Der Durchbruch des Elektroautos kommt vielleicht schneller als bisher gedacht. Der Technologiekonzern verbreitet Zuversicht auf der IAA. Grund dafür ist die Übernahme eines US-Start-ups und einer neuen Technologie.

Frankfurt - Bosch glaubt eine Technologie zu besitzen, die den Durchbruch für die Elektromobilität bringen könnte. „Mit dieser Batterie machen wir einen großen Sprung nach vorne“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner in Frankfurt. Die Technik habe das Potenzial, die Energiedichte der Batterien bis 2020 zu verdoppeln. Ein Elektroauto, das heute 150 Kilometer weit fährt, hätte dann eine Reichweite von 300 Kilometer. Bosch verspricht zudem, dass damit die Kosten deutlich gesenkt werden können. Die neue Technologie, die den Bosch-Chef zum Strahlen bringt, kommt dabei eher unscheinbar daher. Auf der IAA hält Denner zwei graue Kästchen zum Vergleich in die Höhe: „Die neue Technologie hat ein Viertel des Volumens und die Hälfte des Gewichts bisheriger Batteriezellen“, sagt er. Ist dies auch sicher der Durchbruch? Denner: „Eine Garantie gibt es nicht“. Es seien weitere Entwicklungsarbeiten nötig.

 

Möglich wurde der Technologiesprung nicht zuletzt durch die Übernahme des US-Start-up-Unternehmens Seeo in Hayward/Kalifornien. Seeo ist eine Ausgründung aus der Technologieschmiede Berkeley; „einige Dutzend brillante Köpfe sind dort tätig“, erläutert Rolf Bulander, der in der Bosch-Geschäftsführung für die Kraftfahrzeugtechnik zuständig ist. Die Umsätze von Seeo seien „begrenzt“. Dafür habe das Jungunternehmen das entscheidende Know-how im Bereich neuartiger Festkörperzellen für Lithium-Ionen-Batterien einschließlich der Patente. Bei aktuellen Lithium-Ionen-Batterien ist die Energiedichte unter anderem dadurch limitiert, dass die Anode zu großen Teilen aus Graphit besteht, beschreibt Bosch die bisherige Technologie. Durch die neue Festkörper-Technologie können die Stuttgarter die Anode aus reinem Lithium fertigen, was die Speicherfähigkeit deutlich erhöht. Bosch verfüge bereits über Musterzellen, die das Potenzial besitzen, die hohen Anforderungen der Autoindustrie an Haltbarkeit und Sicherheit zu erfüllen.

Die Stuttgarter tüfteln seit Jahren an Batteriesystemen. Das Unternehmen setze „sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um Durchbruch der Elektromobilität zu schaffen“, so Denner. Mit der bisherigen Technologie seien 30 Serienprojekte realisiert worden. Zunächst arbeitete Bosch mit dem koreanischen Samsung-Konzern zusammen, doch diese Verbindung platzte vor einigen Jahren. Dann präsentierte Bosch als neue Partner die japanischen Unternehmen GS Yuasa und Mitsubishi; das Jointventure Lithium Energy and Power GmbH & Co KG wurde 2014 gegründet. Die Technik von Seeo ergänze die Zusammenarbeit mit den japanischen Partnern, so Denner.

500 Kilometer mit einem E-Tank

Conti-Chef Elmar Degenhart äußerte sich zurückhaltend zu der Ankündigung des Konkurrenten aus Stuttgart. Voraussetzung für den Durchbruch der Elektromobilität ist seiner Ansicht nach, dass die Lebensdauer eines Stromers bei 200 000 Kilometern liegt, die Reichweite mit einer Strom-Füllung bei 500 Kilometern und dies zu erschwinglichen Preisen. Erst mit der nächsten Zellgeneration sei dies zu erreichen, so Degenhart. Der Conti-Chef zitierte auf der IAA nicht genannte Experten, die den Durchbruch der Elektromobilität erst 2025 sehen. Denner dazu: „Wir haben mit der neuen Technologie das Ziel, diese Werte zu erreichen“. Degenhart glaubt nach eigenen Angaben an die Elektromobilität; zunächst muss der Konzern sich aber neu aufstellen. Denn die Kooperation mit dem koreanischen Chemiespezialisten SK Innovation ist geplatzt. Ob Conti einen neuen Partner sucht, ließ Degenhart offen.

Mit der geschäftlichen Entwicklung im laufenden Jahr scheint Bosch-Chef Denner recht zufrieden zu sein. Die Bosch-Gruppe bewege sich am oberen Rand ihrer Wachstumserwartungen. Besonders positiv entwickele sich dabei die Kraftfahrzeugtechnik. In diesem Bereich dürfte der Umsatz in diesem Jahr um zehn Prozent zulegen; währungsbereinigt liege das Plus dann bei fünf Prozent. Die aktuelle Entwicklung in China gebe aber Anlass zu Sorgen.