Im Tatort aus Münster trifft Jan Josef Liefers alias Gerichtsmediziner Professor Boerne am Sonntag auf einen starken Gegner – und die Kunstszene geht hops. Wir verraten, ob sich das Einschalten lohnt.

Münster - Das geht ja gut los. Gott sitzt mürrisch auf dem Sofa, trinkt Alkohol und zerdeppert einen Spiegel. Dabei wartet doch ganz Münster auf seinen großen Auftritt, auf sein neues Werk! Oder ist diese neue Schöpfung bereits da? Ist es die Clownsfigur, die kurz vor der Eröffnung der internationalen Skulptur-Tage jack-in-the-box-mäßig aus einer Röhre baumelt? Aber warum hat er dafür einen ehemaligen Münsteraner Stadtrat, der vor einiger Zeit vom Vorwurf der Unzucht mit Minderjährigen freigesprochen wurde, einbalsamiert und zum toten Narren gemacht? Weil Gott eben über Leben und Tod entscheidet? Ist Gott also ein Serienmörder? Oder vielmehr: der Exzentriker Zoltan Rajinovic alias G.O.D. (Aleksandar Jovanovic), der Star der Kunstszene – Gott eben?

 

Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) jedenfalls will nicht glauben, dass G.O.D. schlicht ein Mörder ist. Im Gegenteil: Er betet ihn an. Mehr noch: Er will sein Meisterschüler werden. Auch wenn er sich bald mit weiteren kunstvoll präparierten und inszenierten Leichen abgeben muss. Um die darf sich Frank Thiel (Axel Prahl) kümmern, der bei der Fahndung im seiner Meinung nach völlig wahnsinnigen Künstlermilieu nur schwer Schimpfworte schnaufend vorankommt.

Kunst – Kunst überall!

Boerne hat im Gott G.O.D. seinen Meister gefunden. Selten hat man ihn so schwach, so anbetend gesehen. Noch nie ist ihm einer auf seiner ach so hohen Augenhöhe begegnet. G.O.D. spielt ihn an die Wand, darf ihn beschimpfen, „Musst du immer so ein Arschloch sein?“ – und ihm an den Hintern fassen. Wie die beiden um Unsterblichkeit ringen, wird in „Gott ist auch nur ein Mensch“ ein Fall für sich.

Hier gibt’s den Traile rzum "Tatort“:

Der Regisseur Lars Jessen und die Autoren Christoph Silber und Thorsten Wettke schaffen das Kunststück, um dieses göttliche Götterduell herum den Krimi nicht zu vergessen und gleichzeitig die Kunstszene kräftig abzuwatschen.

Vernehmungen werden zu künstlerisch wertvollen Inszenierungen, natürlich fallen plumpe Sätze wie „Der Mensch ist nichts, das Werk ist alles“ und „Gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie“, und es gibt unter den Künstlern Verdächtige, die astreine Alibis haben, weil sie zum fraglichen Zeitpunkt entweder Geister der Schöpfung getroffen oder Live-Aufnahmen aus der Gebärmutter nach Japan gesendet haben.

Im münster-üblichen Panoptikum der Verhaltensauffälligen steuert am Ende alles noch auf eine hübsche Pointe zu, die den ganzen Fall über gut verstaut in einem Koffer lauert: Jack in the Box eben.