18 Akteure sind positiv auf Corona getestet worden, was die Frage nach der Häufung der Impfdurchbrüche im Spitzensport aufwirft. Geklärt ist derweil, ob der SVS am Sonntag auf St. Pauli antreten muss.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Sandhausen - Der Corona-Ausbruch gewaltigen Ausmaßes hält den Zweitligisten SV Sandhausen in Atem. Bereits am Donnerstagabend vermeldeten die Nordbadener 18 positive Coronatests, zwölf bei Spielern sowie sechs bei Betreuern, die sich allesamt umgehend in Quarantäne begaben.

 

Der SVS hatte daher umgehend den Antrag bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gestellt, zum Spiel bei dem seit sechs Partien ungeschlagenen Tabellenführer FC St. Pauli am Sonntag nicht antreten zu müssen – und hatte Erfolg. Denn die DFL bestätigte, dass dem SVS „nicht die notwendige Mindestanzahl an Spielern zur Verfügung steht“.

Nicht mehr genug Spieler

Diese ist klar definiert – und besagt, dass ein Club trotz eines Corona-Ausbruchs mit „mehr als 15 spielberechtigten Lizenzspielern oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigten Vertragsspielern“ antreten muss. Darunter müssen sich „mindestens neun Lizenzspieler samt eines Torwarts“ befinden. Der SVS kann diese Anzahl also nicht aufbringen. Wie der Verein personell konkret bestückt ist, dazu will man „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ nichts sagen.

Dafür äußerte sich der Sandhäuser Hygienebeauftragte und Mannschaftsarzt Nikolaus Streich: „Für uns alle kam diese hohe Anzahl an Befunden überraschend. Die große Anzahl an symptomfreien Patienten lässt sich allerdings auf den sehr hohen Impfstatus innerhalb der Mannschaft sowie des Trainer- und Betreuerstabs zurückführen.“ Überdies heißt es in einer Pressemeldung des Vereins: „Bei den durch die PCR-Testung festgestellten 18 positiven Befunden sind, dank des Impfschutzes, viele milde Verläufe. Einige Personen haben leichte Anzeichen einer Erkältung.“

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Tatsächlich lenkt der Corona-Ausbruch in Sandhausen aber auch den Fokus auf die Vielzahl der positiven Befunde im Spitzensport. So hatte etwa Mitte Oktober der Fall des Eishockey-Erstligisten EHC München Aufsehen erregt, wo es 22 positive Coronatestungen gegeben hatte, darunter 14 bei Spielern.

Wie passt das mit der Impfquote zusammen?

Wie passt dies alles aber mit der etwa von der DFL für die 36 Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga vermeldeten Impfquote von 94 Prozent zusammen? Eine Zahl, die auf eine freiwillige, anonyme Datenerhebung innerhalb der Clubs basiert.

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Ist die Impfquote korrekt, läge die Anzahl der Impfdurchbrüche im Spitzensport deutlich höher als in der Normalbevölkerung. Ein Impfdurchbruch liegt per Definition vor, wenn ein vollständig Geimpfter per PCR-Test positiv getestet ist und zudem Symptome zeigt. Hier vermeldete das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Lagebericht vom 4. November bundesweit rund 150 000 Impfdurchbrüche, was bei einer Anzahl von 55,6 Millionen vollständig Geimpfter in Deutschland einem Prozentsatz von 0,0027 entspricht.

Überproportional viele Fälle

Umgelegt auf die zweite Liga, dürften sich bei rund 570 Profis also nur 1,54 geimpfte Personen mit Symptomen infizieren. Allein in Sandhausen, also bei nur einem von 18 Zweitligisten, liegen aber laut Presseerklärung vom Freitag bereits „einige“ Fälle vor.

Die Frage ist daher, ob diese Häufung allein mit den vielen Tests in der Liga, mit dem Kontaktsport Fußball und dem unter Profis offenbar sehr beliebten Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson zu erklären ist?