Der VfB Stuttgart will den Gentner-Schock und die vielen Verletzungen beim Spiel an diesem Dienstag (18.30 Uhr) in Gladbach gut wegstecken. Orel Mangala, Dzenis Burnic und Ebenezer Ofori rücken somit in den Fokus.
Stuttgart - Als der ICE am Montagmittag den Stuttgarter Hauptbahnhof in Richtung Duisburg verließ, da hatte der Reisetross des VfB den Blick in Bezug auf das Bundesliga-Auswärtsspiel an diesem Dienstag (18.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach bereits nach vorne gerichtet. Am Morgen hatten sich die Profis gemeinsam mit dem Trainerteam um Hannes Wolf zum Frühstück getroffen – schließlich gilt es angesichts des Schockmoments um den in der Schlussphase des Wolfsburg-Spiels schwer verletzten Christian Gentner auch mal körperlich zusammenzurücken.
Denn bis zum Anpfiff am Niederrhein lautet die latent über dem Stuttgarter Kader schwebende Kernfrage: Wie haben die Mitspieler und Kollegen die dramatischen Szenen rund um die Horror-Karambolage ihres Kapitäns sportlich und emotional verkraftet?
Trainer Hannes Wolf will das Thema klein halten
Dem Trainer Wolf, das ist allzu verständlich, ist inzwischen viel daran gelegen, das Thema Gentner möglichst klein zu halten. Immerhin ist inzwischen klar, dass der 32-Jährige wieder vollständig gesunden wird. Daher soll die volle Konzentration vor dem dritten Auswärtsspiel der Saison nach den Niederlagen von Berlin (0:2) und Schalke (1:3) nun wieder komplett den fußballerischen Aufgaben gehören. „Wir sind alle erleichtert, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben“, sagt Wolf, der von einem möglichen emotionalen Spagat allerdings nichts wissen will. „Wir alle können mit Christian Mitgefühl haben“, sagt der 36-Jährige. „Aber deshalb können wir uns sportlich trotzdem bis ans Limit pushen.“
Lesen Sie den Liveticker der Pressekonferenz zum Spiel gegen Gladbach nach.
Mit dem klaren Ziel vor Augen, nach zwei 1:0-Heimsiegen gegen Mainz und Wolfsburg am fünften Spieltag nun erstmals auch in der Fremde zu punkten, geht der VfB die Aufgabe in Gladbach an, wo man sich „nicht zurückziehen und kleinere Brötchen backen will“ (Wolf). Das wird allerdings keine leichte Aufgabe: Denn in Gentner fehlt nicht nur der Anführer, der zuletzt auf dem Platz stark auftrumpfte. Mit dem Kapitän, mit Holger Badstuber, Emiliano Insua, Matthias Zimmermann, Jens Grahl, Anto Grgic, Carlos Mané und Daniel Ginczek hat der VfB inzwischen acht Ausfälle zu verkraften; zudem klagte der Wolfsburg-Torschütze Chadrac Akolo kurzzeitig über Beschwerden im Oberschenkel, meldete sich aber wieder rechtzeitig fit – und steht im Kader für das Gladbach-Spiel.
Mit diesem Kader reist der VfB Stuttgart nach Mönchengladbach.
„Die Verantwortung verteilt sich bei uns auf viele Schultern. Wir haben viele Jungs, die führen können“, sagt Hannes Wolf, der trotz des Fehlens von Gentner und Holger Badstuber mit Simon Terodde, Ron-Robert Zieler und Andreas Beck weiter über erfahrene Wortführer im Team verfügt. Ein emotionaler Abfall auf dem Platz soll so verhindert werden. Auch fußballerisch bleibt der Trainer trotz der vielen Verletzten optimistisch: „Wir haben weiter gute Optionen“, sagt Hannes Wolf, der am Mittwoch ein Jahr lang Chefcoach beim VfB sein wird. In dieser Zeit stand Christian Gentner in 34 Pflichtspielen nur einmal nicht in der Startelf.
Spieler wie Burnic und Ofori sind jetzt gefragt
Nun vertraut Wolf („Ich befinde mich beim VfB erst in der Anfangsphase“) darauf, dass es unter ihm bei Personalengpässen weiter so läuft wie gewohnt. Denn bisher konnte der Coach trotz diverser harter Entscheidungen stets darauf setzen, dass bei Bedarf auch die Spieler wieder voll mitzogen, die eine Zeit lang ihr Dasein in der zweiten Reihe fristen mussten. Als bestes Beispiel dafür gilt Alexandru Maxim, der in der Vorsaison lange außen vor war, ehe er im Saison-Endspurt der zweiten Liga seine Chance bekam – und zu einem Leistungsträger avancierte.
Angesichts der aktuellen Ausfälle sind andere gefragt: Dies sind neben dem gegen Wolfsburg aus der Startelf gepurzelten Orel Mangala die zentralen Mittelfeldspieler Dzenis Burnic und Ebenezer Ofori. Ersterer hatte mit dem schwachen Pokalspiel in Cottbus, wo er als linker Verteidiger ran musste, aber einen schlechten Saisonstart.
Da tut es gut, dass beim VfB in dem 20-jährigen Santiago Ascacibar offenkundig eine neue Führungsfigur heranwächst. „Er hat ein Topspiel gemacht. Das konnte man schlecht übersehen“, sagt Hannes Wolf, der aber auch im Fall des 1,68 Meter kleinen Argentiniers wie bei Christian Gentner die Emotionen bremst. „Wir haben ihn gebührend gelobt“, sagt Wolf. „Und das ist bei ihm auch angekommen.“ Nun aber gelte es, sich voll auf Gladbach zu fokussieren.