Zurzeit ist nur eine Liste im Großerlacher Gemeinderat vertreten. Spötter sprechen von mit Blick auf die Freie Wählervereinigung von der Großerlacher Einheitspartei. Jetzt bekommen die Etablierten Konkurrenz.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Großerlach - Beim bis dato letzten Urnengang im Jahr 2009 hatten die Bürger in Großerlach im Grunde gar nichts zu entscheiden. Sie bekamen für die Wahlkabine eine einzige Liste mit zehn Namen für den neuen Gemeinderat präsentiert. Und im Kommunalparlament der kleinen Kommune im Schwäbischen Wald sitzen genau zehn Volksvertreter. Die Wahl vor fünf Jahren war also bereits lange vor dem Urnengang entschieden. Manche Spötter sprechen mit Blick auf die Freie Wählervereinigung Großerlach mitunter von der Großerlacher Einheitspartei.

 

Diesmal wird alles anders. Die Freie Wählervereinigung Großerlach, die noch alle Räte stellt, bekommt am 25. Mai Konkurrenz von der neuen Unabhängigen Liste Großerlach. Bürgermeister Christoph Jäger (CDU) sagte, mit Parteipolitik hätten die Gemeinderäte eh nicht viel am Hut. Und das, so die Vermutung des Schultes in der Kommune am Rande der Region Stuttgart, werde auch in der nächsten Legislaturperiode so bleiben.

Der tiefe Graben im Ort ist längst überwunden

Der über die Gemeindegrenzen hinaus vom Namen her bekannteste Kandidat der neuen Unabhängigen dürfte der Student Fabian Noller (Jahrgang 1990) sein, er ist der Sohn von Peter Noller, dem Besitzer des Golfplatzes in Großerlach-Marhördt. Auf der Liste der Freien Wählervereinigung kandidiert heuer auch Kristina Kühnel (Jahrgang 1989). Sie war 2013 die Großerlacher Kandidatin bei der Kür der ersten Schwäbischen Waldfee. Obgleich sie damals die Wahl zur Markenbotschafterin für die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischen Wald nicht gewinnen konnte, hat sie offenkundig Gefallen gefunden am Auftritt in der Öffentlichkeit.

Im Großerlacher Gemeinderat, erzählt Bürgermeister Christoph Jäger, „fallen die allermeisten Entscheidungen einstimmig oder mit großer Mehrheit“. Die Stimmung im Flecken hat sich seit Jägers Amtsantritt im Jahr 2000 arg gewandelt. Zu Zeiten seines Vorgängers hatte ein tiefer Graben die Menschen im Flecken getrennt. Hier die Befürworter des umstrittenen Schultes und dort seine erbitterten Gegner. Schlagzeilen hatte damals zum Beispiel der Abriss der alten Raiffeisenbank im Teilort Grab gemacht, den der damalige Bürgermeister ohne einwandfreien Beschluss des Gemeinderats verfügt hatte. Lange her.

In Großerlach gibt es zurzeit keine Arztpraxis

In den vergangenen fünf Jahren haben Jäger und die Räte der „Einheitsliste“ gemeinsam einiges zuwege gebracht, zum Beispiel das größte Einzelprojekt in der Geschichte der Kommune. Der Bau der neuen Gemeindehalle hat rund 2,5 Millionen Euro gekostet. Dem neuen Gemeinderat werde die Arbeit aber ganz bestimmt nicht ausgehen, sagt Jäger.

Auf der Agenda stehe unter anderem die Fortführung der Trinkwasserkonzeption. Allein der Bau eines neuen Behälters auf der Hohen Brach dürfte eine Million Euro kosten. Das Kommunalparlament muss sich auch mit dem Wiederaufbau des abgebrannten Dorfgemeinschaftshauses in Liemersbach beschäftigen. Ganz wichtig, sagt Jäger, sei das Thema ärztliche Versorgung. Zurzeit habe kein Mediziner eine Praxis im Flecken. Das müsse sich unbedingt schleunigst ändern. Die Gemeinde habe kürzlich im „Ärzteblatt“ eine Anzeige geschaltet.