Die Echterdinger Bank hat weder weibliche Vorstände noch Aufsichtsräte. Angeblich aus Desinteresse an Bilanzen und Zahlensalat. Eine 63-Jährige aus Echterdingen erzählt nun ihre Version der Geschichte.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Echterdingen - Ulrike Schwing-Dengler will ihre Version der Geschichte erzählen, weil es sie stark umtreibt. Es geht um den Frauenanteil unter den Bestimmern bei der Echterdinger Bank.

 

Unsere Zeitung hatte jüngst davon berichtet, wie dünn gesät weibliche Führungskräfte bei kleineren Banken sind, als Beispiele dienten die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, die Volksbank Filder und eben die Echterdinger Bank. Auffällig ist, was auch ein Blick in bundesweite Statistiken zeigt: Zwar beschäftigen Sparkassen und Volksbanken unter dem Strich mehr Frauen als Männer, doch die Karriereleiter klettern vor allem Männer hinauf.

Besonders auffällig: In den Vorständen der drei genannten Banken sitzen ausschließlich Männer. Aber auch der sechsköpfige Aufsichtsrat bei der Echterdinger Bank, der unter anderem den Vorstand mitbestimmt, hat einen Frauenanteil von null Prozent.

Zu dröge Materie?

Aufsichtsrat werden könne bei der Echterdinger Bank im Grunde jeder, der Genossenschaftsanteile hält, sagte Dietmar Schmid, einer der beiden Vorstände, gegenüber unserer Zeitung. Und natürlich auch jede. Man würde sich freuen, wenn sich Frauen dafür erwärmen könnten. Dass dem bisher noch nicht so war, erklärt sich Schmid unter anderem mit der drögen Materie. „Es ist für sie vielleicht gar nicht so attraktiv, weil es um eher langweilige Themen geht“, sagte er in einem Gespräch mit unserer Zeitung Ende Dezember. Daher habe sich bisher keine Frau für diesen Job gefunden.

Wenn Ulrike Schwing-Dengler das hört, erhöht sich ihr Puls. „So eine Aussage kann man doch nicht tätigen“, sagt sie. Sie habe sich vor wenigen Jahren für den Aufsichtsrat der Echterdinger Bank interessiert, sei auf die Vorstände im Vorfeld der Wahl zugegangen. Die 63-jährige Frau aus Echterdingen ist vom Fach. Sie habe Bankwirtschaft studiert, habe am Lehrstuhl für Kreditwirtschaft in Stuttgart-Hohenheim gearbeitet und sei jetzt ebenfalls im Finanzbereich bei einem großen Unternehmen tätig. „Ich hätte die Qualifikation gehabt“, sagt sie. Zur Wahl angetreten ist sie letztlich nicht. „Man hat mir verdeutlicht, dass man schon jemanden hat“, erzählt sie. Zwar sei es ihr gutes Recht, zu kandidieren, doch man habe ihr signalisiert, dass dies keine Aussicht auf Erfolg haben würde, „und dass eine Kampfkandidatur nicht gut ankommen würde“. Ihr Eindruck: Die Männer wollten lieber unter sich bleiben. Sie spricht von einem „Old-Boys-Club“.

Eine Frau an der Spitze der Volksbanken

Dietmar Schmid, einer der beiden Vorstandsvertreter der Echterdinger Bank, sagt, er kenne die Details des Falls nicht. „In der Sache kann ich deshalb nichts dazu sagen“, sagt er. Er berichtet aber von einem „guten, wertschätzenden Kontakt“ zur Familie Schwing-Dengler. Grundsätzlich gelte, dass der Aufsichtsrat frei gewählt werde. „Das ist wie bei einer Vereinsversammlung, man kann sich wählen lassen, da ist nichts besonders Geheimes dabei.“ Und es gebe durchaus Kampfkandidaturen. „Letztlich entscheiden die Mitglieder, die bei der Versammlung sind, das ist bei uns basisdemokratisch.“

Aus Schmids Sicht gibt es übrigens „Hoffnung“ für die Verweiblichung der Volks- und Raiffeisenbanken. Denn mit Marija Kolak stehe eine Frau an der obersten Spitze. Sie ist seit 2017 die Präsidentin des Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. „Das wirkt schon auch nach innen“, sagt der Banker.