Frustrierte Väter und traumatisierte Kinder: im sechsten „Tatort“ aus der Schweiz werden die Ermittler mit einer Familien-Tragödie konfrontiert. Wir verraten, ob sich das Einschalten am Ostermontag lohnt.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Für die Kinder ist es ein herber Schicksalsschlag: sie sind in einer zerrütteten Familie aufgewachsen, dann stirbt auch noch ihre Mutter. Donna Müller (Elena Bernasconi) wird tot an einem Bahndamm in Luzern aufgefunden, die Polizei geht von Mord aus. Die diversen Väter der Kinder geraten schnell auf die Verdächtigen-Liste der Ermittler Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer).

 

Im sechsten „Tatort“ aus der Schweiz („Zwischen zwei Welten“, Ostermontag um 20.15 Uhr, ARD und in der Mediathek) gerät zunächst der impulsive Daniele Rossi (Hans-Caspar Gattiker) ins Visier der Ermittler. Er ist der Vater von Emma (Annina Walt), der ältesten Tochter. Ein Bilderbuch-Macho, in dessen Welt sich männerhassende Feministinnen gegen die Männer verschworen haben und den Vätern alle Rechte nehmen wollen. Rossi macht sich mit seinen hasserfüllten Aussagen über die tote Ex-Frau und seine Mitgliedschaft in einer radikalen Vätergruppe sehr verdächtig.

Auch der spirituelle Lehrer Pablo Guggisberg (Grégoire Gros) ist den Ermittlern suspekt. Aber er wird noch ganz nützlich, da er immerhin mit Toten sprechen kann. Bei einem frühen Treffen mit dem Heiler wird der Fall beinahe gelöst, doch dann bricht leider der Kontakt mit dem Opfer ab – und der Zuschauer muss weiterschauen um zu erfahren, wer der Täter ist.

Das ist kein großes Vergnügen. Dafür werden zu viele Verdächtige in eine ziemlich zäh erzählte Geschichte eingewoben. Wer keinen großen Wert auf eine prickelnde Handlung legt, wer Krimis mit stimmungsvollen Bildern und schlecht gelaunten Ermittlern mag, der kann durchaus einen Blick riskieren. Alle anderen sollten sich schon mal ein Alternativprogramm für den Ostermontag zurechtlegen.

Schönste Krimifloskel:„Kann das jemand bezeugen?“ Dieser Spruch fällt immer wieder, unter anderem als der Sohn Ravi Müller (Pablo Caprez) und Ex-Mann André Barmettler (Benjamin Grüter) befragt werden.

Heimliche Stilikone: Mehr Guru-Klischee als Alain Schaller (Juan Bilbeny) geht kaum. Oder um es mit den Worten von Flückiger zu sagen: „Oh, der Typ geht mir vielleicht auf den Sack.“

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Erst ganz am Ende wird der Täter ermittelt. Im gut bestückten Verdächtigen-Roulette bleibt es bis dahin sehr schwierig, richtig zu raten.