Zwei Frauen fahren nachts von Göppingen nach Hause und fühlen sich verfolgt. Sie rufen die Polizei. Doch die schickt nicht die erhoffte Streife.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Dürnau - Den beiden jungen Frauen sitzt der Schrecken noch in den Knochen. In der Nacht zum Dienstag war es. Gemeinsam waren sie um kurz nach Mitternacht bei einer Freundin in Göppingen aufgebrochen, um nach Hause zu fahren. Plötzlich bemerkten sie, dass ihnen ein Lieferwagen folgte. Er fuhr ihnen sogar hinterher, als sie bei Dürnau auf einen Feldweg abbogen. „Da fährt sonst nachts niemand“, sagt die 17-jährige Beifahrerin. Sie weiß das, weil sie dort auf einem Aussiedlerhof wohnt. Ihre um ein Jahr ältere Freundin wollte sie dort abliefern und dann weiter nach Eislingen fahren.

 

Der Unbekannte rast mit Fernlicht auf sie zu

Doch in Anbetracht des unheimlichen Begleitfahrzeugs, das anscheinend demonstrativ in 300 Meter Entfernung angehalten hatte, traute sich die 17-Jährige nicht auszusteigen. „Wir haben uns mit dem Auto versteckt.“ Es verging eine ganze Weile, dann war der Lieferwagen scheinbar verschwunden. Doch als die beiden Frauen den Feldweg vorfuhren, um sicher zu gehen, raste ihnen der unbekannte Wagen mit eingeschaltetem Fernlicht entgegen. „Wir mussten aufs Feld ausweichen, um einen Unfall zu verhindern“, sagt die 17-Jährige. Als die Mädchen ihr Auto drehten, um zum Hof zurückzufahren, geschah dies ein zweites Mal. Dann war der mysteriöse Wagen verschwunden.

Wollte ihnen jemand einen Schrecken einjagen? Sollte dies ein Überfall werden? Die beiden jungen Frauen wissen es nicht. Sie wissen aber, dass ihnen die Polizei in dieser Notsituation keine große Hilfe war. Als sie den Notruf 110 wählten, meldete sich das Polizeipräsidium in Ulm, das seit dem Inkrafttreten der Polizeireform im Januar auch für den Landkreis Göppingen zuständig ist. Es sei ja noch nichts passiert, habe sie der Beamte zu beruhigen versucht. Wenn sie sich in Sicherheit bringen wollten, könnten sie aber gerne zum nächsten Polizeirevier in Ehingen (Alb-Donau-Kreis) oder Münsingen (Kreis Reutlingen) fahren. „Ich hatte gehofft, dass er uns einen Streifenwagen vorbeischickt“, sagt die 17-Jährige. Nicht einmal für das Kennzeichen, das die beiden aufgeschrieben hatten, habe er sich interessiert.

Der Polizeisprecher beschwichtigt

Auf den Fall angesprochen, beschwichtigt der Sprecher des Polizeipräsidiums, Rudi Bauer. Bei den beiden angegebenen Polizeirevieren müsse es sich um einen Versprecher handeln. Ansonsten sei der Ratschlag, ein Revier aufzusuchen, ja kein schlechter, und die jungen Frauen wüssten bestimmt auch selbst, wo das nächste zu finden sei. Wäre es nötig gewesen, hätte die Einsatzleitstelle auch eine Streife schicken können. „Wir haben in Ulm den genauen Überblick.“ Die beiden Frauen hätten am nächsten Tag eine Anzeige aufgegeben und nun werde ermittelt. Den Fahrer zu finden könne aber länger dauern. Der Lieferwagen gehöre einem Großunternehmen.