In diesem Jahr gibt es viele Anlässe, sich auf den Wert und die Zerbrechlichkeit von Demokratie zu besinnen. Die erste Sitzung der Nationalversammlung in Weimar am 6. Februar 1919 ist einer davon, meint der StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Der 6. Februar ist kein Feiertag. Dabei gäbe es einen guten Grund, den Termin gerade jetzt zum Feiertag zu erheben. Vor 100 Jahren, am 6. Februar 1919, trat in Weimar die Nationalversammlung zusammen, die der ersten Demokratie auf deutschem Boden eine Verfassung geben sollte. Erstmals hatte in Deutschland eine Wahl stattgefunden, die in modernem Sinne demokratisch zu nennen war – eine Wahl ohne Limits, abgesehen vom Mindestalter: 20 Jahre. Die Nationalversammlung wurde auch von Frauen, Soldaten und Armen mitgewählt, die zuvor kein Stimmrecht hatten. Aber schon in jener Zeit standen manche abseits: Rechtsradikale kämpften in bewaffneten Freikorps, Kommunisten boykottierten den Urnengang.