Von Meise bis Möwe Dieser Imitator beherrscht 130 Vogelstimmen

Pfeifen, Tschilpen, Tirilieren: Der Biologe Uwe Westphal kann über hundert Vogelgeräusche von der Meise bis zur Möwe perfekt nachahmen. Das ist nicht nur ein skurriles Hobby, damit verdient er auch Geld.
Seevetal - Er tschilpt wie ein Spatz, zwitschert wie eine Schwalbe und tiriliert wie eine Feldlerche: Uwe Westphal hat das Nachahmen von Vogellauten perfektioniert. Wer bei seinen Auftritten die Augen schließt, denkt, er sitze im Garten oder gehe am Waldrand spazieren. Rund 130 Vogelstimmen beherrscht der 61-Jährige aus Seevetal in der Nähe von Hamburg, hinzu kommen etwa 70 weitere Tiere vom Frosch bis zum Schimpansen. Schon als Kind habe er begonnen, sich mit Katzen, Schweinen und Hühnern auf dem Hof seiner Großeltern zu unterhalten, erzählt der promovierte Biologe mit leiser Stimme.
Stimme als Instrument
Der Biologe Westphal zwitschert nur selten in der freien Natur. „Ich möchte die Vögel nicht irritieren, das ist auch eine Frage von Respekt“, sagte er. Der Autor und Naturführer hat sich jahrzehntelang Pfeif-, Zwitscher- und Trillertechniken angeeignet – zunächst nur für sich, ohne die Absicht, sie irgendwann vorzuführen. „Erst mal war es zweckfrei, jetzt geht es darum, Menschen zu begeistern.“ Seine Stimme nutzt er als Instrument: Er flötet, pfeift durch die Zähne, trillert mit Zunge und Gaumenzäpfchen. Neben dem Hörerlebnis vermittelt er Tipps für die Vogelfütterung im Garten, Fakten zum Insektensterben und jede Menge verblüffende Anekdoten. Wissen vermitteln will er auch bei seinen Führungen im Hamburger Umland oder im Biosphärenreservat Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern.
Vom Hobby zum Fernsehen
Zunächst arbeitete Westphal für Naturschutzverbände und schrieb für diverse Zeitschriften. Seine TV-Karriere startete mit einem Auftritt in einer Talkshow von Frank Elstner, auch bei Stefan Raab war der Vogelfreund mit dem trockenen Humor häufiger zu Gast. Im September wird er bei „Planet Wissen“ im WDR als Experte zu sehen sein. „Beim Fernsehen gibt es immer Sonderwünsche. Da habe ich mich auch schon in einen Baum gesetzt oder vorher den Tasmanischen Teufel eingeübt“, erzählt Westphal. Das Raubtier knurre, fauche und schreie furchteinflößend.
Früher gab es im Rhythmus des Vogelgesangs gesprochene Merkverse sowie unzählige Verben, um ihn zu beschreiben. „Die Nachtigall schlägt und schluchzt, der Rotschenkel jodelt, der Kleiber lacht, die Silbermöwe jauchzt“, zählt Westphal auf. Die melodiösen Gesänge haben im Frühjahr die Funktion, das eigene Revier anzuzeigen und Weibchen anzulocken. Rufe etwa zum Warnen sind ganzjährig zu hören.
Die Artenkenntnis gehe in allen Bevölkerungsschichten zurück, sagt Marius Adrion, Referent für Vogelschutz beim Naturschutzbund (Nabu) Deutschland. Westphal sei es hoch anzurechnen, dass er auf lustige Weise Aufmerksamkeit für Vogelkunde und Vogelstimmen erzeuge. „Man möchte nur das schützen, was man kennt und liebgewinnt“, erklärt Adrion.
Übt Pfeiftechniken nebenbei
Seine Sommerpause will der Imitator nutzen, um sein neuntes Buch vorzubereiten. Mitte August starten wieder Vogelstimmen-Performances und Naturführungen. Muss er in der auftrittsfreien Zeit seine Stimme trainieren wie ein Opernsänger? „Ich nehme mir selten gezielt eine Art vor“, sagt er. „Die Pfeiftechniken übe ich allerdings ständig nebenbei – zum Beispiel trillere ich im Auto oder im Badezimmer unterschiedlichste Melodien, gern auch mal Weihnachtslieder – selbst im Hochsommer.“
In Säugetiere müsse er sich noch stärker hineinversetzen, um sie gut nachzuahmen. Privat besitze Westphal übrigens keine Vögel. „Die kann man nicht artgerecht halten“, sagt er. Sein Hobby ist die Aquaristik. Er lebe allein mit Fischen. „Die machen übrigens auch Töne, das wissen nur wenige.“
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