Könnten unangemeldete Kontrollen unter Piloten die Sicherheit von Passagierflügen erhöhen? Die nationale Taskforce solle das doch einmal prüfen, findet Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Frankfurt/Main - Als Konsequenz aus dem Germanwings-Absturz hält Lufthansa-Chef Carsten Spohr unangemeldete Medizin-Checks für Piloten für denkbar. In einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) vom Freitag nennt Spohr solche Tests als ein mögliches Mittel, um Unsicherheiten über den psychischen Gesundheitszustand von Piloten zu verringern. Es müsse jedoch hoheitliche Aufgabe des Staates sein, solche Kontrollen durchzuführen, sagte ein Lufthansa-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Daher sei es notwendig, die Anregung zunächst in der nationalen Taskforce für Flugsicherheit zu diskutieren. Einen Alleingang schließt das Unternehmen nach eigenen Angaben aus. Denkbar seien Medikamenten- oder Drogentest, um einen möglichen Missbrauch der Substanzen nachzuweisen.

 

Pilotenvereinigung Cockpit begrüßt Prüfung des Vorschlags

Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) begrüßte eine Prüfung des Vorschlags durch die Taskforce. „Dort gehört er hin - und nirgendwo anders“, sagte ein Sprecher. Zugleich warnte er jedoch vor übereilten Entscheidungen. Es sei noch zu früh, um aus dem Absturz in Frankreich Schlussfolgerungen zu ziehen. „Wir müssen erst den Abschlussbericht abwarten“, forderte er. Es müsse auch überlegt werden, in welchen Fällen Flugärzte von ihrer Schweigepflicht entbunden werden könnten, sagte Spohr der FAZ. Hinweise auf psychische Störungen könnte die regelmäßige Einnahme von Antidepressiva geben, die allerdings auch bei chronischen Schmerzen verordnet werden, berichtet das Blatt. Die VC hatte sich bereits kurz nach dem Absturz gegen eine Lockerung der Schweigepflicht ausgesprochen.

Ein Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Wie die französische Untersuchungsbehörde Bea feststellte, hatte der 27 Jahre alte Copilot bewusst den tödlichen Sinkflug eingeleitet, während der Pilot nicht im Cockpit war. Bei dem Unglück starben alle 150 Menschen an Bord, unter ihnen 72 Deutsche. Der Copilot soll psychische Probleme gehabt haben.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und die Luftverkehrswirtschaft hatten als Reaktion auf den Absturz Anfang April die Taskforce für Flugsicherheit gegründet. Das Expertengremium soll unter anderem über Änderungen am Türschutz-Mechanismus in Cockpits und über Checks für Piloten beraten.