Bei der zweiten Veranstaltung für ein Sanierungsgebiet sind die ersten Umfrageergebnisse vorgestellt worden. Die Anwohner kritisieren den Schleichverkehr, zu große Kreuzungsbereiche und wünschen sich einen zentralen Platz im Stadtteil.

S-Ost - Mit einer weiteren Informationsveranstaltung und anschließenden Workshops ist in Gaisburg der nächste Schritt auf dem Weg zur Festlegung eines möglichen Sanierungsgebiets, das große Teile des Stadtteils umfasst, gemacht worden. Grundlage der Veranstaltung waren die Ergebnisse aus der Befragung von Mietern, Eigentümern und Gewerbetreibenden in dem Gebiet, das grob durch die Klingenbachanlage, die Wangener Straße und die Drackensteinstraße abgegrenzt wird. Von den verteilten Fragebögen war – nach einer Fristverlängerung – gut ein Viertel ausgefüllt zurückgeschickt worden.

 

Die Ausgangssituation

Gaisburg ist ein Stadtteil mit etwas kleineren Haushalten als im Rest Stuttgarts. Dort leben weniger Familien mit Kindern (Gaisburg: 14 Prozent, S-Ost: 15,5 Prozent, Stuttgart: 17,5 Prozent), dafür mehr Menschen im erwerbstätigen Alter (Gaisburg: 69,5 Prozent, Stuttgart 66,5 Prozent). Der Ausländeranteil liegt in Gaisburg bei 27,9 Prozent (Stuttgart: 25,2 Prozent). Am häufigsten kommen die Menschen aus Griechenland, Kroatien, Italien, der Türkei und Serbien. Auffällig bei den Wanderungsbewegungen ist, dass die nach Gaisburg ziehenden Menschen fast immer von außerhalb Stuttgarts kommen, die von Gaisburg wegziehenden Menschen aber meistens in einen anderen Stadtteil wechseln. Ebenfalls bemerkenswert: Rund die Hälfte der Gaisburger lebt schon länger als zehn Jahre in dem Stadtteil, rund 30 Prozent länger als 20 Jahre (alle Angaben wurden aus den ausgefüllten Fragebögen ermittelt). Rund 70 Prozent der Bewohner begeben sich entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit. Für die Freizeit liegt dieser Wert bei 75 Prozent. 77 Prozent halten das ÖPNV-Angebot für ausreichend. In einem Drittel der Haushalte, in denen Fragebögen ausgefüllt wurden, wird mit Öl oder Elektroheizungen geheizt.

Die Wünsche der Befragten

Die Gaisburger haben in den Fragebögen Verbesserungen zu Themen gefordert, die auch den Bezirksbeirat schon seit Jahren beschäftigen. Ganz oben auf der am Donnerstagabend gezeigten Wunschliste steht die „Unterbindung des Schleichverkehrs durch die Schurwaldstraße“. Dies sei wohl am besten durch die Einrichtung eines Einbahnstraßensystems möglich, hieß es bei der Veranstaltung – was aber auch nicht jedem Einwohner gefallen würde. Über die Umgestaltung überdimensionierter Kreuzungsbereiche, die etwa für Kinder nur schwer zu überqueren seien, wird ebenfalls schon seit Jahren diskutiert. Für den großen Kreuzungsbereich Hornberg-/Schurwald- und Welzheimer Straße gibt es schon länger fertige Pläne, die bisher im Rahmen der Stadtentwicklungspauschale (Step) verwirklicht werden sollten. Das war aber immer wieder aus ganz unterschiedlichen Gründen verschoben worden. Auch der Kreuzungsbereich Hornberg-/Alfdorfer-/Faberstraße stand schon auf Step-Listen. Häufig geäußert wurde auch der Wunsch nach einem zentralen Platz mit Läden und einem Café, wofür sich beispielsweise der zentrale Bereich der Hornbergstraße anbieten könnte. Ebenfalls auf der Wunschliste: mehr attraktive Grünanlagen und mehr Einkaufsmöglichkeiten. So gibt es in Gaisburg zum Beispiel schon länger keine Metzgerei mehr. Die befragten Kinder wünschen sich vor allem sichere Schulwege, weniger Verkehr und vielseitiger gestaltete Spielplätze.

Der Zeitplan

Die Vorbereitende Untersuchung für ein Sanierungsgebiet Gaisburg war im Dezember 2017 beschlossen worden. Die Fragebogenaktion im Untersuchungsgebiet lief von Februar bis Mai 2018. In diesem Zeitraum – im März – war auch die gut besuchte Auftaktveranstaltung. Bei der Kinderbeteiligung im April konnten Kinder des Schülerhorts an der Grundschule Gaisburg dem beauftragten Büro planbar³ zeigen und erzählen, was sie gerne im Stadtteil verändern würden. Nach den Workshops am vergangenen Donnerstag werden die vorläufigen Ergebnisse und Vorschläge bis zum Jahresende mit den beteiligten Ämtern abgestimmt. Im Frühjahr 2019 sollen die Ergebnisse dem Bezirksbeirat präsentiert werden. Der Antrag auf Aufnahme in ein Förderprogramm wird dann voraussichtlich im Oktober gestellt. Die Entscheidung darüber wird für das erste oder zweite Quartal 2020 erwartet. Erst dann kann der Gemeinderat das Sanierungsgebiet auch förmlich per Beschluss festlegen. Die Laufzeit für ein solches Sanierungsgebiet beträgt üblicherweise zehn Jahre.