Ein reicher Schnösel endet als Mordopfer mit zwei Kugeln in der Brust: Motive für die Tat finden die Kommissare vom Bodensee viele, bei der Suche nach dem Täter tun sie sich schon schwerer. Der Tatort ist solide – auch weil er die Nerven schont.

Stuttgart - Wie man in den Wald rein ruft, so schallt es heraus. Hätte sich das Opfer im neuen Tatort aus Konstanz „Todesspiel“ (20.15 Uhr im Ersten oder in der ARD-Mediathek) an diese Binsenweisheit gehalten, hätte es nicht mit zwei Kugeln in der Brust enden müssen. Aber dann wäre den Zuschauern ja ein durchaus gelungener Tatort entgangen.

 

Benjamin Wolters (Michael Pink), der „letzte Playboy von Konstanz“, wird jedenfalls in seinem schicken Wohnzimmer erschossen. Er ist ein reicher Schnösel, der mit seinen 32 Jahren noch nicht einen Tag gearbeitet, sondern sein Vermögen von seinem Vater geerbt hat. Wolters trieb sich mit einer Clique aus mindestens ebenso erbärmlichen Gestalten herum: ein glückloser Castingshow-Sänger, die reiche, aber gelangweilte Ehefrau eines Schweizer Schönheitschirurgen und ein windiger Anlageberater. Sie alle hatte der skrupellose Wolters auf die eine oder andere Weise in der Hand und hätte sie für ein wenig Nervenkitzel sicherlich ans Messer geliefert. Und dann ist da noch seine neue Freundin Alisa Adam (Anna Bederke), die sich als einzige in dem Haufen den schrecklichen Spielchen von Wolters widersetzt.

Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und Kollege Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) finden bei ihren Ermittlungen heraus, dass jeder der vier einen Grund hatte, ihrem „Freund“ ans Leder zu wollen. Doch wer hat wirklich den Abzug gedrückt – und vor allem, warum? Mit dieser Frage tut sich Blum lange schwer. Bis es fast zu spät ist.

Herrlich entspannend

Gegenüber all den brutalen, psychotischen und überkandidelten Tatort-Folgen der letzten Monate ist „Todesspiel“ regelrecht eine Erholung: Die Bilder sind ruhig und stilvoll in Szene gesetzt, die Geschichte ist einigermaßen spannend, aber auch nicht zu sehr, es spritzt so gut wie kein Blut und am Ende wird auch noch ein wunderbar klassisches Mordmotiv präsentiert. Perfekt, um am Sonntagabend einfach mal die Füße hochzulegen und geistig abzuschalten.

Natürlich darf man dabei keine cineastischen Höhenflüge erwarten. Und wer eher auf die Til-Schweiger-Ermittlungsmethode „Erst schießen, dann fragen“ steht, wird auch enttäuscht sein. Trotzdem: „Todesspiel“ ist ein solider Tatort – und man kann danach beruhigt einschlafen, ohne aus Angst das Licht anzulassen.

Der Tatort „Todesspiel“ im Kurzcheck

Schönste Krimifloskel: „Der Herr Wolters liegt sonst nicht tot auf dem Boden“, antwortet die Putzfrau des Opfers auf die Frage, ob ihr etwas Ungewöhnliches aufgefallen sei.

Heimliche Stilikone: Benjamin Wolters liebte (es) dekadent. Klar, dass auch seine Sex-Spielzeuge reichlich „Blingbling“ zu bieten hatten. Die mit Edelsteinen, Strass oder was auch immer besetzten Handschellen sind ein Beispiel.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Das Motiv scheint schon ein bisschen früher durch. Was den Täter angeht, weiß der Zuschauer allerdings erst nach gut 75 Minuten Bescheid.