Am PKC in Freudental steht ein Führungswechsel an: Der Gerlinger Gymnasiallehrer Michael Volz folgt als pädagogisch-kultureller Leiter der ehemaligen Synagoge auf Barbara Schüßler. Der 49-Jährige bringt sowohl kulturell als auch pädagogisch viel Erfahrung mit.

Freudental - Seine erste Reise nach Isreal hat Micheal Volz kurz nach seinem Abitur unternommen. „Das war Zufall, dass es nach Israel ging“, sagt der gebürtige Düsseldorfer. „Ein Nachbar meiner Eltern hatte Kontakt zu einem Pfarrer dort.“ Mit Gartenarbeit und der Betreuung von behinderten Kinder verdiente er sich seinen Unterhalt. „Israel ist für mich nach wie vor das spannendste Land überhaupt“, sagt der Mann, der im September die pädagogisch-kulturelle Leitung des Pädagogisch-Kulturellen Centrums (PKC) in Freudental antreten und sich damit sozusagen hauptberuflich mit jüdischer Geschichte befassen wird. Michael Volz folgt auf Barbara Schüßler, die das PKC nach fünf Jahren verlassen hat und nun wieder an einer Schule arbeitet, als kommissarische Rektorin der Grundschule in Ludwigsburg-Pflugfelden.

 

Eine Reise ändert alles

Der Aufenthalt in Israel und die Französin, in die er sich dort verliebte, sollten das Leben von Volz grundlegend verändern. Statt katholischer Pfarrer zu werden, wie er es eigentlich vorhatte, begann Volz nach seiner Rückkehr in Bonn Französisch und Religion auf Lehramt zu studieren. Die Liebe zu der Französin zerbrach, Volz lernte seine heutige Frau kennen und beendete sein Studium in Tübingen.

Nach einem Abstecher in Halle an der Saale kam er vor 17 Jahren an das Robert-Bosch-Gymnasium in Gerlingen, wo er bis zu den Sommerferien als Französisch- und Religionslehrer gearbeitet hat und das Gymnasium grundlegend mitgestaltet hat. „Ich war immer super gerne Lehrer“, sagt Volz. „Aber jetzt ist es im Guten mal gut.“ Der 49-Jährige will nun etwas Neues anpacken. „Die Arbeit im PKC hat viel von dem, was ich auch an der Schule am liebsten gemacht habe: Lernen an anderen Orten.“

Dieses Mantra hat Volz sowohl in seinen Unterricht als auch in seinen schulischen Zusatzangebote wie Theater-AG und Jonglier AG getragen – und seinen Schülern so viel über die Gerlinger Geschichte vermittelt. So hat er mit seiner Französischklasse Texte eines Leonberger KZ-Häftlings übersetzt und ihn in seiner Heimat besucht oder war mit seinen Religionsschülern im PKC.

Seine Theaterstücke ecken an

17 Jahre lang leitete Volz als „Direktor“ die von ihm gegründete Jonglier-AG seiner Schule. Und zwölf Jahre war er das Oberhaupt der Theater-AG. Viele der Stücke hat der Pädagoge selbst geschrieben, immer mit dem Anliegen, die Schüler und Bürger zum Nachdenken zu bewegen über ihre Stadt. Manches Mal eckte er damit an. Als das Gerlinger Gymnasium vor einigen Jahren seinen heutigen Namen bekam, führte Volz ein Stück über Robert Bosch und die Sozialistin Clara Zetkin auf. „Bosch war drüber nicht so glücklich“, sagt Volz. Auch seine Version vom Leben im KZ in Leonberg und die Gegenüberstellung des Lebens „Hinterm Berg“, wie das Stück hieß, in Gerlingen zur selben Zeit stieß manchem Gerlinger sauer auf. Schließlich hatten einige geleugnet zu wissen, was in der NS-Zeit in Leonberg vorgegangen sei.

Sein Interesse an der Geschichte und der Kultur passen gut zu seinen neuen Aufgaben als pädagogisch-kultureller Leiter. Auch in Freudental soll er Veranstaltungen wie Konzerte und bunte Abende auf die Beine stellen. Im aktuellen Programm des PKC steht bereits ein von ihm initiierter Abend: Am 7. Dezember wird es eine Vorstellung mit Jonglage, Gitarrenmusik und Poetry-Slam-Texten geben. „Die Künstler, die ich ins PKC einlade, werde ich mir vorher genau anschauen“, sagt Volz, der seit 2004 in der Stuttgarter Kantorei singt.

Während seines Studiums führte Volz auch eine Reisegruppe des katholischen Bibelwerks nach Israel. „Das hat mir bei der Bewerbung im PKC sicher auch geholfen“, sagt er. Denn das Organisieren kultureller Reisen gehört ebenfalls zu seinem neuen Stellenprofil. Die erste Fahrt steht bereits im kommenden März an. Die Reise mit dem Titel „Jerusalem in Berlin“ erkundet die jüdischen Spuren in der Hauptstadt.

Außerdem soll Volz Schulklassen durch die ehemalige Freudentaler Synagoge führen, in der das PKC beheimatet ist, und pädagogische Konzepte dafür entwickeln.

Abwechslung ist garantiert

Seinen neuen Arbeitsalltag stellt sich Volz abwechslungsreich vor. „Da plant man was und dann kommt einem meist doch was dazwischen.’“ So wie vorige Woche, als er nur eine Übergabe mit einer der Freiwilligen machen wollte und dann doch den Tag mit dem Nachfahren einer Freudentaler Jüdin verbrachte und deren Spuren nachforschte. In dem Gespräch mit dem Amerikaner habe er gemerkt, dass er sein Englisch wieder etwas auffrischen sollte, sagt Volz. „Die Abwechslung und das ständige Lernen halten einen aber jung.“

Eine weitere Abwechslung bietet auch sein Weg zur Arbeit. Bisher ist Volz zur Schule geradelt. Innerhalb von sechs Minuten, wenn es schnell gehen musste. Das Radeln will er beibehalten. Die rund 30 Kilometer von seinem Heimatort Gerlingen nach Freudental wird er mit dem E-Bike bewältigen. Auch das soll ihn jung halten.