Bei „Musik am 13.“ dreht sich in der Saison 2018/19 alles um die Orgel. Der Stuttgarter Bezirkskantor Jörg-Hannes Hahn hat das Programm der Kirchenmusikreihe vorgestellt.

Stuttgart - Ein wenig Understatement gehört zu dem Mann. „Im Großen und Ganzen“, sagt Jörg-Hannes Hahn, „bin ich zufrieden.“ Wer den Bezirkskantor kennt, weiß, dass dies bei ihm sehr viel bedeutet. Ganz große Projekte gibt es in der kommenden Saison in der Konzertreihe „Musik am 13.“ in Bad Cannstatt nicht. Aber auch in bescheidenem Rahmen gelingt es Hahn immer wieder, Perlen ans Tageslicht zu befördern. So kann, wer das Programm für 2018/19 durchblättert, Etliches finden, was es sonst nirgends gibt und was einen Ausflug in die Cannstatter Stadt- oder die Lutherkirche lohnt.

 

Das beginnt schon zum Auftakt der Spielzeit: Am 13. September spielt der Organist und Musikwissenschaftler Axel Flierl Werke aus dem Spätwerk des Bamberger Komponisten Karl Höller (1907-1987). Wer schon um 19.15 Uhr in der Stadtkirche ist, bekommt zusätzlich eine Einführung durch den Interpreten.

Brahms’ „Deutsches Requiem“

Hahns Lust an der Kombination von Bekanntem und Unbekanntem, alter und neuer Kirchenmusik ist der Abend am 13. Oktober gewidmet. Auf dem Programm: Bach-Motetten mit dem Chor Cantus Stuttgart und ein Orgelwerk des Kölners Dominik Susteck, bei dem der Komponist selbst an der Orgel sitzt. Der gleichen Vorliebe des Bezirkskantors verdankt sich das Sonderkonzert am 25. November mit Johannes Brahms’ „Deutschem Requiem“ und Bernd Alois Zimmermanns „Ekklesiastischer Aktion“ mit dem Bachchor und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Auch das erste der beiden Weihnachtskonzerte (22. Dezember), bei dem die ersten drei Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium mit Johann Kuhnaus „Magnificat“ kombiniert werden, wurde aus diesem Geist des einkomponierten Widerstands konzipiert – der zweite Teil von Bachs Sechsteiler erklingt dann tags darauf wie gewohnt ganz „ungestört“.

Komponisten wie Adriana Hölszky, Dieter Schnebel, Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, Krzystof Penderecki, Sofia Gubaidulina und Peteris Vasks hat Jörg-Hannes Hahn schon nach Bad Cannstatt gelockt, um sie dort vorzustellen. Jetzt kommt Mark Andre, dessen Oper „Wunderzaichen“ eines der spannendsten Werke der Ära Jossi Wieler an der Oper Stuttgart war. Hochinteressant dürfte das Konzert mit ihm und über ihn am 13. Mai werden – nicht nur wegen der aufgeführten Werke für Harfe, Kontrabassklarinette, Streichtrio und Vokalsextett, sondern auch weil der SWR-Redakteur Björn Gottstein den Komponisten zu seinem Werk befragen wird.

Bachs „Kunst der Fuge“

Neben den jahreszeitlich bedingten Konzertstandards – einem Adventskonzert zum Mitsingen und dem traditionellen Trompeten-/Orgelkonzert an Silvester – sowie zwei Kooperationskonzerten (Neue Musik mit Touchpoint und Barockes mit dem Ensemble Ecco la musica) gibt es am 13. Januar ein Konzert zum 375. Geburtstag von Heinrich Ignaz Franz Biber. Bei einem Chor- und Orgelimprovisationsabend ergänzt der Cantus Stuttgart ein vierzigstimmiges Werk Alessandro Striggios des Älteren mit einem Stück von Johann Christoph Altnickol. Bachs Johannespassion erklingt am Karfreitag, ein Konzert mit französischer Musik für Klavier und Orgel am 13. Juni, und beim Saisonabschluss einen Monat später wird – neben weiteren zeitgenössischen Werken – das Stück, das der SWR-Pianist und Komponist Christoph Grund kürzlich für den Hymnus-Knabenchor geschrieben hat, unter Mitwirkung des Raschèr-Saxofonquartetts seine Zweitaufführung erleben.

Hinzu kommt am 12. und 13. Februar ein doppeltes Bach-Konzert mit Orgelwerken, dessen zweiten Abend Hahns Vorgänger in Bad Cannstatt und Gründer der Reihe „Musik am 13.“, Thomas Schäfer-Winter, mit der „Kunst der Fuge“ gestaltet. Es ist ein feines Programm, auf das man in Bad Cannstatt zu recht stolz sein kann: Das Konzert am 13.  Mai 2019 ist tatsächlich schon das fünfhundertste der Reihe.