Im August 1985 wird ein junger Polizist festgenommen, der sich verdächtig benommen hat. Noch bevor dessen Schuld bewiesen ist, bringen Zeitungen die Meldung, dass der Hammermörder gefasst sei und aus den Reihen der Polizei stamme. Der Verdacht gegen den jungen Polizisten erweist sich schnell als unbegründet, aber die Öffentlichkeit ist nun informiert, dass der Hammermörder wahrscheinlich ein Polizeibeamter ist. Das Entsetzen ist groß und das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Polizei auch.

 

Am 27. September 1985 ändert der Hammermörder seinen Modus Operandi. Dieses Mal geht er zu Fuß durch das Dorf Rosenberg zur Raiffeisenbank. Eine Zeugin, die zufällig aus dem Fenster schaut, bemerkt seinen auffälligen Watschelgang. Er betritt die Bank ohne Vorschlaghammer und unmaskiert. Der Filialleiter sieht ihn hereinkommen, bemerkt seine bleiche Gesichtsfarbe. Jetzt erst zieht sich Poehlke eine Sturmhaube über das Gesicht, zieht seine Pistole und ruft: „Dies ein Überfall!“

Er erbeutet 11 000 Mark und flieht mit dem Auto eines zufällig anwesenden Bankkunden. Die Zeugen geben eine Täterbeschreibung ab, die, wie sich später herausstellt, dem Aussehen von Norbert Poehlke sehr nahe kommt: stämmig, Bauchansatz, dicke Augenbrauen, schwarzer Vollbart und schwarze Haare. Doch niemand bringt zu diesem Zeitpunkt den Banküberfall in Rosenberg mit den Taten des Hammermörders in Verbindung – die Vorgehensweisen waren zu verschieden.

Poehlke löscht seine Familie aus

In Verdacht gerät Norbert Poehlke erst Anfang Oktober 1985 durch eine Polizeiaktion im Rahmen einer Terroristenfahndung. Im Ludwigsburger Bahnhof werden Schließfächer geöffnet und durchsucht. In einem der Schließfächer wird eine Polizeiuniform gefunden, die Verpackung einer Sturmhaube sowie ein Brief, adressiert an Norbert Poehlke.

Die Soko Hammer verhört Poehlke. Er schafft es, sich herauszureden: Er habe die Uniform in das Schließfach getan, weil er zum Geburtstag seiner Schwiegermutter gefahren sei und die Uniform nicht habe mitnehmen wollen. Es wird zwar überprüft, ob die Schwiegermutter zu dem angegebenen Tag Geburtstag hatte, jedoch wird nicht verifiziert, ob der Verdächtigte auch bei der Geburtstagsfeier anwesend war.

Es vergehen mehr als sieben Monate, bis Norbert Poehlke erneut zuschlägt. Es ist der 21. Dezember 1984. Der 37 Jahre alte Engländer Eugene Richard W. aus Nürnberg ist in seinem grünen VW Golf auf dem Weg in die Schweiz, wo er mit seinen Eltern die Weihnachtsfeiertage verbringen möchte. Auf dem Waldparkplatz Rohrtäle bei Großbottwar unterbricht er seine Fahrt, um eine kleine Pause einzulegen. Auch er wird von Norbert Poehlke ins Gesicht geschossen und ist auf der Stelle tot. Poehlke schleppt die Leiche zehn Meter weiter in den Wald hinein und bedeckt sie mit Laub.

Nach dem Mord fährt er mit dem Golf nach Cleebronn zur Volksbank, jedoch kann er an diesem Tag den geplanten Überfall nicht ausführen: Ein Rentner, der den grünen Golf mit dem Nürnberger Kennzeichen auf der Straße vor der Bank stehen sieht und ihn für das Fahrzeug seines Neffen hält, vereitelt unbeabsichtigt die Tat.

Der Täter ist ein Polizist

Am 28. Dezember 1984 fährt Poehlke erneut nach Cleebronn, um den Überfall nachzuholen. Wieder schlägt er mit einem Vorschlaghammer auf das Sicherheitsglas des Kassenraums ein. Durch das Loch, das durch den Schlag entstanden ist, richtet er die Pistole auf die Angestellten. Daraufhin öffnet der Filialleiter die Tür zum Kassenraum. Poehlkes Beute beträgt 79 000 Mark. Die Angestellten der Bank erinnern sich an seine „merkwürdige Fußstellung“ und seinen „Watschelgang“. Der Wagen mit dem Nürnberger Kennzeichen wird im benachbarten Güglingen aufgefunden.

Da der Banküberfall zweifellos dem Hammermörder – wie der Serientäter nun in den Medien genannt wird – zuzurechnen ist, befürchtet man auch wieder einen vorangegangenen Mord. Die Gegend wird großräumig von Hundertschaften der Polizei abgesucht. Erfolglos. Die Leiche von Eugene Richard W. wird erst am 30. Dezember 1984 zufällig von einem Jogger gefunden. Bei dem Toten entdecken die Kriminaltechniker mit Hilfe von Metalldetektoren verstreute Nägel. Zufall? Oder sollen die Nägel von einem anderen Gegenstand ablenken, der ebenfalls an der gleichen Stelle gefunden wird – der Patronenhülse, die zur Mordwaffe führen wird? Jede Waffe hinterlässt bei der benutzten Munition einmalige Rillenmuster. Durch diesen ballistischen „Fingerabdruck“ lässt sich eine Tatwaffe einwandfrei identifizieren.

Das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung des gefundenen Projektils schockiert die Ermittler: Die verwendete Munition ist Polizeimunition und der Hammermörder möglicherweise einer aus den eigenen Reihen. Untermauert wird dieser Verdacht noch dadurch, dass die Überfälle immer zum Schichtwechsel stattfanden. Eine Tatsache, die dem Täter stets einen Vorsprung verschaffte. Auch ereigneten sich die Überfälle in verschiedenen Zuständigkeitsbereichen der Polizei. Wissen, das nur ein Insider haben kann.

Sämtliche Pistolen, insgesamt 12 000, aus den Zuständigkeitsgebieten der Polizeidirektionen Stuttgart, Ludwigsburg, Rems-Murr, Waiblingen und Heilbronn werden in den folgenden Monaten zur Analyse an das Bundeskriminalamt nach Wiesbaden geschickt. Da sich der Täter beim ersten Banküberfall an der Hand verletzt und eine Blutspur hinterlassen hat, die wegen der seltenen Blutgruppe leicht zuzuordnen wäre, müssen auch sämtliche Polizisten eine Blutprobe abgeben. Das Schicksal will es, dass Poehlkes Dienststelle, die Hundestaffel der Landespolizeidirektion Stuttgart II, eine der letzten sein wird, die an die Reihe kommt.

Weiß Poehlkes Frau Bescheid?

Die Sonderkommission wird erweitert. Unter der Bezeichnung Soko Hammer bezieht sie Quartier im Schulzentrum Lindenstraße in Großbottwar. Monate vergehen, in der die Soko Hammer, nicht zuletzt auch aufgrund der unterschiedlichen und fehlerhaften Täterbeschreibungen, in falsche Richtungen ermittelt. Am 5. Juli 1985 wird der Fall in der Sendung „XY . . . ungelöst“ gezeigt, es gehen aber keine entscheidenden Hinweise ein.

An jenem Freitagabend, so wird später vermutet, sieht auch Poehlkes Ehefrau diese Sendung. Sie erfährt, dass Zeugen an dem Gesuchten die merkwürdige Fußstellung sowie sein Watschelgang aufgefallen sind – körperliche Eigenheiten, die auf ihren Mann zutreffen. Ahnt die ehemalige Kriminalbeamtin, dass ihr Mann der Hammermörder ist? Oder glaubt sie ihm, dass das merkwürdigerweise immer zum Zeitpunkt der Banküberfälle zusätzlich eingehende Geld von seinem angeblichen Nebenjob als Wachmann stammt?

Am 22. Juli 1985 schlägt Norbert Poehlke zum dritten Mal zu, dieses Mal auf einem Waldparkplatz zwischen Ilsfeld und Flein. Sein Opfer ist der 26 Jahre alte Elektriker Wilfried S. aus Beilstein, der auf dem Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle in Marbach ist und mit seinem schwarzen VW Golf GTI kurz auf dem Waldparkplatz anhält und dort ebenfalls durch einen Schuss ins Gesicht getötet wird. Poehlke fährt mit dem Golf GTI nach Spiegelberg, um die dortige Raiffeisenbank zu überfallen. Der Filialleiter sieht ihn jedoch mit dem Vorschlaghammer in der Hand auf die Bank zukommen und warnt seine Mitarbeiter, die sich sofort in einem Nebenraum in Sicherheit bringen. Sekunden später geht der Alarm los, und Poehlke flüchtet ohne Beute.

Wenige Tage später entdecken Waldarbeiter die Leiche von Wilfried S. Erneut wird die Patronenhülse am Tatort gefunden.

Das Ende der Tragödie

Im August 1985 wird ein junger Polizist festgenommen, der sich verdächtig benommen hat. Noch bevor dessen Schuld bewiesen ist, bringen Zeitungen die Meldung, dass der Hammermörder gefasst sei und aus den Reihen der Polizei stamme. Der Verdacht gegen den jungen Polizisten erweist sich schnell als unbegründet, aber die Öffentlichkeit ist nun informiert, dass der Hammermörder wahrscheinlich ein Polizeibeamter ist. Das Entsetzen ist groß und das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Polizei auch.

Am 27. September 1985 ändert der Hammermörder seinen Modus Operandi. Dieses Mal geht er zu Fuß durch das Dorf Rosenberg zur Raiffeisenbank. Eine Zeugin, die zufällig aus dem Fenster schaut, bemerkt seinen auffälligen Watschelgang. Er betritt die Bank ohne Vorschlaghammer und unmaskiert. Der Filialleiter sieht ihn hereinkommen, bemerkt seine bleiche Gesichtsfarbe. Jetzt erst zieht sich Poehlke eine Sturmhaube über das Gesicht, zieht seine Pistole und ruft: „Dies ein Überfall!“

Er erbeutet 11 000 Mark und flieht mit dem Auto eines zufällig anwesenden Bankkunden. Die Zeugen geben eine Täterbeschreibung ab, die, wie sich später herausstellt, dem Aussehen von Norbert Poehlke sehr nahe kommt: stämmig, Bauchansatz, dicke Augenbrauen, schwarzer Vollbart und schwarze Haare. Doch niemand bringt zu diesem Zeitpunkt den Banküberfall in Rosenberg mit den Taten des Hammermörders in Verbindung – die Vorgehensweisen waren zu verschieden.

Poehlke löscht seine Familie aus

In Verdacht gerät Norbert Poehlke erst Anfang Oktober 1985 durch eine Polizeiaktion im Rahmen einer Terroristenfahndung. Im Ludwigsburger Bahnhof werden Schließfächer geöffnet und durchsucht. In einem der Schließfächer wird eine Polizeiuniform gefunden, die Verpackung einer Sturmhaube sowie ein Brief, adressiert an Norbert Poehlke.

Die Soko Hammer verhört Poehlke. Er schafft es, sich herauszureden: Er habe die Uniform in das Schließfach getan, weil er zum Geburtstag seiner Schwiegermutter gefahren sei und die Uniform nicht habe mitnehmen wollen. Es wird zwar überprüft, ob die Schwiegermutter zu dem angegebenen Tag Geburtstag hatte, jedoch wird nicht verifiziert, ob der Verdächtigte auch bei der Geburtstagsfeier anwesend war.

Der Polizist Poehlke wird gebeten, im Krankenhaus in Marbach eine Blutprobe abzugeben. Er kommt dieser Aufforderung nicht nach. Er weiß, dass seine Dienstwaffe zu diesem Zeitpunkt gerade überprüft wird. Folglich weiß er auch, dass es nur noch eine Frage von wenigen Tagen ist, bis er überführt sein wird. In der ersten Oktoberwoche meldet sich Poehlke krank. Er wird nie wieder zum Dienst erscheinen.

Im Nachhinein wird bekannt, dass Poelke 1972 die Aufnahmeprüfung für die Polizeischule erst im zweiten Anlauf bestanden hat. Während seiner Ausbildung lernte er seine spätere Frau kennen. Das Paar heiratete und bekam drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen. Frau Poehlke war fortan Hausfrau und Mutter. In Strümpfelbach baute sich das Ehepaar ein Einfamilienhaus und übernahm sich dabei finanziell. Fortan bestimmte Geldnot das Familienleben. Im März 1984 starb die dreijährige Tochter an einem Gehirntumor. Zwei Monate später beging Norbert Poehlke seinen ersten Mord. Fünf weitere Morde folgten.

Am 13. Oktober 1985 tötet Poehlke seine Frau, die gerade auf dem Sofa sitzt, mit einem Schuss in den Kopf und schleift ihre Leiche anschließend ins Badezimmer. Die beiden Söhne liegen schon in ihren Betten. Seinem ältesten Sohn schießt er ins Gesicht. Das Kind ist auf der Stelle tot. Dann nimmt er seinen jüngeren Sohn und fährt mit ihm nach Torre Canne in Süditalien. Dort hat Norbert Poehlke als Kind mit seiner Familie seine Ferien verbracht, und dort will er sein Leben beenden. Am 22. Oktober 1985 fährt er mit seinem Auto zum Strand, schießt seinem Sohn ins Gesicht und tötet sich selbst mit einem Kopfschuss.