Kinder stellen aber häufig ganz andere Qualitätsansprüche an ihr Spielzeug: Sie haben es gerne laut, quietschbunt und plastiklastig. Wie unsere Kollegin bereits vor zwei Jahren an selber Stelle bemerkte: Kinder haben manchmal einen ganz schön schlechten Geschmack.

 

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Hier sind – ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zehn Spielzeuge, Bücher und Fernsehsendungen, die Erwachsene irre und Kinder irre glücklich machen:

1. Schleim (oder auch neudeutsch Slime)

Er ist zäh, er ist klebrig, kommt in den wildesten Farben daher und manchmal kann er sogar pupsen – Kinder lieben Schleim. Eltern nicht so sehr. Vor allem, weil Schleim die Tendenz hat, sich an den blödesten Orten wiederzufinden: Im Flokati, im Ausguss oder – besonders beliebt – in den Haaren des Nachwuchses. Ihn von der Geschenkeliste zu verbannen, hilft nur bedingt: Im Internet gibt es unzählige Anleitungen, wie man Schleim selber machen kann.

2. Alles mit Geräuschen

Was raubt Eltern am zuverlässigsten den Nerv? Spielzeug mit Geräuschen. Egal, ob die Sirene des Playmobil-Polizeiautos durchs Wohnzimmer heult, die Babypuppe plärrt oder das Spieltelefon in Dauerschleife „Old MacDonald Had A Farm“ dudelt. Letzter Ausweg: Batterien klauen. Dann heult wenigstens nur noch einer – das Kind.

3. Conni

„Conni, Conni, alle lieben Conni“ – das mag auf die meisten Mädchen zutreffen, unter Eltern hat sich dagegen ein wahrer Conni-Hass entwickelt. Auf Twitter hat sich eine ganze Selbsthilfe-Gruppe von Conni-geplagten Eltern entwickelt, die sich einen Sport daraus machen, sich immer neue imaginäre Conni-Titel auszudenken: Von „Conni spritzt Heroin“ bis „Conni trennt ihren Müll nicht“.

Was an Conni am meisten nervt? Sie ist penetrant altklug, tut – mit langweiliger Berechenbarkeit – immer das Richtige und sollte sich echt mal einen neuen Look zulegen.

4. Kinder-Monopoly

Für alle, die schon mal echtes Monopoly gespielt haben, ist „Monopoly Junior“ eine regelrechte Beleidigung: Dem Spieler sind praktisch die Hände gebunden. Kommt man auf den Süßigkeitenladen oder die Skaterbahn, muss man kaufen, ob man will oder nicht. Häuser bauen? Fehlanzeige! Und wenn bei einem das Geld alle ist, ist für alle Mitspieler Schluss. Besser, man bringt seinem Kind gleich die Erwachsenen-Version des Spieleklassikers bei – früh übt sich, wer ein guter Kapitalist werden will.

5. Bügelperlen

Nicht nur, dass Bügelperlen einen ökologischen Wahnsinn darstellen (Plastik!), sie haben auch die schöne Gewohnheit, noch vor dem Bügeln abzustürzen und dann in alle Richtungen zu rollen. Viel Spaß dabei, das Zeug wieder einzusammeln – und das Kind zu beruhigen, das sich doch „solche Mühe“ beim Bügelperlen-Schmetterling gegeben hatte.

6. Glitzer

Bastel doch mal wieder was, liebes Kind. Aber bitte nicht mit Glitzer. Denn der fliegt am Ende einfach überall rum, pappt, mit Kleber vermischt, an den Kinderhänden und endet unvermeidlich auf dem Designklassiker-Sofa, das Mama und Papa fast so lieb haben wie dich.

7. Barbie

... oder jedes andere Spielzeug, das penetrant überholte Gender-Klischees bedient. Hätte eine Frau aus Fleisch und Blut Barbie-Proportionen, litte sie an Bandscheibenproblemen, Atemnot und Unfruchtbarkeit. Und auch wenn der Hersteller Matell jetzt auf Barbies mit mehr Vielfalt setzt (Barbie mit Glatze oder mit der Hautkrankheit Vitiligo), ist die Plastikpuppe bei den meisten Eltern unten durch.

8. Feuerwehrmann Sam

Die Kindersendung Feuerwehrmann Sam vereint gleich drei Zumutungen auf einmal: 1. „Alarm, es kommt ein Notruf an / Feuerwehrmann Sam ist unser Mann“ – die Erkennungsmelodie setzt sich als grausam hartnäckiger Ohrwurm im Gehirn fest und geht da nicht mehr weg. 2. „Diiii-du, diiii-du“ – in der Sendung tutet, plärrt und tatütatat es, dass es kaum zum Aushalten ist 3. ein berechenbar-langweiliges Narrativ – wenn der tumbe Norman noch ein mal versehentlich einen Waldbrand auslöst oder sich in einer Felsspalte einklemmt, kann so manche Mutter oder Vater vermutlich für nichts mehr garantieren.

9. Heftchen-Gimmicks

Manche Eltern nehmen im Supermarkt komplizierte Umwege in Kauf, um nicht an der Zeitschriften-Auslage vorbeizumüssen. Denn Kinder werden von den Plastik-Gimmicks auf den Micky Maus/Bussi Bär/Drei ???-Heftchen magisch angezogen. Ob Pups-Klavier, Mini-Schminkzeug oder Plastik-Handschellen – die Gimmicks sind überflüssig, billig produziert und gehen nach spätestens 52 Stunden zwangsläufig kaputt.

10. Bobo Siebenschläfer

Klar, Bilderbücher für die Kleinsten sind keine Hochkultur. Aber die aneinandergereihten Vier-Wort-Hauptsätze von „Bobo Siebenschläfer“ vorzulesen, könnte nach den Genfer Konventionen auch als Folter durchgehen. Bobo erlebt so unfassbar langweilige „Abenteuer“, dass sich die Conni-Bücher dagegen wie die Autobiografie von Kurt Cobain lesen.