Sollte der VfB Stuttgart in der Relegation auf den Hamburger SV treffen, dann wäre das auch für Ex-VfB-Trainer Bruno Labbadia ein ganz besonderes Spiel.

Stuttgart - Hier der VfB auf dem Relegationsplatz der Bundesliga, dort der um den Wiederaufstieg kämpfende Zweitligist HSV: Es sind zwei Clubs, die Labbadia vor Jahren vor dem Abstieg rettete, die ihn später jedoch vom Hof jagten - und sich danach stetig bergab entwickelten. Nach ihm stand kein Trainer mehr länger als zwei Jahre in der Verantwortung beim VfB. Seinen Ruf, allenfalls ein ordentlicher Bundesliga-Trainer zu sein, konnte Labbadia trotzdem bis heute nicht abschütteln.

 

Die Wolfsburger Fans verhöhnten ihn sogar, als er im Februar 2018 zum VfL kam. Der frühere Stürmer konnte das nicht verstehen. „Nachdem ich Stuttgart verlassen musste, hat der VfB nur noch gegen den Abstieg gespielt und ist letztlich sogar abgestiegen. Auch der HSV ist nach meiner Zeit abgestiegen. So gesehen war dieser Empfang hier schon sehr eigenartig“, sagte er einmal in einem dpa-Interview.

Labbadia stand immer wieder in der Kritik

Verhöhnen würde ihn in der Autostadt heute niemand mehr. Den VfL führte er im vergangenen Frühjahr in den Relegationsspielen gegen Holstein Kiel zum Klassenverbleib. Ein Jahr später haben die Niedersachsen vor der Partie am Samstag (15.30 Uhr/Liveticker) beim VfB Stuttgart gute Chancen, sich für die Europa League oder sogar für die Champions League zu qualifizieren.

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Als Stuttgart 2013 selbst das letzte Mal auf europäischer Bühne spielte, hieß der Trainer ebenfalls Labaddia. Doch vier Niederlagen zum Saisonstart bedeuteten das Ende seiner Zeit am Neckar.

Schon zuvor stand der ehemalige Bayern-Profi immer wieder in der Kritik. Zu bieder, zu langweilig sei sein Fußball, hieß es - so oft, dass ihm im Oktober 2012 der Kragen platze: Die Trainer seien nicht die „Mülleimer“ für andere, schimpfte Labbadia und stellte die Frage: „Gehe ich einen schweren Weg, wie ihn der VfB Stuttgart gehen muss, mit? Oder sage ich: am Arsch geleckt?“

Starker Start, dann Abwärtstrend

Er war Ende 2010 in einer Phase an den Neckar gekommen, als der VfB nach dem Meistertitel 2007 und mehreren Champions-League-Teilnahmen sich weiter zu Höherem berufen fühlte, aber gleichzeitig den Etat senken musste. Dennoch führte Labbadia die Mannschaft zweimal nach Europa. Die Argumente reichten nach dem verpatzten Start aber nicht.

Auch einst bei Bayer Leverkusen und seinem ersten Engagement in Hamburg war einem starken Start ein Abwärtstrend gefolgt. Nach seiner Rückkehr zum HSV im April 2015 rettete er die Hanseaten in der Relegation gegen den Karlsruher SC vor dem Abstieg, führte sie in der folgenden Spielzeit auf Rang zehn - und wurde nach nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen der Saison 2016/2017 beurlaubt.

Didavi bezeichnet Labbadias Arbeit als „unglaublich“

Kann Labbadia also nur jeweils für kurze Zeit erfolgreich sein, wie ihm Kritiker häufig vorwarfen? Oder hat er bei den seit Jahren kriselnden Traditionsclubs VfB und HSV damals schlicht das Optimale herausgeholt? Auf der VfB-Bank hielt sich Labbadia immerhin rund zweidreiviertel Jahre, seit seinem Abgang haben die Stuttgarter in nicht einmal sechs Jahren sage und schreibe zehn Cheftrainer verbraucht, sind 2016 abgestiegen und stehen nun unter Interimscoach Nico Willig erneut mit dem Rücken zur Wand.

VfB-Spielmacher Daniel Didavi bezeichnete Labbadias Arbeit in Wolfsburg gegenüber dem „Sportbuzzer“ gerade als „unglaublich“. Unglaublich gut meinte er und äußerte „den größten Respekt“. Dennoch wird Labbadia Wolfsburg wegen seines schlechten Verhältnisses zu Sportchef Jörg Schmadtke im Sommer verlassen.