KZ-Gedenkstätten in Deutschland lehnen den Vorschlag der Unionsfraktion im Bundestag, Schüler zu Besuchen der Einrichtungen zu verpflichten ab. Ein Besuchszwang verstärke ablehnenden Haltungen oft eher, betonen sie.
Die großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland lehnen den Vorschlag der Unionsfraktion im Bundestag, Schüler zu Besuchen der Einrichtungen zu verpflichten deutlich ab. Hinter dem Ruf nach Pflichtbesuchen stecke manchmal die naive Vorstellung, dass KZ-Gedenkstätten „demokratische Läuterungsanstalten“ seien, sagte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der „Welt“ (Montagsausgabe). Die Forderung nach Pflichtbesuchen werde häufig „reflexhaft nach antisemitischen Vorfällen für Gruppen erhoben, von denen man fälschlicherweise annimmt, sie heilen oder immunisieren zu können“.
Ein ehemaliges Konzentrationslager könne für junge Menschen eine „emotionale Überforderung“ darstellen, die niemandem aufgezwungen werden sollte, sagte zudem der für Sachsenhausen und Ravensbrück zuständige Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. „Ein wichtiger Grundsatz der Bildungsarbeit in Gedenkstätten ist die freiwillige Entscheidung. Die Erfahrung zeigt, dass Zwang häufig ablehnende Haltungen eher verstärkt.“
Lerneffekt auf freiwilliger Basis
Ähnlich äußerten sich die Leiter weiterer großer Gedenkstätten. „Um einen Lerneffekt zu erreichen, sollten Besuche an KZ-Gedenkstätten auf so freiwilliger Basis wie möglich erfolgen“, sagte etwa die Direktorin der KZ-Denkstätte Dachau der „Welt“.
Lediglich Jörg Skriebeleit, Leiter der kleineren KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern begrüßte den Vorschlag. Im Freistaat gebe es bereits die Besuchspflicht für Gymnasiasten und Realschüler und „wir machen hier sehr gute Erfahrungen mit einem in den Lehrplänen integrierten obligatorischen Besuch von Schülerinnen und Schülern“, sagte er.