Sophia Kern und Emma Oberpaur sind beim Vorlesewettbewerb in der Stadtteilbibliothek in Stuttgart-Vaihingen eine Runde weitergekommen.

Vaihingen - Bereits seit 58 Jahren gibt es den Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels. Der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte und vom Börsenverein des deutschen Buchhandels ausgerichtete Wettbewerb soll Kinder und Jugendliche ermutigen, sich mit Literatur zu beschäftigen. Dass das die neun Schulsieger und Siegerinnen, die am Mittwoch in der Vaihinger Stadtbücherei zum Vorentscheid gegeneinander angetreten sind, getan haben, zeigte schon das durchweg gute Leseniveau der Schüler. Weshalb es die sechsköpfige, fachkundige Jury, bestehend aus Eleonora Pongratz-Storost, Lehrerin an der Österfeldschule, der Vaihinger Buchhändlerin Karin Bilsing, der Vorlesepatin Ruth Noller, einer Journalistin der Filder-Zeitung, sowie den beiden Vorjahressiegerinnen, Maria Dörfler und Lisa Zöllner, es dieses Mal nicht leicht hatten.

 

Jedes Kind liest fünf Minuten vor

In der ersten Runde durften die Schüler einen jeweils dreiminütigen Abschnitt aus einem Buch vorlesen, das sie vorab selbst gewählt hatten. Danach folgten zwei Minuten aus dem ihnen bis dato unbekannten Buch von Sabine Bohlman „Wie ich Fräulein Luise entführte“, das die Geschichte der zehnjährigen Greta erzählt, die ein völlig durchgetaktetes Leben führt, bis sie durch Zufall einen freien Donnerstagnachmittag bekommt. An dem lernt sie ihre Nachbarin Fräulein Luise kennen und verbringt von da an viel Zeit mit der Rentnerin.

Die Jury bewertete neben dem angemessenen Lesetempo, der deutlichen Aussprache und der sinngemäßen Betonung, auch die Interpretation des Textes, sprich ob der Vortrag durch die Stimme des Vorlesenden spannend und dynamisch zugleich war, aber dennoch nicht mit zu viel Schauspielerei.

Ein gespielter russischer Akzent

Hierbei schnitten die beiden Gewinnerinnen besonders gut ab. Sophia Kern, die in die sechste Klasse des Hölderlin-Gymnasiums geht, hatte zuvor aus Martina Wildners Buch „Königin des Sprungturms“ vorgelesen. Das Buch, welches 2014 den deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hatte, handelt von einer Mädchenfreundschaft zwischen zwei Sportlerinnen. Neben einem guten Tempo zeigte Sophia auch ein gutes Gespür für den Einsatz der Betonung. Für Lacher aus dem Publikum sorgte darüber hinaus ihr gespielter russischer Akzent an einigen Stellen. Ebenfalls positiv aufgefallen ist die zweite Gewinnerin, Emma Oberpaur von der Waldorfschule am Kräherwald. Ihr Wahltext von Charis Cotter handelt von einer Freundschaft zwischen zwei Mädchen, von denen eine Geister sehen kann. Ihre ausgewählte Stelle war spannend und ebenfalls gut und mit sicherer Stimme vorgetragen.

Urkundne und Bücherpreise

„Die Entscheidung war sehr schwer und ihr habt schließlich alle toll gelesen“, sagte Ulrike Seiwald von der Stadtteilbibliothek bei der Urteilsverkündung. Als Preis gab es für alle Teilnehmerinnen ein Buch und eine Urkunde. Für Sophia Kern und Emma Oberpaur heißt es nun noch eine Woche weiter üben. Als Sieger des Vorentscheids ziehen sie in den Stadtentscheid am 8. Februar in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz ein. Wer Stadt-, Bezirks- und Landessieger wird, darf sich gegen die Besten aus ganz Deutschland behaupten: Der Sieger auf Bundesebene erhält dann einen Buchgutschein und einen Wanderpokal für seine Schule, sowie den Besuch eines Autors und Bücher für die Schulbibliothek.