Der Schauspieler Ben Becker hat am Mittwoch bei einem Auftritt in Ludwigsburg einen Pressefotografen verletzt. Weil er sich gestört fühlte, sprang Becker nach Augenzeugenberichten von der Bühne und schlug dem Mann den Ellbogen ins Gesicht. Der Fotograf hat Anzeige erstattet.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Schauspieler Ben Becker hat am Mittwochabend im Ludwigsburger Forum einen Pressefotografen attackiert und dabei leicht verletzt. Bei einem Gerangel versuchte der Schauspieler außerdem, dem Mann die Kamera zu entreißen, was jedoch misslang. Mehrere Augenzeugen haben den Vorfall gegenüber unserer Zeitung bestätigt. Demnach habe Becker sich bei der Aufführung des Stücks „Ich, Judas“ vom Klicken der Kameras gestört gefühlt. Plötzlich habe er seinen Platz hinter dem Rednerpult verlassen, sei von der Bühne gesprungen und habe „Hörst du auf damit“ gerufen. Schließlich sei er auf zwei Fotografen zugestürmt. Einem der beiden, einem Mitarbeiter der Bietigheimer Zeitung, habe er dann den Ellbogen ins Gesicht geschlagen.

 

Es sei nicht abgemacht gewesen, „dass einer Klickklickklick macht“, soll der erboste Schauspieler noch gesagt haben und dann auf die Bühne zurückgekehrt sein – um mit dem Monolog von „Ich, Judas“ fortzufahren. In dem Stück trägt Becker unter anderem einen Text des Schriftstellers Walter Jens vor.

Das Management von Becker ist offenbar abgetaucht

„Als der auf der Bühne losgelaufen ist, dachte ist erst, die Einlage gehört zu seinem Schauspiel“, erzählt Werner Kuhnle, der ebenfalls als Fotograf im Forum war, aber etwas abseits von seinen zwei Kollegen stand. „Aber als ich gesehen habe, wie der an der Kamera zerrt“, sagt Kuhnle weiter, „habe ich mir gedacht: Hoppla, jetzt gehe ich besser, damit es nicht völlig eskaliert.“ Eine Mitarbeiterin des Forums habe ihn zuvor schon gewarnt, „dass der Ben Becker manchmal etwas sensibel ist“. Der Fotograf sei leicht an der Lippe verletzt worden und habe inzwischen Anzeige gegen Becker erstattet, berichtet Andreas Lukesch, der Chefredakteur der Bietigheimer Zeitung. Er selbst, so Lukesch, habe am Donnerstag versucht, Beckers Management in Berlin zu kontaktieren, das aber habe weder auf Telefonanrufe noch auf E-Mails reagiert. Auch die Bitte unserer Zeitung nach einer Stellungnahme ließ die Agentur bisher unbeantwortet. Der Veranstalter allerdings, die SBEntertainment-Gesellschaft mit Sitz in Metzingen, hat sich am Donnerstag bei der Bietigheimer Zeitung und bei dem Fotografen entschuldigt. „Ich saß ganz oben im Saal, konnte also nicht eingreifen“, sagt der Geschäftsführer Stefan Buck. Er habe bisher keine Gelegenheit gehabt, persönlich mit Ben Becker zu sprechen, weil dieser direkt nach dem Auftritt abgereist sei. Vier Veranstaltungen habe er für den Schauspieler in Süddeutschland organisiert, stets sei das Publikum begeistert gewesen. Warum es in Ludwigsburg zu dem Vorfall kam, könne er sich nicht erklären, sagt Buck. „Das war nicht in Ordnung. Mit tut es vor allem für die Fotografen leid, die hier ja nur ihren Job machen wollten.“

Der Veranstalter hat sich inzwischen für den Ausraster von Ben Becker entschuldigt

Und die sich dabei offensichtlich strikt an die Vorgaben des Veranstalters gehalten haben. Diese sahen vor, dass in den ersten zehn Minuten des Auftritts fotografiert werden darf – eine durchaus übliche Absprache mit Pressefotografen. Er habe, sagt Buck, nicht explizit mit Ben Becker über diese Regelung gesprochen. „Vielleicht hätte ich das tun sollen“, räumt er ein.

Der Schauspieler hat zahlreiche Skandale produziert – auch mit Schlägereien

Becker selbst war am Mittwoch am Ende seines Auftritts noch mal auf den Vorfall zurückgekommen und hatte sich direkt an die Zuschauer gewandt. „Leider gab’s ein bisschen Ärger, der Fotograf da oben, das war unfair, das gibt einen kleinen Skandal“, sagte er im Forum. „Aber das macht nichts, ihr wart ein wunderbares Publikum.“

Der 1964 in Bremen geborene Schauspieler („Schlafes Bruder“, „Comedian Harmonists“, „Ein ganz gewöhnlicher Jude“) ist für sein Schaffen vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Grimme-Preis. Er hat aber auch mit zahlreichen Skandalen von sich reden gemacht. 2007 musste er nach einem durch Alkohol und Drogen verursachten Kollaps mit Herzstillstand in seiner Wohnung wiederbelebt werden. 2011 schlug er in Wien nach einer Musical-Aufführung auf den Regisseur Stephan Pfister ein.