Ein Schwerverbrecher aus dem Rotlichtmilieu auf der Flucht, eine Kriminaldirektorin, die entführt wird und smarte Kommissare, die knallhart ermitteln: Auch der zweite Tatort aus Erfurt wird uns wahrscheinlich nicht lange in Erinnerung bleiben.  

Digital Desk: Anja Treiber (atr)

Stuttgart - Es ist die zweite Tatort-Folge aus Erfurt mit neuem Ermittler-Team. Und jetzt kommt die Preisfrage: Wer erinnert sich noch an den ersten Teil? Es ging um eine ermordete Escort-Begleiterin, kriminellen Handel mit Aufputschmitteln an der Uni und Erpressung. Klingelt’s? Wahrscheinlich nicht unmittelbar, denn schon die erste Folge zeichnete sich vor allem durch Belanglosigkeit aus. Der zweite 90-minütige Film „Der Maulwurf“ (Sonntag, 21. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten oder in der ARD-Mediathek) knüpft daran nun nahtlos an.

 

Die Handlung dreht sich um Timo Lemke (Werner Daehn), einen Rotlichtkönig, der elf Jahre lang in Haft saß – bis er für die Beerdigung seines Vaters Freigang bekommt und diese Gelegenheit zur Flucht nutzt. Statt gleich von der Bildfläche zu verschwinden, kündigt der Schwerverbrecher seinem Komplizen an, er müsse vorher noch ein Problem erledigen.

Und dieses Problem rührt von Lemkes Vergangenheit her. Damals, vor seiner Verhaftung, soll die Bordellgröße von Ingo Konzack (Oliver Stokowski), einem Ex-Polizisten, vor Razzien gewarnt worden sein. Das hat ihn aber nicht vor der Überführung und Verhaftung durch Kriminaldirektor Volker Römhild (Christian Redl) und Kriminaldirektorin Petra „Fritze“ Fritzenberger (Kirsten Block) geschützt, der jetzigen Chefin des jungen dreiköpfigen Ermittlerteams Henry Funck (Friedrich Mücke), Maik Schaffert (Benjamin Kramme) und Johanna Grewel (Alina Levshin).

Früh wird dem Zuschauer klar, dass die zurückliegenden Ermittlungen, die zur Verhaftung von Lemke führten, der Schlüssel des Ganzen sind. Leider wird zu wenig Spannung aufgebaut. Die Geschichte vom Maulwurf in der Polizeidienststelle ist schon oft erzählt worden und die Drehbuchautoren Leo P. Ard und Michael B. Müller, aber auch der Regisseur Johannes Grieser schaffen es nicht, dem bekannten Plot etwas Besonderes zu geben, an das wir uns erinnern werden. Wahrscheinlich werden wir uns also in einem Jahr wieder fragen. Tatort aus Erfurt? Ja, da war etwas. Stimmt, die haben ein neues Ermittlerteam. Aber worum ging es noch einmal?

Wir würden sagen, da ist noch Luft nach oben, Erfurt.

Der Tatort „Der Maulwurf“ im Kurzcheck

Schönste Krimifloskel: „Aber was hat er mit ihr vor?“, fragen sich die Ermittler nach der Entführung ihrer Chefin. Ja, was nur? Oh my god.

Heimliche Stilikone: Schmale Lippen, hohlwangige, aschfahle Gesichtszüge und ein finsterer Blick aus dunklen, braunen Augen: Werner Daehn braucht keine großen Dialoge oder Aktionen, um den Schwerverbrecher Timo Lemke glaubhaft in Szene zu setzen, dieser Blick und seine Physis reichen – auch für den Titel „Stilikone“.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Wie die Geschichte gelagert ist, wird allerspätestens in der Mitte des Films klar. Im Verlauf der Handlung wird einer zum Saubermann aufgebaut, der dann natürlich entsprechend tief wieder fallen muss.