Am Donnerstag startet in der ARD „Alles Klara“ mit Wolke Hegenbarth. Wir sprachen mit ihr über Klischees, idyllische Landschaften und den schönen Schein.

Stuttgart - Die Landschaft im Harz mag noch so idyllisch sein, Verbrechen gibt es auch dort. In der neuen ARD-Vorabendserie „Heiter bis tödlich – Alles Klara“ ermittelt Wolke Hegenbarth als quirlige Sekretärin Klara Degen an der Seite von Hauptkommissar Paul Kleinert (Felix Eitner) – auch wenn das eigentlich ihre Kompetenzen überschreitet.

 


Frau Hegenbarth, Kinder haben es oft schwer, wenn sie nicht Lena oder Lisa heißen. Haben Sie Ihren Frieden mit Wolke, Ihrem Vornamen, gemacht?
Ich hatte nie ein Problem mit dem Namen, ich heiße ja nicht Pumuckl. Ich bin auch nie gehänselt worden. Das Schlimmste war „Wolke auf Wolke sieben“, das war’s auch schon – und damit kann man leben.

Sie sind schon früh vor der Kamera gestanden. Wird Schule da nicht zweitrangig?
Ich habe damals ja längst nicht so viel gedreht wie heute, das war für mich ein Ferienjob. Ich hatte von Anfang an einen Deal mit meinen Eltern: Ich durfte zwar drehen, aber musste mein Abi machen. Das war für mich sowieso keine Frage. Ich sah mich damals eher als Innenarchitektin.

Schauspielerin zu werden war kein Thema?
Eigentlich nicht, ich habe noch mit 24 mit dem Schauspielberuf gehadert. Dann habe ich den Deutschen Comedypreis bekommen, und mir wurde klar: Wenn ich für eine Beschäftigung ausgezeichnet werde, die ich eigentlich als Hobby betrachte, sollte ich das Hobby vielleicht zum Beruf machen.

Wenn junge Frauen Sie fragen, ob Sie diesen Beruf empfehlen würden: Was sagen Sie?
Ich rate ab, immer. Natürlich gibt es Menschen, die kreuzunglücklich wären, wenn sie nicht spielen könnten, und die nehmen auch das unstete Künstlerleben mit wenig Geld und viel Arbeit in Kauf. Aber allen anderen muss klar sein: Es ist völlig unwahrscheinlich, dass ihre Träume je in Erfüllung gehen werden. Allein in Berlin gibt es Tausende von arbeitslosen Schauspielern. Nur ein Bruchteil kann von diesem Beruf leben.

Sie sind schon in jungen Jahren sehr bekannt geworden. Wie haben Sie es geschafft, auf dem Boden zu bleiben?
Das ist eine Frage der Persönlichkeit. Wer eher feenhaft ist, hebt sicher leicht ab, aber ich war schon immer gut im Familien- und Freundeskreis verwurzelt. Und wenn man so früh anfängt wie ich, hat das Umfeld ja auch Zeit zum Mitwachsen.

Während der Produktion von „Alles Klara“ musste Ihr Umfeld lange auf Sie verzichten. Wie waren die Dreharbeiten im Harz?
Ein Kraftakt. Es hat großen Spaß gemacht, mit Felix Eitner zu drehen, aber Zeit, die schöne Landschaft zu genießen, hatten wir nicht. Aufstehen, drehen, essen, Text lernen, schlafen, und das oft sechs Tage in der Woche: Freizeit war da ein Fremdwort.

Die Dialoge in „Alles Klara“ sind sehr hübsch, aber die Filme wirken ein bisschen harmlos. Waren Sie nicht unterfordert?
Die schiere Masse an Arbeit hat solche Gedanken gar nicht aufkommen lassen. Und man darf auch nicht vergessen: Wir wollten keine Filmkunst machen, sondern leichte Fernsehunterhaltung, da ist der Anspruch ein ganz anderer. Die Arbeitsbedingungen waren nicht leicht, der finanzielle Druck dafür groß, und als das halbe Jahr vorbei war, waren wir einfach nur stolz, dass wir es geschafft haben.

Mit den üblichen Klischeevorstellungen von der Schauspielerei hat das nichts zu tun.
Die meisten Menschen haben ohnehin ein völlig falsches Bild von unserer Arbeit. Sie ist viel weniger glamourös, als man sich das vorstellt. 99,9 Prozent aller Schauspieler laufen vielleicht fünf mal im Jahr über einen roten Teppich, der Rest ist Arbeit. Oder warten auf ein Angebot. Die Diskrepanz zwischen Schein und Sein ist riesig, das Klischee ist stark von Bildern aus Hollywood geprägt. Wie viel Mühe es kostet, bis ein Film oder eine Serie fertig gestellt ist, will niemand wissen.

Der Fernseh-Vorabend gilt als Haifischbecken. Wussten Sie, worauf Sie sich einlassen?
Ich wusste zumindest, dass es eine Herausforderung sein würde, die Zuschauer für diesen etwas vernachlässigten Sendeplatz zurückzugewinnen. Aber eine neue Serie ist für jeden Sender und auf jedem Sendeplatz erst mal ein Blindflug. Ich habe lange für Privatsender gearbeitet, bin es also gewöhnt, an Quoten gemessen zu werden, daher sehe ich das alles sehr pragmatisch.
Das Gespräch führte Tilmann Gangloff.