Angesichts der Schwäche Chinas rücken die USA, das Partnerland der Industriemesse in Hannover, wieder stärker in den Fokus der heimischen Maschinenbau-Unternehmen.

Frankfurt - Amerika wird für die deutschen Maschinen- und Anlagebauer wieder das Land der großen Hoffnung. Nachdem die Volksrepublik China während der starken Wachstumsphase den USA den Rang als größtes Exportland für die deutsche Schlüsselbranche abgelaufen hatte, hat nun die Schwächephase der chinesischen Wirtschaft eine Umkehr bewirkt. Im vergangenen Jahr sind die Lieferungen in die USA um rund elf Prozent auf 16,8 Milliarden Euro gestiegen, und auch für 2016 sieht der Branchenverband VDMA beste Aussichten für weiteres Wachstum. Die Ausfuhren in die Volksrepublik kletterten dagegen nur um 5,9 Prozent auf 16 Milliarden Euro. Insgesamt konnten die Maschinenbauer, zu denen neben börsennotierten Konzernen wie Thyssen-Krupp und Gea auch zahlreiche Mittelständler gehören, ihre Ausfuhren um 2,6 Prozent auf 155 Milliarden Euro steigern.

 

Nach einer Umfrage des Verbandes rechnen drei Viertel der deutschen Maschinenbauer mit mehr Geschäft jenseits des Atlantiks. 60 Prozent der befragten Unternehmen planen sogar langfristig und wollen in diesem Jahr in den USA investieren. „Das Engagement des deutschen Maschinenbaus in Amerika ist nicht von Kurzfristigkeit geprägt, sondern zeichnet sich in aller Regel durch eine Jahrzehnte währende Verbundenheit aus“, sagte VDMA-Präsident Reinhold Festge in Frankfurt. Diese Verbundenheit will die Branche auch auf der Ende April bevorstehenden Industriemesse in Hannover beweisen, bei der die USA in diesem Jahr das Partnerland sind. Von dem Besuch des US-Präsidenten Barack Obama erhofft sich die Branche klare Signale für eine weitere Vertiefung der Partnerschaft. Am liebsten würde man bis zur Präsidentenwahl im November auch die Verhandlungen über das transatlantische Handelsabkommen TTIP abgeschlossen haben. Eine Lockerung der Handelsbarrieren würde Kostensenkungen in Milliardenhöhe bringen, rechnete der Leiter der Außenwirtschaft im VDMA, Ulrich Ackermann, vor. Dies sei eine große Chance für die mittelständisch strukturierte deutsche Maschinenbaubranche.

Trotz VW-Skandal – „made in Germany“ steht hoch im Kurs

Die hiesigen Firmen erwarteten vor allem eine anziehende Nachfrage ihrer Kunden aus der amerikanischen Automobilindustrie und dem US-Maschinenbau. „Made in Germany“ stehe trotz des Abgasskandals von VW auch nach wie vor hoch im Kurs, sagte Festge. Zudem gebe es einen Investitionsstau als Faktor für steigende Bestellungen. Die Ausfuhren in die USA sind traditionell sehr breit gestreut. Gefragt sind unter anderem Antriebstechnik, Fördertechnik, Bau- und Baustoffmaschinen sowie Landtechnik, Werkzeugmaschinen oder Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Die meisten der befragten Unternehmer sehen eine Re-Industrialisierung der amerikanischen Volkswirtschaft. Hier könnten gerade die deutschen Maschinenbauer mit ihrer Spezialisierung und ihrem breiten Wissen über die „Industrialisierung 4.0“ überdurchschnittlich profitieren, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

Allerdings gebe es keinen Anlass zur Euphorie. Aufgrund des relativ schwachen weltwirtschaftlichen Umfelds und des „drastischen Rückgangs“ der Investitionen im Fracking-Sektor rechne der VDMA in desem Jahr allenfalls mit einem leichten Anstieg der Exporte in die USA. Grund dafür sei auch, dass die Unternehmen im vergangenen Jahr Rückenwind durch einen sinkenden Eurokurs hatten, der in der laufenden Periode fehlen dürfte. Zudem steige der Wettbewerbsdruck vor allem von Seiten Chinas, das seit 2013 größter ausländischer Maschinenlieferant ist.