Knochenbrüche, amputierte Finger, posttraumatische Belastungsstörungen: Verletzungen durch Feuerwerk können schlimm enden. Das Unfallkrankenhaus in Berlin hat Daten dazu ausgewertet. Besonders illegale Böller bergen große Gefahren.
Schwerverletzte durch Feuerwerk in Berlin sind nach Daten des BG Klinikums Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) auffällig oft männlich. „97 Prozent der Bölleropfer sind Männer“, heißt es in einer UKB-Auswertung zu rund 150 Patienten, die dort von 2005/06 bis 2022/23 je rund um den Jahreswechsel mit schwerwiegenden Handverletzungen stationär behandelt wurden.
„Sie setzen Knall- und Feuerwerk häufiger ein und neigen eher zu risikohaften Verhalten beim Anzünden als Frauen“, halten Fachleute der Abteilung für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie fest. Auch Alkoholkonsum spiele eine große Rolle.
Unfälle am Neujahrsmorgen
Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen häufen sich nach UKB-Erfahrung vom Neujahrsmorgen an. Dieses Phänomen an den Tagen nach der Silvesternacht erklären die Mediziner damit, dass Kinder etwa auf Straßen und Plätzen Blindgänger finden und versuchen, diese zu zünden.
„Das ist besonders gefährlich, da diese zum Beispiel bei teilweise abgebrannter Lunte unerwartet schnell explodieren können“, heißt es in der Auswertung.
Komplexe Verletzungen durch Böller
Es liegt nahe: Wenn beim Hantieren mit Böllern und Raketen etwas schief geht, dann betrifft das häufig die Hände. Das Spektrum reicht laut UKB von oberflächlichen Verbrennungen und Wunden über Ausrenkungen und Knochenbrüche, Sehnen-, Gefäß- und Nervenverletzungen bis hin zu Amputationen und Zerstörung der gesamten Hand. „Weitere gefährdete Körperregionen sind Gesicht, Augen und Ohren.“
Riskant kann es etwa beim Nachzünden werden oder wenn Knall- und Feuerwerkskörpern nicht schnell genug aus den Händen geworfen werden, wie die Erfahrung der Klinik zeigt. „Gerade illegale und nicht zertifizierte Knall- und Sprengkörper oder sogar selbst gebaute Sprengmittel führen oft zu besonders schweren Verletzungen.“
Rund zehn Tage wurden die betroffenen Patienten im Durchschnitt auf Station behandelt, wobei ein Teil von ihnen mehrfach in den OP kam. Zahlreiche Patienten büßten laut der Auswertung Finger oder Teile davon ein. Dass wegen Feuerwerk eine ganze Hand amputiert werden musste, sei in dem Zeitraum ein Mal vorgekommen.
Psychische Folgen
„Neben den äußeren Verletzungen sind auch psychische Folgen oft erheblich“, schreiben die Mediziner. „Im Rahmen der schweren Traumatisierung durch die Explosion wurde bei knapp einem Viertel der Patienten während des stationären Aufenthaltes die Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung gestellt und behandelt.“
In der Datenauswertung spricht sich das UKB dafür aus, am besten schon in Schule und Ausbildung mit Aufklärung über Böllerverletzungen zu beginnen. Einer der zahlreichen Ratschläge lautet: „Wenn Alkohol im Spiel ist: Hände weg von Feuerwerkskörpern. Alkohol macht unvorsichtig.“
Nicht explodiertes Feuerwerk sollte weggeräumt und entsorgt werden, damit es nicht versehentlich in Kinderhände gelange.
Info: Illegale Silvesterknaller
Böller
Experten warnen vor den Gefahren illegaler Silvesterknaller. Diese reagierten häufig viel heftiger als offiziell in Deutschland zugelassene Feuerwerkskörper, heißt es seitens der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Demnach könne etwa die nötige Verzögerungszeit nach dem Anzünden nicht gegeben sein oder der Knaller unvorhergesehen stark reagieren.
Feuerwerk
Nach Angaben der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin enthalten illegale Knallkörper häufig einen Blitzknallsatz, der wegen seiner chemischen Zusammensetzung sehr viel stärker als herkömmliches Feuerwerk reagiert. Explodiert so ein Knaller in der Hand, drohen schwere Verletzungen wie der Verlust von Fingern.
Kategorien
Vor allem von den sprengkräftigen Böllern der Kategorie F3 und F4 geht eine große Gefahr aus. Die als Polen- und Tschechen-Böller bekannten Kracher sind bei Pyrotechnik-Fans ebenso beliebt wie bei Polizei, Zoll und Feuerwehr gefürchtet. In Deutschland dürfen Feuerwerkskörper der Kategorie 1 (Knallerbsen, Wunderkerzen, Partyknaller) das ganze Jahr über auch an Zwölfjährige an verkauft werden. Pyrotechnik der Kategorie 2 (Raketen, Batterien, Knallkörper) ist ab 18 Jahren vom 28. bis 31. Dezember.
Sprengstoff
Illegale Pyrotechnik enthält deutlich mehr Sprengstoff als die zugelassenen maximal drei Gramm Schwarzpulver in handelsüblichen Böllern. Die aus einem Blitzknallsatz (brandfördernde Substanzen, sogenannte Oxidatoren), Kaliumperchlorat und Aluminiumpulver zusammengesetzten Explosivkörper können jederzeit vorzeitig hochgehen. Dabei detonieren sie mit einem lauten Knall und hellem Lichtblitz. Die Bundesanstalt für Materialforschung warnt: „Diese Pyrotechnikartikel können zu erheblichen Verletzungen führen.“ Die Zündschnüre würden nicht überprüft und könnten extrem schnell abbrennen, so dass kaum noch Zeit bleibt, sich schnell in Sicherheit zu bringen.