Der Verein Forum Hospitalviertel ist erfolgreich und steht doch jedes Jahr auf der Kippe. Nun hofft Vorstand Eberhard Schwarz auf eine Dauerfinanzierung durch die Stadt.

Stuttgart - Es ist nur ein Viertel. Eine Parzelle von vielen in der großen Stadt. Und doch hebt sich das Hospitalviertel ab. Für Quartiere wie die Leonhardsvorstadt, die sich in der Entstehung befindet, ist das Hospitalviertel sogar Impuls- und Ratgeber. Das hat Gründe. Denn fast nirgendwo wird das Stichwort Partizipation so gelebt und umgesetzt wie in diesem historisch bedeutsamen Viertel der Stadt. Bedeutet: an der Entwicklung des Quartiers haben sich Bürger beteiligt – und sie haben sie mitbestimmt. So wundert es wenig, dass dem Vordenker dieser Bewegung, Pfarrer Eberhard Schwarz, allseits größte Wertschätzung entgegen schlägt.

 

So auch zuletzt, als der Vorstand des Vereins Forum Hospitalviertel, seine Aufwartung im Bezirksbeirat Mitte macht. Schon sein Begrüßungssatz an die Räte und Vorsteherin Veronika Kienzle drückt diese Verbundenheit aus: „Es ist mir immer wieder eine Freude, hier zu sein. Denn wir arbeiten an der selben Baustelle.“ Schwarz meint damit die Arbeit an einer besseren und lebenswerteren Stadt.

Und gerade hier hat sich der evangelische Pfarrer der Hospitalkirche ebenso als kluger Beobachter und Entwickler profiliert. So fragt er: „Die Stadt und die Gesellschaft haben sich verändert: Wie gelingt in diesem Mikrokosmos das Zusammenleben? Wie gelingt es, hier Identität zu stiften?“ Er sagt dies in dem Wissen, dass der Mikrokosmos Hospitalviertel den Makrokosmos der Gesellschaft abbildet.

Schwarz stellt die richtigen Fragen

Weiter fragt er – und legt damit den Finger in so manche Wunde: „Haben wir uns schon daran gewöhnt? An die Stadt im Umbruch? An die unzähligen Baustellen, die uns seit Jahren begleiten? An ganze Häuserzeilen aus der Nachkriegsarchitektur der Innenstadt, die in wenigen Wochen fallen? Daran, dass ganze Straßenzüge wie die Theodor-Heuss-Straße in einem gigantischen Umbruch sind? „Haben wir uns schon gewöhnt an den rasanten Wechsel von Bewohnern und Geschäften? An die Geschwindigkeit, mit der Neues aus der ganzen Welt in unseren Quartieren ankommt und verweilt und wieder geht und doch gesehen werden will?

„Haben wir noch ein Gefühl dafür, wie schnell sich Stadt verändert? Wie dringend es nötig ist, die Geschichte eines Quartiers nicht nur nicht zu vergessen, sondern zu einem Bestandteil der Geschichte der neuen Stadt zu machen? Ist uns im turbulenten Alltag noch bewusst, dass es gilt, in diesem Veränderungsprozess nicht einfach dazusitzen und zuzuschauen und zu staunen, sondern mitzugestalten, Ideen zu entwickeln, darüber nachzudenken, wie das Zusammenleben jeden Tag und in Zukunft gelingen kann?“

Die Liste seiner drängenden Fragen ließe sich weiter fortführen. Sie zeigen den wachen und verantwortungsvollen Geist dieses Mannes. Und es erklärt, warum Schwarz am Ende seiner Gedankengänge auf soviel Anerkennung trifft. „Mir gefällt ihr selbstkritischer Ansatz“, sagt Bezirksvorsteherin Kienzle spontan, „es gefällt mir, wie sie mit Konflikten umgehen. Das ist etwas Besonderes. Sie halten das Quartier zusammen.“

Andere, wie Bezirksbeirat Wolfgang Kaemmer (Grüne), finden Worte wie „professionell“ oder „stilvoll“. Nur der Sozialdemokrat Heinrich-Hermann Huth verbindet sein Lob mit der Sorge um die Zukunft von Schwarz und dem Hospitalviertelverein: „Wie sieht es mit den Finanzen aus? Was ist, wenn sie mal nicht mehr da sind?“ Damit hat er zwei wichtige Fragen gestellt. Tatsächlich ist der Verein ohne Schwarz kaum denkbar. Und in der Tat: Bei jeden Haushaltsberatungen kämpft das Forum um den kargen städtischen Zuschuss in Höhe von 17 000 Euro aufs Neue. Schwarz indes weiß, für diese Aufgaben „braucht es Nachhaltigkeit bei den Themen Finanzen und Personen“. Kurzum: Er wünscht sich eine Dauerfinanzierung der städtischen Unterstützung.

Unterstützung durch Freie Wähler

Veronika Kienzle bedauert, dass diese Einsicht nicht aus der Verwaltung heraus kommt, und regt an, dass die Fraktionen im Gemeinderat für eine Dauerfinanzierung werben. Ein Vorschlag, den die Betreuungsstadträtin der Freien Wähler, Ilse Bodenhöfer-Frey, direkt umsetzen will: „Wir setzen uns dafür ein. Denn solche partizipativen Prozesse muss man einfach unterstützen.“ Eberhard Schwarz hofft nun, dass sich andere Fraktionen dem Beispiel der Freien Wähler anschließen. Nur so könne das Forum Hospitalviertel seine Aufgaben und Visionen weiter umsetzen: „Wir wollen auch weiterhin mitgestalten, wahrnehmen, täglich neu sehen und hören, was es braucht, um nachbarschaftlich zu leben und unseren Beitrag für die neue Stadtgesellschaft leisten.“