Wird sich der hochumstrittene Gastgeber Katar durch die Fußball-WM 2022 in ein offeneres Land verwandeln? VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger ist da skeptisch.

Stuttgart - Thomas Hitzlsperger hat mehr Ehrlichkeit bei der Diskussion über die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar gefordert. Es sei ihm lieber, „wenn man knallhart sagt: Die arabische Welt ist ein wichtiger Markt mit potenten Sponsoren, sie haben eine Top-Bewerbung abgegeben, also spielen wir da“, sagte der Vorstandschef des VfB Stuttgart dem „kicker“.

 

Der WM-Gastgeber ist wegen seines Umgangs mit Gastarbeitern sowie mit Frauen- und Minderheitenrechten insbesondere aus westlicher Sicht hochumstritten. Hitzlsperger findet daher den Ansatz richtig, mittels des Turniers den Fokus auf die gesellschaftlichen Umstände zu richten und womöglich Veränderungen anzustoßen. „Man versucht, damit die alte diplomatische Idee von Wandel durch Annäherung zu bemühen“, sagte der 39-Jährige.

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Allerdings glaubt er nicht an wesentliche Veränderungen allein durch die WM. Seine Hoffnungen hielten sich in Grenzen, sagte der EM-Zweite von 2008. Es werde dem Weltverband Fifa nicht schwerfallen, vier Wochen lang Bilder zu zeigen, die den Eindruck von Fortschritt vermittelten, ohne dass sich im Land in den kommenden Jahren grundsätzlich etwas ändere. „Aber an eine nachhaltige Verbesserung allein durch eine WM glaube ich nicht. Russland ist nach der letzten WM 2018 auch nicht demokratischer und liberaler geworden“, sagte Hitzlsperger.

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Homosexualität ist in Katar verboten, immerhin erklärte das WM-Organisationskomitee vor rund einem Jahr, es werde das Zeigen der Regenbogenflagge in den Stadien erlauben. Hitzlsperger findet: „Das ist auf alle Fälle begrüßenswert, weil derartige Symbole immer wieder Diskussionen auslösen. Wenn schon die WM in Katar stattfindet, dann muss sich die Fifa diesen Diskussionen eben stellen – und genauso der Staat Katar.“