Conny Fauser ist eine Frau für Specialeffekte beim Film. Ihr Studium an der Ludwigsburger Filmakademie führte sie vor 20 Jahren nach Hollywood. Sie ist geblieben. Denn bei Georg Lucas hat sie ihren Traumjob gefunden.
Ludwigsburg - Als Conny Fauser (48) vor 20 Jahren ihren Platz in ihrer Münchner Wohngemeinschaft frei machte, wusste sie nur eins: ich will an diesem riesigen Projekt „Independence Day“ des Sindelfinger Regisseurs Roland Emmerich mitmachen. Für jemanden, der wie sie an der Filmakademie Ludwigsburg studiert hat, war der Job in Los Angeles wie ein Sechser im Lotto. Ergattert hatte sie ihn bei einem Partygespräch mit Volker Engel. Der ehemalige Ludwigsburger Dozent für Spezialeffekte war mit ein paar anderen gerade dabei, im Gefolge Emmerichs über den Großen Teich in Richtung Hollywood aufzubrechen. „Oh, da will ich mit“, sagt die junge Frau, die aus Eningen am Fuße der Schwäbischen Alb kommt – und war dabei.
Allerdings hielt sie es damals noch wie alle, die sich nicht festlegen wollen, und sagt sich: „Ich bleibe nur für ein Jahr in Amerika.“ Denn das Ankommen in Hollywood war alles andere als glamourös. Es gab Tage, da dachte sie daran, den Job hinzuschmeißen. Fauser hatte Heimweh, obwohl sie freiwillig und voller Elan aufgebrochen war.
In dem Apartment, das sie bezog, gab es nichts. Kein Bett, keinen Teller, einfach nichts. Bei Ikea kaufte sie sich die kompakte Erstausstattung für Frischverheiratete. Eben war der Weg auch bei der Arbeit nicht. Die Computersofteware war neu und ihr Englisch holprig. „Wenn man die Sprache nicht kann, wirkt man schnell ruppig“, sagt sie, wenn sie sich an ihre Anlaufschwierigkeiten erinnert. Alles musste sie neu erarbeiten. Vom Weg zur Arbeit bis zum Zahnarzt ihres Vertrauens. „Man braucht mindestens ein halbes Jahr, bis man sich zurechtfindet“, sagt sie. Aber es ist ihr gelungen, den Durchblick zu bekommen.
Die Liste der Produktionen, an denen Conny Fauser seither beteiligt war, liest sich wie ein Who’s who der neueren Filmgeschichte. „Independence Day“, „Fluch der Karibik“ und „Avatar“ stehen darauf. Ein Oscar für die Arbeit ihres Teams für die visuellen Effekte in „Fluch der Karibik 2“ ist darunter. Und sie lernte den Doyen der Special Effects, Ray Harryhausen, kennen. Inzwischen arbeitet Fauser bei Industrial Light & Magic (ILM), der führenden Firma für Spezialeffekte, und sagt: „Ich habe einen Traumjob.“ George Lucas hat ILM für sein „Star Wars“-Imperium gegründet. Und deshalb hat Conny Fauser in den vergangenen Wochen viele Nacht- und Wochenendschichten eingelegt: Bei den visuellen Effekten der neuesten Episode war sie mit von der Partie. Ihr Job ist, die am Computer entstandenen Sequenzen in die realen Filmszenen einzufügen.
Star Wars war Conny Fausers jüngstes Projekt
Ihr fünfjähriger Sohn würde wahrscheinlich von allen Erwachsenen dieser Welt beneidet. Er spielt im Betriebskindergarten in San Francisco, während seine Mutter an den Blockbustern bastelt. Näher kann man Darth Vader nicht sein.
Von dieser Szenerie könnte man sich dauerhaft beeindrucken lassen. Conny Fauser jedoch ist bodenständig geblieben. Der Dialekt ihrer Heimat klingt durch, wenn sie erzählt. Der Gedanke, irgendwann wieder nach Europa oder gar nach Deutschland zurückzukehren, ist durchaus in ihrem Kopf. Täglich telefoniert sie auf der Fahrt zur Arbeit mit ihrer Mutter und weiß somit, was los ist im Flecken daheim. Über alle Ereignisse in Deutschland ist sie bestens informiert, dabei geht es in ihrer vierköpfigen Familie international zu. Ihr Mann ist Argentinier, mit den Kindern spricht sie deutsch, sie antworten auf Englisch. „Ich will, dass sie ihre Großmutter verstehen oder in Deutschland studieren können“, sagt Fauser. Regelmäßig besucht sie ihre alte Heimat, bezeichnet aber auch San Francisco als Heimat. Aber manchmal fehlen ihr dort die Schwestern und die Mutter sehr – und die Brezeln. Und wenn sie rechnet, dann noch immer auf Deutsch.