Thomas Gottschalk will es wuppen: Am Samstag zeigt das ZDF die „50 Jahre Hitparade“-Show mit ihm als Moderator. Das Original mit Dieter Thomas Heck war ab 1969 eine deutsche Institution. Ein Rückblick in fünf Videos.

Stuttgart - Achtung, am Samstag, den 27. April 2019, ist es soweit (falls nicht noch ein Komet einschlägt): Das ZDF strahlt die große Show „50 Jahre ZDF-Hitparade“ mit Thomas Gottschalk aus. Das ist schon deshalb eine etwas seltsame Feier, weil die 1969 gestartete Hitparade das halbe Jahrhundert gar nicht durchgehalten hat: Im Jahr 2000 wurde der einstige Quotenknüller als nicht mehr zeitgemäß eingestellt. Aber in ihren Hochzeiten in den Siebzigern war diese Sendung nicht nur die wöchentliche Zentralfete der deutschen Schlagerszene, sie war ein Wesensmerkmal der Bundesrepublik, wie ein – je nach Perspektive – Schönheitsfleck oder Zahnpastaklecks mitten im Gesicht.

 

Im Westen freie Wahlen

Im unter der sozialistischen Knute stehenden anderen Teil Deutschlands rollten gefühlt jedes Wochenende Panzer und Raketenschlepper bei irgendwelchen Militärparaden zum Jahrestag von Lenins erstem Fußbad an den zwangsversammelten Werktätigen vorbei, im fröhlichen Westen animierte dagegen die Schlaghosen tragende Parade breit grinsender Entertainer die Glückskinder der Konsumgesellschaft in den Mitklatschhimmel. Und sogar dabei gab es im Westen freie Wahlen: Bei der Hitparade durften die Zuschauer abstimmen, wer wiederkommen und sein Playback im Folgemonat noch einmal vorführen durfte.

Weil aber mittlerweile nicht mehr jeder selbst erlebt hat, was so eine „Hitparade“ wie zu bieten hatte, und weil mancher vergesen haben dürfte, wie das war, erinnern wir vor der großen Gottschalk-Sause noch mal mit fünf Videos an das Original.

Der Moderator

Erfunden hat das „Hitparade“-Format ihr erster Moderator, dem kein Nachfolger das Wasser reichen konnte: Dieter Thomas Heck. Der Schnellsprecher Heck brach über sein Publikum herein wie die Autowaschanlage übers heilige Blechle: Er schwemmte mit seinem Enthusiasmus alle Zweifel weg, ob der deutsche Schlager im Zeitalter der britischen und amerikanischen Poprevolutionen noch eine Daseinsberechtigung hatte.

Die Live-Frage

Zwischen Fans und Verächtern der Sendung gab es immer Streit, ob Hecks Behauptung der Wahrheit entsprach: dass nur die Musik vom Band käme, die Künstler über diesem Playback aber live singen müssten, um in der „Hitparade“ auftreten zu dürfen. Bei diesem Auftritt von Marianne Rosenberg ist das Mikrofon hörbar heiß geschaltet: Sie bedankt sich beim Publikum für Blumengeschenke.

Die Dampframme

Tony Marshall ist eigentlich ausgebildeter Opernsänger, hat sich aber in der Schlagerwelt als wuchtigste Gute-Laune-Dampframme der Bierzeltgemütlichkeit positioniert. Bei diesem Auftritt bringt er den Saal in Stimmung, wie Heck sich das immer erträumt hatte.

Die leisen Töne

Am anderen Ende der Radauskala bewegte sich Nicole: Sie wurde nach diesem Auftritt zum Dauergast in der „Hitparade“. Mit „Ein bisschen Frieden“ gewann sie damals den Eurovision Song Contest – was zuvor keiner deutschen ESC-Hoffnung gelungen war.

Der Nachwuchs

So sehr die „ZDF Hitparade“ nach klaren Platzierungen strebte – eine mehrheitsfähige Rangfolge, welches der bizarrste, denkwürdigste, schrecklichste oder rührendste Auftritt war, ist schlicht nicht möglich. Zu den vergessenen Stars aber zählt sicher die Kinderband „Manuel & Pony“. Mancher Ton geht hier daneben, was sehr für Live-Gesang spricht, vor allem aber ist eine mit von der Partie, die später noch öfter in diversen anderen Funktionen ins Fernsehen durfte: Anke Engelke.