Ein 60 Jahre alter Mann hat in Waiblingen versucht, einer Polizistin die Dienstwaffe zu entreißen. Bei dem Vorfall werden zwei Beamte verletzt – Zeugen kommen ihnen zu Hilfe.

Waiblingen - In Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) hat ein Mann versucht, einer Polizistin ihre Dienstwaffe zu entreißen. Wie die Polizei mitteilt, ereignete sich der Vorfall am Donnerstagnachmittag in der Düsseldorfer Straße. Der Betreiber eines Getränkemarkts hatte gegen 16.30 Uhr die Polizei gerufen, nachdem ein 60-Jähriger trotz eines Hausverbots den Markt nicht verlassen wollte und sich aggressiv verhielt.

 

Bei dem Mann soll es sich um einen Ex-Angestellten des Getränkemarkts handeln, der mit seinem ehemaligen Arbeitgeber im Zwist steht. Bereits am Donnerstag soll er trotz des Hausverbots im Markt erschienen sein und mehrere Mitarbeiter mit einer Eisenstange bedroht haben.

Als er fixiert werden soll, greift der Mann nach der Pistole – und lässt nicht locker

Die Polizisten konnten den 60-Jährigen am Donnerstag zunächst beruhigen und vor das Gebäude begleiten. Dort habe er sich umgedreht und zurückrennen wollen – woraufhin die Polizisten versuchten, ihn auf dem Boden zu fixieren. Der Mann wehrte sich – und griff gezielt nach der Pistole einer Polizeibeamtin. Die Waffe befand sich laut der Polizei ordnungsgemäß im Holster, dennoch ließ der Mann nicht locker. „Die Beamten mussten massive Körperkraft aufwenden, um dies zu verhindern“, so ein Polizeisprecher.

Zwei Angestellte des Getränkemarkts kamen den Polizisten schließlich zu Hilfe, gemeinsam konnte der Mann überwältigt werden – ihm wurden Handschellen angelegt. Die Beamtin und ihr Kollege wurden beide bei der Auseinandersetzung verletzt – „heute entscheidet sich, ob sie dienstunfähig sind“, so der Polizeisprecher.

Ihm zufolge war die Situation äußerst gefährlich. Die Dienstwaffen in den Holstern seien zwar durch einen Mechanismus gesichert – „aber unüberwindbar ist der nicht, auch wir müssen im Ernstfall schnell an die Waffe kommen können“.

Ähnlicher Vorfall in Schwäbisch Gmünd

Der aggressive Mann wurde in Gewahrsam genommen. Auf ihn kommt nun ein Verfahren unter anderem wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte, Bedrohung und Hausfriedensbruch zu. Er war bereits wegen Körperverletzung und Beleidigung polizeilich in Erscheinung getreten und war bei der Tat laut dem Polizeisprecher nicht betrunken, noch hatte er unter Drogen gestanden.

Situationen wie die in Waiblingen sind eigentlich sehr selten. „Aber erst am 14. Juni hat eine betrunkene Frau in Schwäbisch Gmünd nach einer Dienstwaffe gegriffen“, so der Polizeisprecher. Dabei habe es sich aber nicht um einen so massiven Versuch gehandelt wie nun in Waiblingen.

Der Fall erinnert an einen schwerwiegenden Vorfall vom 13. Juni dieses Jahres: Im bayerischen Unterföhring bei München hatte ein Mann einem Polizisten bei einer Rangelei die Pistole entrissen und dessen Kollegin in den Kopf geschossen. Und im April 2016 hatte das Landgericht Tübingen einen 22-Jährigen in die Psychiatrie geschickt, der einem Beamten dessen Dienstwaffe abgenommen und auf dessen Kollegin geschossen hatte. Zuvor war er nackt aus einem Krankenhaus gerannt.