Die 65. Vierschanzentournee in Deutschland und Österreich beginnt an diesem Freitag mit dem Wettkampf in Oberstdorf. Dort haben die deutschen Skispringer historisch gesehen die besten Chancen.
Stuttgart - Die Vierschanzentournee der Skispringer (30. Dezember bis 6. Januar) zieht die Massen in ihren Bann. Die Anlage an der Schattenbergschanze in Oberstdorf, wo die Traditionsveranstaltung an diesem Freitag (16.45 Uhr, ZDF und Eurosport) beginnt, ist längst mit 25.000 Zuschauern ausverkauft. Wir haben vorab fünf wissenswerte Fakten zusammengetragen.
1. Die deutschen Gesamtsieger
Der deutsche Rekordsieger bei der seit 1953 ausgetragenen Vierschanzentournee heißt Jens Weißflog. Der Oberwiesenthaler, heute als Hotelmanager im heimischen Erzgebirge aktiv, gewann viermal (1983/84, 1984/85, 1990/91 und 1995/96) – zweimal im DDR-Trikot und zweimal im gesamtdeutschen Trikot.
Mehr als ein Erfolg gelang auch zwei weiteren DDR-Springern: Helmut Recknagel (1957/58, 1958/59, 1960/61) und Jochen Danneberg (1975/76, 1976/77). Jeweils einmal triumphierten Max Bolkart (1959/60, BRD), Horst Queck (1969/70, DDR), Rainer Schmidt (1972/73, DDR), Hans-Georg Aschenbach (1973/74, DDR), Manfred Deckert (1981/82, DDR), Dieter Thoma (1989/90, BRD) und zuletzt Sven Hannawald (2001/02).
Hannawald setzte sich seinerzeit bei allen vier Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen durch – das schaffte vor und nach ihm keiner. „Ich hatte einen Lauf, den man nur schwer planen kann“, sagt er im Rückblick auf den historischen Erfolg, den sich 14,89 Millionen Zuschauer im Fernsehen anschauten.
2. Die Rekorde
Deutschland (inklusive DDR) stellte wie Österreich und Finnland 16-mal den Gesamtsieger – damit liegen diese drei Länder vor Norwegen (zehn Erfolge) an der Spitze dieser Liste.
Der Rekordgewinner kommt aus Finnland: Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 noch einmal mehr als Jens Weißflog, also fünfmal. Weißflog und der Norweger Björn Wirkola gelangen jeweils zehn Tournee-Tagessiege, mehr als allen anderen. Der noch aktive, aber nicht bei dieser Auflage startende Österreicher Gregor Schlierenzauer steht bei neun.
Der deutsche Rekordteilnehmer ist Martin Schmitt. Er war 18 Mal dabei, wobei das noch nichts gegen den immer noch aktiven Japaner Noriaki Kasai ist: Der mittlerweile 44-Jährige absolviert seine 26. Tournee.
3. Der Modus
Der Gesamtsieg geht an den Athleten, der bei den vier Wettkämpfen die meisten Punkte sammelt. An jedem Austragungsort werden zwei Durchgänge absolviert, in denen der Tagessieger ermittelt wird. Überall starten 50 Skispringer (die besten 50 der Qualifikation, wobei die ersten zehn des Weltcups automatisch dabei sind). Sie treten im ersten Durchgang in 25 K.-o.-Duellen gemäß der Qualifikationsergebnisse gegeneinander an. Die 25 Sieger und die fünf punktbesten Verlierer schaffen den Sprung in den zweiten Durchgang.
4. Die Favoriten
Im vergangenen Winter sicherte sich der Slowene Peter Prevc den Tournee-Triumph – er gewann vor Severin Freund. Der Erfolg bei der 65. Ausgabe könnte zumindest in der Familie bleiben. Während Peter Prevc noch nach seiner Form sucht, hat sein erst 17-jähriger Bruder Domen vier von sieben Weltcups in diesem Winter gewonnen.
Wer die härtesten Konkurrenten sein könnten, zeigte sich am Donnerstag in der Qualifikation in Oberstdorf: Der Norweger Daniel Andre Tande gewann vor Polens Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch und dem Österreicher Stefan Kraft, der 2014/2015 bei der Vierschanzentournee triumphiert hatte. Domen Prevc kam auf Platz acht, direkt vor seinem Bruder Peter.
5. Die deutschen Teilnehmer
In Oberstdorf, wo der Schanzenrekord bei 143,5 Metern liegt (gehalten von dem Norweger Sigurd Pettersen), haben die deutschen Springer traditionell die besten Siegchancen. 21 Erfolge gab es dort für sie bis jetzt, in Garmisch-Partenkirchen (13), Innsbruck (11) und Bischofshofen (10) waren es deutlich weniger. Vergangenes Jahr siegte zum Auftakt Severin Freund – und wurde in der Gesamtwertung letztlich Zweiter hinter Peter Prevc.
Nach einer Hüftoperation und fünfmonatiger Verletzungspause hat der Weltmeister aus Rastbüchl sein altes Niveau aber noch nicht wieder erreicht. In der Qualifikation am Donnerstag musste er sich mit Rang 19 begnügen. Bester Deutscher war da wie schon zuletzt im Weltcup Markus Eisenbichler (Siegsdorf) als Sechster. Direkt hinter ihm landete Stephan Leyhe (Willingen). Auch Andreas Wellinger (Ruhpolding) als 13. und Richard Freitag (Aue) als 14. kamen unter die Top 15. Überdies qualifizierten sich Andreas Wank (Hinterzarten/24.), Karl Geiger (Oberstdorf/32.), Pius Paschke (Kiefersfelden/39.) und Constantin Schmid (Oberaudorf/45.) für das Auftaktspringen auf der Schattenbergschanze.