Lichtpoesie aus Stuttgart hat Hollywood-Star Drew Barrymore überwältigt. In der Subkultur der Wagenhallen ist die Kunstfigur Dundu groß geworden – jetzt wird sie dank der Fernsehshow „The World’s Best“ in den USA gefeiert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - In der Rolle der Gertie ist sie 1982 in Steven Spielbergs „E.T.“ weltberühmt geworden: Drew Barrymore weiß, wie ein kleiner, schrumpeliger Alien die Menschen verzücken und tief berühren kann. Auch die fünf Meter große Kunstfigur Dundu, aus weißer Netzstruktur geformt und selbstleuchtend, könnte ein Außerirdischer sein.

 

Zum Sommermärchen der Fußball-WM 2006 hat Dundu (das meint Du und du), selbst sanft leuchtend, das Licht der Welt in Stuttgart erblickt, von Tobias Husemann erschaffen. Seitdem führt der Siegeszug der Riesenpuppe, die ihr Leben und ihre weichen Bewegungen den Stäben von dunkel gekleideten Spielern verdankt, rund um die Welt. In London, Las Vegas, Kairo oder Hongkong hat die Leuchtfigur schon nach der Musik von Stefan Charisius voller Anmut, Poesie, aber auch fröhlich und lebenslustig getanzt. Jetzt ist ein neuer Höhepunkt erreicht. Dundu erobert Hollywood!

„Die Amerikaner sagen Dändu“

Der TV-Sender CBS hat die in den Wagenhallen geborene XXXL-Puppe als Vertreter Deutschlands in die Show „The World’s Best“ nach Los Angeles geholt. „Die Amerikaner sagen Dändu“, erzählt Charisius. Bei der Aufzeichnung hat er auf der Kora, der 21-saitigen Stegharfe Westafrikas, gespielt. Der Stuttgarter Musiker, Diplom-Sprecher und Mitbegründer von Dundu, gehört zu den wenigen Europäern, die dieses Instrument fließend solistisch erklingen lassen. War ihm klar, als er in der TV-Show in L.A. aufgetreten ist, dass 50 Millionen Menschen zuschauen werden? „„Daran dachten wir nicht“, antwortet er, „Dundu ist eine Teamsache, und wir haben wie immer mit unserem ganzen Herzen und mit grosser Leidenschaft gespielt.“

Auch im US-Fernsehen mangelt es nicht an Talentshows. Um herauszustechen, geht CBS mit „The World’s Best“ einen Schritt weiter: Kandidaten aus aller Welt müssen nicht nur die aus Drew Barrymore, Drag-Queen RuPaul und Sängerin Faith Hill bestehende Jury überzeugen, sondern auch vor der „Wall of the World“ bestehen. Diese setzt sich aus 50 Juroren aus 38 Ländern zusammen. Aus Deutschland kommen Nazan Eckes, Jorge González und Dennis Jauch.

Im Video: Dundu beim Auftritt in der CBS-Fernsehshow „World’s Best“.

Die Juroren loben „die Leichtigkeit und lichterfüllte Stille“

Fulminant ist die Show gleich im Anschluss nach dem Super Bowl gestartet. In zwei Vorentscheidungen sind Stuttgarts Giganten des Lichts eine Runde weitergekommen. In zwei Wochen werden sie erneut in „World’s Best“ zu sehen sein. Die Juroren lobten „die Authentizität, die Leichtigkeit und lichterfüllte Stille der musikalisch live getragenen Showsequenzen“. Die „Ohooohs“ und „Aaaahs“ von Hollywoodstar Drew Barrymore waren in Großaufnahme zu sehen. Ein kleiner Dundu holte die 44-Jährige vom Jurytisch ab, nahm sie mit auf die abgedunkelte Bühne, wo der einstige „E.T.“-Kinderstar mit der nunmehr zum Riesen gewordenen Leuchtfigur kuscheln durfte. Das ging unter die Haut!

Hollywood treibt die Perfektion seiner Hightech-Tricks immer weiter und immer spektakulärer voran. Das Kreativteam aus Stuttgart setzt dem Rekordfieber der großen Filmstudios Zartheit und Poesie entgegen. Es scheint, als hätten die Amerikaner darauf gewartet! So groß war die Begeisterung! Mit dabei war Bimbi, die weibliche Lichtschönheit, in die sich Dundu verliebt. Seit den ersten beiden Auftritten in der CBS-Show gehen bei den Puppenspielern in Stuttgart sehr viele Aufträge aus den USA ein. Die Nachfrage ist eine große Herausforderung für die Stuttgarter GbR, die inzwischen 15 Puppenspieler beschäftigt. „Wir haben Kollegen in den USA angelernt“, sagt Charisius. Dundus Standbein im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Für die internationale Erweiterung sucht das Unternehmen Kulturmanager und Spieler

Der Hauptsitz bleibt in Stuttgart. Noch sind die Macher des überdimensionalen Leuchttheaters in einem Provisorium unterbracht, ehe sie – voraussichtlich im Oktober – zurück in die sanierten Ateliers der Wagenhallen auf dann 800 Quadratmeter ziehen können. Meist sind gleichzeitig drei Spielerteams mit Dundu unterwegs.

Poesie bewegt die Herzen. Aus Stuttgart, das weiß man nun in den USA, kommen nicht nur Autos. In Stuttgart sorgt die Liebe zur Kunst für besonders schöne Momente.