Die lange Reise von Kurt Algoet und Hund Felix mit dem grünen Traktor.

Leonberg - Sieht man den grünen, herausgeputzten Deutz-Traktor von Kurt Algoet, kann man sich kaum vorstellen, dass dieser schon mehr als 60 Jahre alt ist. In der grünen Metallbox mit eigenem Sonnenschirm sitzt derweil der sechs Jahre alte Hund Felix. Ihn hat Algoet aus einem Tierheim in Spanien geholt und so einen treuen Begleiter gefunden.

 

Vor zwölf Jahren hat sich Algoet den gebrauchten Traktor gekauft. Und fährt seither leidenschaftlich mit diesem. Die Idee, damit längere Strecken zu fahren, kam dem Höfinger 2012, als der damalige Lebensgefährte seiner Tochter, der im Osten lebt, ihn fragte, ob er nicht mit dem Traktor zu Besuch kommen wolle. Gesagt, getan. Seither gibt es jedes Jahr Traktor-Ausflüge mit unterschiedlichen Reisezielen. Da der Lebensgefährte seiner Tochter arbeiten musste, hat sich Kurts Freund Uwe Schröder einen Wohnwagenanhänger gekauft und fährt die Routen mit. Es ging zum Beispiel nach Belfort, zum Kaiserstuhl im Schwarzwald, nach Tschechien bis zur polnischen Grenze oder nach England zur Burg von König Artus.

Eine Plane als Regenschutz und Duschvorhang

Die Vollausrüstung, die jedes Mal mit auf Reise geht, deckt vom Abschleppseil zur Motorsäge bis hin zum Duschbeutel, in den 20 Liter Wasser passen, alles ab. Eine große Plane kann bei Regen über den Traktor gespannt werden, damit der nicht nass wird. Die Plane dient auch als Duschvorhang.

Dieses Jahr war das Reiseziel von Kurt Algoet und Felix an der Côte d’Azur entlang zu fahren. Den ersten Stopp machen sie in Pforzheim, wo Fleisch und Dosenwurst eingekauft wird. „Wir hatten auch einen Kasten Bier, mindestens 40 Liter Wasser, 20 Liter Wein und für Felix Hundefutter dabei“, erzählt Algoet. „Ich koche in meinem selbst gebauten Wohnwagen Spaghetti, Hasenschlegel und Garnelen oder ich gehe auch mal ins Lokal.“ Weiter geht es vorbei an Karlsruhe über den Schwarzwald nach Straßburg und quer durch die Schweiz. Auch in der Viamala Schlucht, sind Algoet und Hund Felix gewandert.

Fast hätte ein Baum sie erschlagen

Auf einem Campingplatz am Comer See, an dem die beiden sieben Tage übernachteten um Freunde zu besuchen, fiel in einer stürmischen Nacht, 15 Meter neben dem Traktor, ein riesiger Baum um und verfehlte damit nur knapp Hund Felix und sein Herrchen. Mit der eigenen Motorsäge hat Kurt Algoet den Baum zersägt, sodass die Fahrt weiter gehen konnte. Durch Mailand quälten sich die beiden dann geschlagene vier Stunden, denn hier war gerade Feierabendverkehr.

Mit maximal 13 bis 14 Kilometer in der Stunde geht die Fahrt weiter südlich zum Mittelmeer nach Turin, quer durch Piemont. Auf einem Berg will ein Wirt wissen, wo die beiden hinwollen. Zum Strand meint Kurt Algoet. Dem Rat des Wirtes folgend, laufen Felix und Algoet den Berg weiter hoch. „Und da hatten wir einen herrlichen Blick aufs Meer.“

Monte Carlo, Monaco, Nizza

Eine stürmische Nacht: Ein umgestürzter Baum hat die Weltenbummler knapp verfehlt. Foto: privat
Die Tour führt weiter durch Monte Carlo, Monaco und Nizza. Die Berge hinabzufahren ist oft eine Herausforderung, da muss ein kleiner Gang eingeschaltet werden, um die Bremsen zu schonen. Auch die Lichtmaschine hat auf einem Campingplatz plötzlich den Geist aufgegeben. Zum Glück waren hier einige deutsch sprachige Urlauber, sodass diese eine Werkstatt ausfindig machen konnten. „Ich kann kein Französisch, ich wäre da aufgeschmissen gewesen“, sagt Kurt Algoet und lacht.

Eingeladen haben ihn Radfahrer zum Mittagessen oder Jäger zum Abendessen, die ihn sogar auf die Wildschweinjagd mitnahmen. Mit einem Schweizer hat er eine Wanderung gemacht und beim Frühstück gab es eine Einladung zum Traktortreffen in Frauenfeld. „Das überleg ich mir noch, ob ich da hinfahre“, sagt Algoet. Über die Schweiz nach Basel und den Schwarzwald, ging es wieder zurück nach Höfingen.

Die Traktorfreunde Höfingen haben schon angekündigt, nächstes Jahr mitzufahren. Aber das ist kein Zuckerschlecken, denn Algoet sitzt oft bei Wind und Wetter auf dem Traktor. Und die Übernachtungsmöglichkeiten sucht er sich spontan aus. Sein jahrelanger Begleiter Uwe Schröder konnte dieses Mal arbeitsbedingt nicht mit an die Côte d’Azur mitfahren. Nächstes Jahr fahren sie aber wieder zu zweit. Das Ziel steht noch nicht fest. „Nach Kroatien wollte ich schon immer mal!“, sagt Algoet.