Grausam still und plakativ schreiend wie es nur ein Meuffels-Polizeiruf kann, wird in „Nachtdienst“ vorgeführt, was passiert, wenn keiner mehr für die Alten Verantwortung übernehmen will – weder die Gesellschaft noch die Familie.

München - Kann man sich die Pflegearbeit im Altersheim schönsaufen? Tscharlie (Florian Karlheim) versucht es jedenfalls. Aber er mag die Alten. Wahrscheinlich hat er deswegen den einen Patienten auch nicht erschlagen. Aber wer dann? Und gab es diesen Mord überhaupt? Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) glaubt daran. Auch wenn seine einzige Zeugin, Frau Strauß (Elisabeth Schwarz), an vaskulärer Demenz leidet. Also einen Frontallappen hat wie Brokkoli, lallt Tscharlie. Diese „Polizeiruf“-Folge aus München wird für den Kommissar zu seiner härtesten Schicht: Er schiebt „Nachtdienst“ im Pflegenotstand und bekommt schon bald einen Beutel Kacke von einem Patienten in die Hand gedrückt.

 

Harte Kost. Schonungslos wird die Handlung ausschließlich durch die ausweglosen Flure des Altenheims gejagt, den schreienden, zu fixierenden und sterbenden Bewohnern hinterher. Sie wohnen in hübsch mit persönlichen Möbeln eingerichteten Zimmern, die es – und sei es der noch so große Sessel –, dennoch nicht schaffen, das Flair dieser ungemütlichen Endstation zu verdecken. An ihren Türen ist Obst oder Gemüse abgebildet. Das mag albern wirken, ist aber nur ein sehr trauriges Zeugnis davon, dass es mit Zahlen und Namen in einem Leben, das einem nicht mehr recht gehorchen will, auch nicht mehr klappt.

Wegschauen gilt nicht

Meuffels taumelt wie eine lädierte Kugel in einem kaputten Flipper zwischen Traube, Erdbeere und Gurke über die Gänge – genauso überfordert von der Situation wie die Pfleger und die Bewohner selbst. Hilft ihm Frau Strauß, die Frau aus der Banane, weiter? Oder ist er wie jeder Angehörige nur hilflos der Gnadenlosigkeit ihrer Krankheit ausgeliefert? Und welche Rolle spielt eigentlich der alte SEK-Mann Claus Grübner (Ernst Jacobi) in diesem Trauer-Flur-Spiel?

Es ist kaum auszuhalten. Grausam still und plakativ schreiend wie es nur ein Meuffels-Brandt-Fall kann, wird vorgeführt, was passiert, wenn keiner mehr für die Alten Verantwortung übernehmen will – weder die Gesellschaft noch die Familie. Das ist am Ende schier unerträglich. Aber wegschauen gilt nicht.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr