Drei Unbekannte entwurzeln in der Nacht zum Freitag in der Haußmannstraße eine Kastanie. Anschließend werfen sie den Baum einen Abhang hinunter. Anwohner sind fassungslos – und haben einen Verdacht.
„Es ist in jeglicher Hinsicht eine Frechheit“, sagt eine junge Frau, als sie beim Spaziergang durch die Haußmannstraße im Stuttgarter Osten auf ein Loch im Grünstreifen blickt. Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag auf Höhe der Hausnummer 46 eben an dieser Stelle einen Baum entwurzelt und ihn einfach über die Brüstung in einen Garten geworfen. Anschließend machten sie sich einige Meter weiter an der nächsten jungen Kastanie zu schaffen, wurden aber gestört. Ein Zeuge hat drei Männer im Alter von etwa 17 bis 25 Jahren beobachtet, die kurz nach Mitternacht vom Tatort flüchteten.
„Man macht generell keine Dinge kaputt, aber Bäume gleich zweimal nicht“, sagt die verärgerte Anwohnerin. „Zumal es ja nicht das erste Mal ist, dass die Kastanien hier beschädigt werden.“ Fünf Mal haben sich Unbekannte mittlerweile an den beiden Bäumen ausgetobt. Bereits im Jahr 2015 ist eine Kastanie – damals stand an dieser Stelle nur ein Baum – verstümmelt worden, ein Jahr später fehlte sie dann komplett.
Im Mai 2017 wurden in dem Grünstreifen zwei neue Kastanien eingesetzt, zwei Wochen später waren sie bereits wieder weg. Unbekannte hatten ihre Stämme durchgesägt. Lange standen die nachgepflanzten Jungbäume jedoch erneut nicht. In der Nacht auf den 21. Juni 2020 wurden sie erneut entfernt. Exakt ein Jahr später wiederholte sich die Geschichte, damals wurden die Stämme der Kastanien abgeknickt. Die Tat in der vergangenen Woche stellt bislang den traurigen Schlusspunkt dar.
Während die Polizei in alle Richtungen ermittelt, ist in der Nachbarschaft ein konkreter Verdacht zu hören. Vieles spreche dafür, dass die gegenüberliegende Burschenschaft Alemannia Stuttgart ihre Finger im Spiel habe, heißt es da. Denn die Kastanien versperrten die Sicht von deren Terrasse in den Kessel.
Ein Vorwurf, den Wolfram Hülscher, der Vorsitzende der Altherrenschaft von Stuttgarts ältester Burschenschaft, weit von sich weist. „Der Ausblick ins Tal wird durch die Bäume nicht behindert, sondern bereichert“, sagt er. „Wir distanzieren uns klar von dieser saudummen Tat. Sie fällt aufgrund der räumlichen Nähe auf uns zurück, wir sind es aber nicht gewesen.“ Dass die Kastanie schon wieder herausgerissen wurde, sei ein „unburschenschaftliches“ Verhalten. „Die Beschädigung öffentlichen Eigentums lehnen wir strikt ab“, sagt Hülscher. Zeugenhinweise nehmen die Beamtinnen und Beamten des Polizeireviers 5 Ostendstraße unter der Rufnummer 0711 / 8990 - 3500 entgegen.
